Fast alle Autohersteller setzen parallel zum Verbrennungsmotor auch
auf Elektroautos und Hybride - manche sogar komplett.
Der berühmte Motoren-Entwickler Friedrich Indra ist völlig anderer Meinung. Er hält die E-Mobilität für einen gefährlichen Irrweg. (Quelle: Focus-online)
Der berühmte Motoren-Entwickler Friedrich Indra ist völlig anderer Meinung. Er hält die E-Mobilität für einen gefährlichen Irrweg. (Quelle: Focus-online)
- Zur Person
- Professor Friedrich Indra (76) begann seine Karriere bei Alpina, wo er für die Sechszylinder-Turbomotoren verantwortlich zeichnete. Von dort ging er nach einigen Jahren zu Audi, wo er unter Ferdinand Piëch wirkte, und schließlich zu General Motors, wo er zuletzt als Leiter für "Advanced Engineering in Powertrain Operations" arbeitete. Indra wurde im Jahre 2005 pensioniert und betätigte sich weiter in Forschung und Lehre. Heute berät er den österreichischen Entwicklungsdienstleister AVL List.
Fast alle Autohersteller investieren
Milliarden in die Entwicklung von Elektroautos und Hybridfahrzeugen.
Doch die Verkaufszahlen bleiben in vielen Ländern noch überschaubar.
Motoren-Entwickler Friedrich Indra, einst bei Audi und General Motors
unter Vertrag, hält die E-Mobilität für einen großen Fehler.
Professor Indra, es scheint, als ginge dem Verbrennungsmotor der Sprit aus.
Friedrich Indra: Dieser
Eindruck ist falsch. Auch heuer wurden viele neue Motoren präsentiert;
die Fortschritte sind nach wie sehr beachtlich, beim Otto-und beim
Dieselmotor. Die Motoren werden bei immer mehr Leistung immer sparsamer.
Den Ingenieuren gehen die Ideen nicht aus. Die finale Lösung sind neue
CO2-neutrale synthetische Kraftstoffe. Diese benötigen für die
Herstellung soviel CO2, wie dann im Betrieb wieder freigesetzt wird.
Damit ist das Auto mit Verbrennungsmotor sauber.
Diese Möglichkeit scheint sich noch nicht bis in die Politik herumgesprochen zu haben. Die will den Verbrenner abschaffen.
So
unglaublich das ist: Das ist inzwischen leider eine reale Gefahr. Dabei
löst das Elektroauto kein einziges Umweltproblem und leistet keinen
Beitrag zum Klimaschutz. Während die Politik es nicht verstehen will,
ist die Autoindustrie offenbar nicht imstande, mit einer Sprache zu
sprechen, obwohl man das Thema ganz einfach erklären kann. Warum kann
die deutsche Industrie nicht tun, was Toyota
vormacht? Dort sagt man klipp und klar: Wir machen nicht mit, weil man
damit keine Geld verdienen kann, die Energiebilanz schlecht ist und
baldige Lösung nicht in Sicht ist. Aber die deutsche Bundesregierung hat
eben zur Förderung dieser Technik 13 Milliarden Euro unter die Auto-
und Batteriehersteller gestreut, und ich habe oft den Eindruck, dass das
eine Art Schweigegeld ist.
Das E-Auto gilt als CO2-frei. Ist das den Einsatz nicht wert?
Eine
absurde These. Es gibt eine sehr gute Untersuchung von Professor
Spicha, derzufolge bei einer CO2-Well-to-Wheel-Betrachtung das
Elektroauto in Deutschland um den Faktor 1,6 schlechter ist als
Verbrenner. In Österreich ist es immerhin nur um den Faktor 1,3
schlechter, weil wir viel Wasserkraft nutzen. In China
hingegen ist es 4 bis 5 mal schlechter. Und wir reden hier über den
Verbrauch und noch nicht einmal über die riesigen Energiemengen, die bei
der Herstellung der Batterien benötigt werden und mit denen ein
normales Auto etwa 30.000 Kilometer weit käme. Und dazu kommt noch das
Thema Recycling; niemand kann diese wertvollen Stoffe ausreichend
recyceln.
Hier
handelt es sich lediglich um den zweitgrößten Betrug an der Umwelt,
weil man bei der Ermittlung des Verbrauchs einfach darauf verzichtet,
den vorher getankten Strom mit einzubeziehen. Dabei kommen für
Supersportwagen mit dieser Technik so perverse Werte wie 3,1 Liter
Verbrauch pro 100 km heraus. Inzwischen werden diese Fahrzeuge auch zu
den Elektroautos gezählt, obwohl sie auch einen Verbrennungsmotor an
Bord haben. Damit glaubt sich die Politik weniger zu blamieren, weil die
für 2020 anvisierten Ziele dann etwas weniger weit verfehlt werden. In
manchen Ländern nimmt inzwischen der Markanteil von reinen Elektroautos
schon wieder ab. Das wird auch bei den Plug-in-Hybriden passieren, wenn
alle "Reichen" mit diesen Autos versorgt sind.
