Journalisten müssen sich nicht alles gefallen lassen.
Ich zitiere NZZ:
Gegenlesen
Wenn die Medien- zur Zensurstelle wird
Europa
hat gewählt. In Deutschland gelingt ein Sensatiönchen. Die Welt und
auch die EU wird es kaum bewegen, aber interessant ist es schon: Die
Tierschutzpartei zieht ins EU-Parlament ein. Der Bundesvorsitzende
Stefan Bernhard Eck hat immerhin 366 303 Stimmen geholt. Nun will er in
der hohen Politik für die geschundene Kreatur kämpfen.
Der Journalist ruft also bei Eck an. Der Befragte antwortet auf alle Fragen. Sie nehmen alle Bezug auf seine Wahlkampagne: wie er den «Mord an Strassenhunden in Rumänien» bekämpfen wolle, ob er den Fleischkonsum und die Jagd verbieten wolle, woher er seine Kompetenz für Verteidigungspolitik nehme. Wie beim «Spiegel» – und im gesamten deutschsprachigen Raum – üblich, legt der Journalist dem Interviewten das transkribierte Interview zur Autorisierung vor. Das Resultat gemäss «Spiegel»: Eck streicht alle Antworten ersatzlos und wünscht einige Fragen selbst zu formulieren. Der «Spiegel» geht nicht drauf ein. Dafür druckt er das Interview ohne die Antworten ab, aber mit einer Erklärung, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist. Ein kommunikatives Desaster für die Partei.
Ob ein Kommunikationsberater Eck zu diesem Vorgehen geraten hat? Vermutlich nicht, ist die Kommunikation bei ihm doch «Chefsache». Klar ist indes: Auch mit Kommunikationsprofis kann die Medienarbeit gründlich in die Hosen gehen. Der «Zürcher Oberländer» referiert am 11. Juni 2013 einen hübschen Fall: Ein harmloses Porträt über einen Berater der regionalen Arbeitsvermittlung wird von der Medienstelle des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit beim «Gegenlesen» komplett zu einem PR-Artikel umgeschrieben. Der ursprüngliche Artikel, lässt eine zornige Sprecherin gemäss der Zeitung ausrichten, werde nicht autorisiert und dürfe nicht erscheinen.
Die Redaktion reagiert auf diesen Zensurversuch so, wie es Peter Studer, ehemals Präsident des Presserats, für solche Fälle empfiehlt: Sie zeigt Haltung. Der PR-Text erscheint nicht, dafür ein Artikel darüber, warum die Leser der Zeitung nun nichts erfahren über den Beruf des RAV-Beraters, und darüber, wie die involvierte Medienstelle mit der Pressefreiheit umgeht.
Die Liste solcher Eingriffe in journalistische Texte durch Kommunikationsfachleute liesse sich fast endlos fortsetzen. Auch dieses Blatt bleibt nicht verschont. Als es vor einiger Zeit ein Interview mit dem Schweizer Rüstungschef führte, wollten die Departementssprecher den Text nachträglich um vier Fünftel kürzen, was die Redaktion natürlich nicht akzeptierte.
Zensur und Selbstzensur
Wie er das genau machen will, interessiert das Magazin «Der Spiegel». Was läge näher, als mit dem frischgebackenen Europaabgeordneten ein Interview zu führen? Dieser müsste sich über die Anfrage herzlich freuen, denn auf der Website der Tierschutzpartei heisst es: «Wir würden es sehr begrüssen, wenn die Presse zukünftig auch unsere Meinung zu bestimmten Themen mehr beachten würde.» Und: «Presse-Arbeit ist bei uns noch ‹Chefsache›.»Der Journalist ruft also bei Eck an. Der Befragte antwortet auf alle Fragen. Sie nehmen alle Bezug auf seine Wahlkampagne: wie er den «Mord an Strassenhunden in Rumänien» bekämpfen wolle, ob er den Fleischkonsum und die Jagd verbieten wolle, woher er seine Kompetenz für Verteidigungspolitik nehme. Wie beim «Spiegel» – und im gesamten deutschsprachigen Raum – üblich, legt der Journalist dem Interviewten das transkribierte Interview zur Autorisierung vor. Das Resultat gemäss «Spiegel»: Eck streicht alle Antworten ersatzlos und wünscht einige Fragen selbst zu formulieren. Der «Spiegel» geht nicht drauf ein. Dafür druckt er das Interview ohne die Antworten ab, aber mit einer Erklärung, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist. Ein kommunikatives Desaster für die Partei.
Ob ein Kommunikationsberater Eck zu diesem Vorgehen geraten hat? Vermutlich nicht, ist die Kommunikation bei ihm doch «Chefsache». Klar ist indes: Auch mit Kommunikationsprofis kann die Medienarbeit gründlich in die Hosen gehen. Der «Zürcher Oberländer» referiert am 11. Juni 2013 einen hübschen Fall: Ein harmloses Porträt über einen Berater der regionalen Arbeitsvermittlung wird von der Medienstelle des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit beim «Gegenlesen» komplett zu einem PR-Artikel umgeschrieben. Der ursprüngliche Artikel, lässt eine zornige Sprecherin gemäss der Zeitung ausrichten, werde nicht autorisiert und dürfe nicht erscheinen.
Die Redaktion reagiert auf diesen Zensurversuch so, wie es Peter Studer, ehemals Präsident des Presserats, für solche Fälle empfiehlt: Sie zeigt Haltung. Der PR-Text erscheint nicht, dafür ein Artikel darüber, warum die Leser der Zeitung nun nichts erfahren über den Beruf des RAV-Beraters, und darüber, wie die involvierte Medienstelle mit der Pressefreiheit umgeht.
Die Liste solcher Eingriffe in journalistische Texte durch Kommunikationsfachleute liesse sich fast endlos fortsetzen. Auch dieses Blatt bleibt nicht verschont. Als es vor einiger Zeit ein Interview mit dem Schweizer Rüstungschef führte, wollten die Departementssprecher den Text nachträglich um vier Fünftel kürzen, was die Redaktion natürlich nicht akzeptierte.
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