Was sie nicht wahr haben wollten, durfte für viele Medienschaffende nicht sein.
Dadurch trifftete die öffentliche Meinung mit der
Volksmeinung auseinander.
Aus Tagi-online:
Wir müssen viel besser darin werden, über die Leute zu schreiben, die Trump wählten. Was sie antreibt, über ihre Ängste. Wir brauchen mehr Kontakt», sagt der Chefredaktor der «New York Times», Dean Baquet, dem Portal Politico.
«Die wichtigste Geschichte, um die wir uns in den kommenden Jahren kümmern müssen, ist, die Welt der Arbeitenden besser zu verstehen, und warum sie sich von Kräften wie der Globalisierung und dem technologischen Wandel abgehängt fühlen», sagt Baquet.
Sein Kollege Marty Baron von der «Washington Post» warnt davor, Berichterstattung weiter vor allem auf Annahmen zu bauen. «Wir müssen wirklich vorsichtiger sein. Eine Menge unserer Annahmen haben einfach nicht gestimmt», sagt Baron.
«Wir müssen mehr raus, und wir müssen mit mehr Leuten reden. Man hätte die Sorgen und Nöte der Arbeiterklasse sehr wohl entdecken können, bevor es den Kandidaten Trump gab.»
Skeptische Hinweise nicht erhört
Fast niemand hat dieses Wahlergebnis kommen sehen, auf einzelne abweichende Umfragen und skeptische Hinweise auch in Redaktionen wurde zu wenig gehört.
Jim Rutenberg von der «New York Times» geht mit der eigenen Zunft streng ins Gericht. «Die meisten Journalisten sind blind gegenüber Themen wie Religion oder ländlicher Bevölkerung, und sie sind gegenüber armen Weissen ebenso voreingenommen wie gegenüber der Arbeiterklasse.» Wer nur darüber lacht, was er nicht versteht, kommt auch in keine inhaltliche Auseinandersetzung.
Problem: Die meisten Medien sind in den USA nun mal an den Küsten konzentriert. «Dank des rapiden Niedergangs der regionalen und lokalen Zeitungen», sagt Alec McGillis von ProPublica, «weiss kein Mensch mehr wirklich, was in diesen Orten eigentlich vor sich geht.»
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Kollateralschaden der Personalisierung
Katrina vanden Heuvel von «The Nation» stösst ins gleiche Horn. «Die Medien haben sich so darauf konzentriert, Trump zu beschreiben, dass sie die eigentlichen Sorgen der Leute völlig vergessen haben.» Das könnte ein schwerer Kollateralschaden der Personalisierung sein, eines der grossen Trends auch der politischen Berichterstattung der vergangenen Jahre.
«Medien sind Repräsentanten einer bestimmten Klasse. Sie sind keine nationale Institution mehr», sagt Gawker-Gründer Nick Denton. Das könnte zu einem klassischen Paradoxon führen. «Die Leute sehen die Medien als Säulen eines elitären Systems, das sie gerade abgelehnt haben», meint die frühere «New York Times«-Chefredakteurin Jill Abramson. Wenn jetzt mehr Vertreter eben dieses Systems zu ihnen kämen - warum und worüber sollten sie mit ihnen reden?
Selbstbezichtigungen? Gut und schön, sagt die famose Margaret Sullivan von der «Washington Post». Aber Bangemachen gelte nicht, auch wenn Kandidat Trump Medien wüst beschimpft und ihnen künftige Klagen in Aussicht gestellt hat. Mehr denn je brauche ein Präsident Trump journalistische Begleitung. Aber stärker, mutiger und mit geraderem Rücken, als sie jemals war.
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