Video: Elektro-Smart im Test
Bringt die Elektrifizierung denn im Motorsport Vorteile?
Gerade
hier ist sie völlig fehl am Platz. Auf der Straße funktionieren die
Lithium-Ionen-Akkus noch halbwegs, im Motorsport werden sie wegen der
schnellen Be und Entladung viel zu heiß und gehen dauernd kaputt. Die
Entscheidung von Audi,
in Le Mans nicht mehr dabei zu sein, dafür aber in der Formel E zu
fahren, ist ein verheerendes Signal. Bei Audi hat sich offenbar noch
nicht herumgesprochen, dass die Formel E in der Gesamtenergiebilanz
deutlich schlechter ist als Rennfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die
absolute Schwäche der Batterietechnik wird hier auch noch vorgezeigt,
weil die Fahrer nach einer halben Stunde die Fahrzeuge wegen leerer
Batterien wechseln müssen.
Was taugen E-Autos?
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Warum dringen solche Argumente nicht mehr durch?
Es gibt in Politik und Medien einen Hass gegen den Verbrenner, und der wird unheimlich geschürt durch das Volkswagen-Abgasthema.
Dieser hochgespielte Skandal unterbindet jede sachliche Diskussion, und
die Politik stellt sich gegenüber der Autoindustrie inzwischen auf den
Standpunkt: Wir beschließen einfach, ihr setzt um. Die Industrie hat ein
schlechtes Gewissen, auch wenn das völliger Unsinn ist, und so kommt es
zu Zielvorgaben wie den 25 Prozent Elektro-Anteil in wenigen Jahren, in
absehbarer Zukunft sogar 100 Prozent. Dieses Wunschdenken geht Hand in
Hand mit Ablenkungsmanövern. Noch nie haben Industrie und Politik so
irrational gehandelt. Wie das überhaupt wirtschaftlich funktionieren
soll, wenn man keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr hat, mit denen
man ja Geld verdienen kann, hat sich wohl noch kein Politiker überlegt.
Video: Eine Welt ohne Verbrenner? Die Vor- und Nachteile
Sind diese hohen Marktanteile überhaupt realistisch?
Es
wäre in unserer freien Marktwirtschaft das erste Mal, dass ein Kunde
ein Produkt kauft, das teurer ist und weniger kann als das, was er hat -
und bei dem überdies die Hälfte des Wertes in der Batterie steckt. Nach
acht Jahren ist das Auto ja nichts mehr wert. Was mir Hoffnung macht,
ist die Erfahrung: Der Kunde entscheidet. Was mich aber an dem Gerede
über die glorreiche Zukunft der E-Mobilität am meisten stört, ist die
Verunsicherung der Studenten. An den Hochschulen wird das Fach
Verbrennungskraftmaschinen kaum mehr belegt, weil wir ja - so glaubt man
derzeit - ab 2030 sowieso alle elektrisch fahren. Dabei bräuchten wir
weiterhin die besten Ingenieure für die sinnvolle Weiterentwicklung der
Verbrennungsmotoren , denn denen gehört - zusammen mit CO2-neutralen
Kraftstoffen - weiterhin die Zukunft.
Wie erklären Sie sich das Beharren der Chinesen auf der E-Mobilität?
Das funktioniert ja dort auch nur, weil - wie früher in Norwegen
- Elektroautos massiv von der Regierung subventioniert werden. Das kann
sich aber kein Land der Welt langfristig leisten. Dann wird sich das,
wie ja auch schon in Norwegen, wieder nivellieren.
Könnte es passieren, dass mit dem neuen US Präsidenten die Karten neu gemischt werden?
Der neue US-Präsident, so sagt man, ist kein Freund der Elektromobilität.
Das Interview führte Jens Meiners - Über den Autor
- Jens Meiners ist Korrespondent für das renommierte US-Magazin Car and Driver und die Zeitung Automotive News. Als Mitglied im "Steering Committee" der Jury "World Car Of The Year" testet er weltweit neue Fahrzeuge.
KOMMENTAR:
Was würden Sie sagen, wenn dieser Beitrag von der Oelindustrie gesponsert worden wäre?
Nur schon diese Frage macht nun die obigen Antworten fragwürdig.
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