Eine Tagesschaumoderatorin bricht im Studio zusammen.
Der Informationsteil wird abgebrochen und der Sport kommt zum Zug
Aus Watson:
Die «Tagesschau»-Hauptausgabe hat nur vier Moderatoren.
Zwei davon sind miteinander verheiratet und gemeinsam in den Ferien.
Einer hat zusätzlich frei und die vierte bricht im Studio krank
zusammen. Die Personaldecke sei trotzdem nicht zu dünn, sagt
«Tagesschau»-Leiter Urs Leuthard.
Wie Blick.ch berichtet, springt Fischlin ab heute für die erkrankte Cornelia Boesch ein. Dies hat SRF-Mediensprecherin Andrea Wenger bestätigt.
Nun stellt sich auch die Frage, ob das «Anchorman»-Prinzip, das SRF-Direktor Ruedi Matter eingeführt hat, bei der Tagesschau praktikabel ist. Das Konzept besagt, dass eine Sendung so wenig Präsentationsgesichter wie möglich haben soll, um beim Zuschauer eine grössere Identifikation mit dem Format zu erreichen.
Notlösung vorbereitet, aber nicht eingesetzt
Im Interview mit watson erklärt «Tagesschau»-Leiter Urs Leuthard, wie es zur Panne kam, warum Sascha Ruefer nicht weitermoderierte und weshalb er in den gehäuften Absenzen kein Problem sieht.Herr Leuthard, wie geht es Cornelia Boesch?
Es geht ihr mittlerweile wieder besser, wie sie auch über Twitter verlauten liess.
Hat Boesch die Krankheit während der Sendung überfallen oder war sie schon den ganzen Tag angeschlagen?
Sie ist schon etwas angeschlagen zur Arbeit gekommen, hat aber in ständiger enger Absprache mit dem Produzent entschieden, dass Sie die Hauptsendung moderieren kann, die Spätausgabe aber auslässt. Frau Boesch ist eine starke und sportliche Frau, die sich gut einschätzen kann. Leider haben ihre Kräfte doch nicht ausgereicht.
Die beiden sind verheiratet und da ist es üblich, dass man hin und wieder zusammen in die Ferien reist.
Grundsätzlich nicht. Wir hatten für heute eine Notvariante vorbereitet gehabt, aber nicht darauf zurückgegriffen, weil Cornelia Boesch zuversichtlich war, die Sendung stemmen zu können.
Worin bestand diese Notvariante?
Das möchte ich nicht öffentlich diskutieren. Wichtig ist, dass wir eine hatten.
Wir hätten Franz Fischlin kontaktiert, wenn Cornelia Boesch wirklich ausgefallen wäre. Wie gesagt: Sie war der Meinung, dass sie die Sendung moderieren kann.
Fassen wir zusammen: Zwei Moderatoren sind in Südostasien in den Ferien, einer in den Schweizer Alpen und eine kranke Moderatorin muss deswegen arbeiten.
Zu den Feriendestinationen unserer Moderatorinnen und Moderatoren nehme ich keine Stellung. Und: Bei uns muss niemand arbeiten, wenn er oder sie krank ist. Cornelia Boesch hat mit dem Produzenten abgesprochen, was aus ihrer Sicht möglich ist und was nicht. Wir hätten eine Notvariante gehabt, wenn sie vorher bereits komplett ausgefallen wäre. So haben wir zum Beispiel bereits am Nachmittag mit Cornelia Boesch zusammen entschieden, dass sie nur die Hauptausgabe moderieren wird, die Spätausgabe dann aber von Wasiliki Goutziomitros übernommen wird.
Sascha Ruefer ist ein hervorragender Moderator, aber für eine Tagesschau müsste er sich entsprechend vorbereiten können. Und Sie können sich vorstellen, dass es schwierig ist, eine Sendung spontan zu übernehmen, wenn die Hauptmoderatorin im Studio zusammensackt. Dann kümmert sich die Crew erst mal um sie. Der zuständige Produzent hat in dieser schwierigen und hektischen Situation entschieden, die Sendung abzubrechen. Das ist zu respektieren.
KOMMENTAR:
Bei diesem Vorfall geht es einmal mehr um das Verhalten bei Ueberraschungen und Krisen.
Das Interview mit Urs Leuthard zeigt, dass eine Notvariante geplant war, aber nicht eingesetzt worden ist.
Ich bin sicher, dass das Publikum versteht, dass man sich zuerst um die angeschlagenen Moderatorin kümmern muss.
Es ist leicht, nachträglich den Stab über den Entscheid des ABBRUCHES zu brechen. Krisensituationen müssten vorgängig trainiert werden, wenn sie professionell gemeistert werden wollen.
Ob dies das Fernsehen gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Den Fall B kennen wir laut Interview Leuthard nicht. Ein Grossteil des Publikums hätte es sicherlich geschätzt, wenn man nach dem Sport wenigsten die wichtigsten Meldungen noch als Text eingeblendet hätte. Wenn das Publikum informiert wird - über das was vorgefallen ist, zeigt es meist Verständnis für eine Panne. Ich erinnere an einen Vorfall bei Franz Fischlin, der plötzlich ohne Bild und Kontakt zur Regie diese heikle Situation meistern musste. Weil er laufend beschrieben hatte, welche Problem auftauchten, konnte er die unangenehme Panne überbrücken. Vor allem dank: Ruhe bewahren und transparenter Information.
Wird nicht offen informiert - wird spekuliert.
Nachtrag:
Urs Leuthard
über Franz Fischlin
Franz Fischlin wird extra seine Ferien abbrechen und für die kranke
Moderatorin übernehmen. Allerdings ist er selbst auch nicht ganz auf
der Höhe. «Er ist tatsächlich gesundheitlich nicht 100% fit, aber er
wird das können», so Leuthard. Es sei 61 Jahre lang nie etwas passiert.
«Ich gehe nicht davon aus, dass zweimal hintereinander so etwas
passiert.ȟber Franz Fischlin
AUS 20 MIN:
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