Zusätzliche Gedanken aus dem Tagi zum Medienereignis, das die Bevölkerung diese Woche beschäftigte
Dass aus dem Duell ein mediales Grossereignis wurde, zu dem
sich inzwischen auch SRF-Chefredaktor Tristan Brenn geäussert hat («Die
Sendung ist nicht geglückt») und auf das Schawinski mit einer
Entschuldigung bei den Zuschauern reagiert hat (via «20 Minuten online»)
– das alles hat vor allem einen Grund: Schawinski vermochte Thiels
Provokationen nicht an sich abprallen lassen. Vielmehr konnte das
Publikum live miterleben, wie die Giftpfeile des Satirikers ins Fleisch
des Interviewers trafen und dort ihre Wirkung entfalteten: Mit jeder
Minute wuchs Schawinskis Empörung, er verlor jede Coolness. Thiel blieb
ungerührt.
KOMMENTAR:
Ein einmaliger Shitstorm ist diese Woche gegen einen erfahrenen Talker losgebrochen.
Der Talkmaster kommt in allen Onlineforen sehr schlecht weg. Schawinski selber sagt, er hätte in Anbetracht von Thiels
Interviewverweigerung die Sendung abbrechen sollen. Darüber lässt sich streiten. Hätte er nämlich so kurz vor der Sendung das Gespräch nicht ausstrahlen lassen, hätte er den Vorwurf eingehandelt, vor Thiel die Segel gestrichen zu haben. Mit seiner sichtbaren Wut zeigte
Schawinski, dass ihn Thiel getroffen hatte – Er zeigte damit seine
Verletzlichkeit und seine Verletztheit. Dies ist aber nicht souverän. Es gibt einzelne Kommentatoren, die zwar dem Ausbruch Schawis etwas Menschliches abgewinnen können. Persönlich finde ich: Ein Moderator muss auch extreme Situationen meistern können.
Souverän über der Sache stehen bleiben - trotz Provokationen: Dies wird von einem Profi erwartet.
Ein Moderator erntete bislang meist von Kollegen Lob, wenn es ihm gelang, dass sein Gegenüber die Nerven verliert.
Beim Medienereignis vom Montag war es nun umgekehrt. Es gelang dem "Opfer" den Spiess umzudrehen, so dass der Befrager vor dem Fernsehpublikum ausrastete. Und dafür holte sich Thiel enorm viele Punkte. David schlug gleichsam Goliath.
Ungewöhliches ist bekanntlich immer ein dankbares Medienthema.
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