Kommunikation ist ein Kerngeschäft für Bundesräte
Die früheren SRF-Moderatoren Peter Minder (l.) und
Urs Wiedmer arbeiten in Toppositionen für die SVP-Bundesräte Ueli Maurer
und Guy Parmelin. Peter Mosimann
Wenn sich ein Skandal anbahnt, schirmen sie
ihre Bundesräte rigoros ab. Wenn ein Schweizer Sportler eine Medaille
gewinnt, schieben sie ihre Chefs ins Rampenlicht. Die
Kommunikationschefs der Departemente ziehen im Vorzimmer der
Bundesrätinnen und Bundesräte die Strippen und versuchen die öffentliche
Meinung über ihre Chefs zu steuern. Kaum ein Beamter ist täglich so
nahe an den Magistraten dran wie die Kommunikationsprofis.
«Den Journalismus zu verlassen, habe ich nie bereut»
Die
Pressechefs koordinieren Interviews und versuchen manchmal,
Journalisten einen kritischen Artikel auszureden. Viele sprechen dann
mit Ex-Kollegen. Denn wie die meisten der Hunderten von
Kommunikationsbeamten haben auch viele Bundesratssprecher früher als
Journalisten gearbeitet.
«Ein grosses Problem habe ich mit Indiskretionen aus
der Verwaltung. Dahinter stecken fast immer Absichten, die ein Geschäft
beeinflussen wollen», sagt Minder. Peter Mosimann
Darunter finden sich bekannte Gesichter:
Ausgerechnet die beiden SVP-Bundesräte setzen auf SRG-Expertise. Der
langjährige TV-Sportreporter Peter Minder wechselte vor fünf Jahren vom
Service public zum Service Bundesrat und wurde Sprachrohr von
Finanzminister Ueli Maurer. Und Urs Wiedmer, der vor kurzem noch die
«Arena» moderiert hat, spricht seit einem Jahr für Sportminister Guy
Parmelin.
Den Ex-Leutschenbach-Mitarbeitern gefällt ihre
neue Aufgabe. «Den Journalismus zu verlassen, habe ich nie bereut», sagt
Minder. Wiedmer äussert sich genauso.
Urs Wiedmer: «Normalerweise beginne ich gegen sieben
Uhr und gehe erst spätabends nach Hause. 80-Stunden-Wochen sind keine
Seltenheit. » Peter Mosimann
Sie sind sich auch einig, dass Sprecher von
ihren journalistischen Erfahrungen profitieren können. «Ich kenne den
Druck, unter dem Journalisten stehen. Dieses Verständnis hilft, um
professionell zusammenzuarbeiten», sagt Minder.
Urs
Wiedmer glaubt, die Fragen der Journalisten im Vorfeld von
Pressekonferenzen gut antizipieren zu können. So könne er seinen Chef
ideal vorbereiten.
«Ich habe den Wechsel vom Journalismus in die Kommunikation nie bereut», sagt Ex-«Arena»-Mann Wiedmer. SRF
Der Parmelin-Sprecher sieht in seinem neuen
Job auch Parallelen zum Journalismus. «Meine Aufgabe ist immer noch die
gleiche: Ich gebe Informationen weiter, jetzt einfach auf eine andere
Art.»
«Wenn es etwas zu sagen gibt, sagen wir es auch»
Tatsächlich
aber sagen die beiden wie ihre Berufskollegen manchmal: nichts. Dem
latenten Vorwurf der Desinformation tritt Minder aber entschieden
entgegen. «Wenn es etwas zu sagen gibt, sagen wir es auch. Schweigen
müssen wir, wenn Prozesse intern noch laufen.»
Die Information der Öffentlichkeit sei ohnehin
nur ein kleiner Teil ihrer Aufgaben, sagen beide. Minder schätzt den
Anteil auf zehn bis 20 Prozent. Seine Hauptaufgabe sei die Koordination
zwischen den Ämtern.
«Ich musste mich politisch nie verbiegen»
Doch
wie stehen Wiedmer und Minder dazu, dass sie für Bundesräte einer
Partei arbeiten, die ihre ehemalige Arbeitgeberin immer wieder
beschimpft? Und: Teilen sie die politischen Positionen ihrer Chefs?
«Ich
bin Teil der Verwaltung, nicht der politischen Auseinandersetzung», so
Minder. Er werde sich nie politisch zu Finanzthemen äussern. Und Wiedmer
sagt: «Ich bin dem Departementschef verpflichtet und meinem Chef
gegenüber absolut loyal. Ich musste mich noch nie verbiegen, bin aber
parteipolitisch unabhängig.»
KOMMENTAR: Nicht alle Journalisten sehen es gerne, wenn die Kollegen ihre Fronten wechseln und als besser bezahlte Kommunikationschefs und Pressesprecher zu der Regierung, zu Banken oder zu Firmen wechseln. Gewissen kritischen Aeusserungen von Journalisten entnehme ich immer wieder Unmut, weil der Kollege die Seite gewechselt hat und nun gleichsam die Gegenseite untersützt. Ich finde es richtig, wenn Profis geholt werden, die wissen, wie kommuniziert werden muss und auch das entsprechende Netzwerk haben.
Profis garantieren, dass transparent und mediengerecht kommuniziert wird.
Nach meinem Dafürhalten müssen die persönlichen Berater auch wissen, wie man die CEOs und Magistraten coacht.
Ich habe deshalb in den letzten Jahren einige Journalisten in massgeschneiderten, persönlichen Lehrgängen die Grundsätze des persönlichen Coachings vermittelt. (Train the trainer Ausbildung). Die Vermittlung meiner bewährten didaktischen, methodischen und lernpsychologischen Erkenntnisse wurden sehr geschätzt.