Zu viel Wind! Kohlekraft- und Kernkraftwerke mussten groteskerweise einspringen
Deutschland baute im Norden unzählige Windparkanlagen.
Dort wird Strom produziert.
Doch er wird vor allem in Süden benötigt. Dort bestehen Engpässe. Windparks mussten stillgelegt werden.
Weil vor Tagen beim Sturm im Norden zu viel Strom produziert wurde, kam es zum Kollaps.
Die vielen Strommasten quer durch Deutschland sind umstritten. So konnte der Strom nicht abgeführt werden.
Noch Jahre fehlen die notwendigen "Stromautobahnen". Damit kam es beim Sturm gleichsam zum "Stau".
Um das Netz zu stabilisieren, mussten Kohlekraftwerke und Kernkraftwerken den notwendigen Ausgleich schaffen. Auch die Schweiz war genötigt, unseren nördlichen Nachbarn mit Strom unter die Arme greifen.
Aus 20 Min:
«Einmal windet es zu wenig, dann zu stark»
Für
Christian Wasserfallen zeigt das Beispiel die Schwächen der
Windenergie auf: «Was in Hochglanzprospekten zur Energiewende propagiert
wird, geht in der Realität eben nicht auf.» Die Windenergie könne
unmöglich eine konstante Energieversorgung garantieren. «Die Problematik
ist, dass wir in der Schweiz nicht unendlich viele Stauseen haben, um
die Energie vom Sommer in den Winter zu speichern.»
Albert
Rösti (SVP), der wie Wasserfallen im Vorstand der atomfreundlichen
«Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz» sitzt, ergänzt: «Einmal
windet es zu wenig, dann wieder zu stark – es ist schlicht keine
Verlässlichkeit da.» Mit dem heutigen Netz sei es unverantwortlich,
darauf zu vertrauen, dass die erneuerbaren Energien die Kernkraft
dereinst ersetzen können werden.
40 Mal mehr Windenergie geplant
Laut
Fachleuten gibt es allerdings grosse Unterschiede zwischen Deutschland
und der Schweiz. Das aktuell grösste Windkraftwerk der Schweiz steht auf
dem Mont Croisin im Berner Jura und umfasst 16 Anlagen. Von einer
Grösse, die Netzstörungen verursachen könnte, sei man weit entfernt,
sagt Gilles Seuret, Sprecher der Betreibergruppe BKW: «Ein stürmischer
Wind ist genau das, was wir haben wollen, um die Windenergieanlagen mit
Volllast betreiben zu können.»
Im Zuge der
Energiestrategie des Bundes soll der Anteil der Stromproduktion durch
Windenergie in der Schweiz allerdings stark ansteigen. Bis 2050 soll er
sich von 100 auf 4000 Gigawattstunden vervierzigfachen. Was dann?
Andreas Schwander, Sprecher der Netzgesellschaft Swissgrid, sagt: «Wir
müssen das Netz ohnehin ausbauen – mit oder ohne Windenergie.»
Landschaftsschutz als Hindernis
Dieser
Meinung ist auch Bastien Girod : «Wenn wir ein gutes Netz haben,
ist das eine Riesenchance für die Wasserkraft, da das Wasser dann fast
zu negativen Kosten in Stauseen gepumpt werden kann.» Girod rechnet
zudem damit, dass andere Speicher-Technologien in den nächsten Jahren
grosse Fortschritte machen werden. «Dann werden wir Wind- und
Sonnenüberschuss viel besser speichern können.»
Bevor
diese Schritte nötig werden, gilt es allerdings noch andere Hürden zu
überwinden. Landschaftsschutz-Organisationen haben bereits angekündigt,
Windturbinen in verschiedenen Regionen zu bekämpfen. FDP-Politiker
Wasserfallen sagt: «Allein, um das AKW Mühleberg zu ersetzen, bräuchten
wir rund 740 Windkraftwerke.» Politische, technische, planerische und
rechtliche Grenzen sowie die Opposition in der Bevölkerung würden die
Erreichung dieses Ziels verunmöglichen, glaubt er.
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