Mittwoch, 2. April 2014

Als Schaffhausen bombadiert wurde

Zweiter Weltkrieg

aus 20 Min:

Als US-Bomben auf Schaffhausen fielen

 Vor 70 Jahren tötete die US Air Force in Schaffhausen 40 Menschen und verletzte 271 zum Teil schwer. Bis heute hält sich das Gerücht, dass die Bombardierung eine Strafaktion war.

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Neunmal wurde die Schweiz im Zweiten Weltkrieg zum Ziel fehlgeleiteter alliierter Bomben. Schaffhausen traf es am 1. April 1944 am schwersten.


Am 1. April 1944 kurz vor 11 Uhr heulten in Schaffhausen die Sirenen, wie so oft in jenen Jahren. Insgesamt 544-mal wurde in der exponierten Stadt am rechten Rheinufer während des Zweiten Weltkriegs Fliegeralarm gegeben, fast immer ohne Folgen. Doch dieses eine Mal war alles anders: Den Sirenen folgte das bedrohliche Brummen der Motoren von 15 US-Bombern des Typs B-24 Liberator.

War es eine Strafaktion?
Es war nicht die erste und nicht die letzte Bombardierung von Schweizer Zielen durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg, aber die mit Abstand schwerste. Für die Betroffenen und die Schweizer Entscheidungsträger gab es aber keine Zweifel, dass es sich um einen tragischen Irrtum seitens der Amerikaner handelte. «Eigentlich nur Nazisympathisanten und die deutsche Presse haben damals von einer gezielten Aktion der Alliierten gesprochen», so Wipf. Die Verschwörungstheorien, wonach die USA die Schweiz für ihre Geschäfte mit den Nazis bestrafen wollten, kamen erst viel später, nämlich in den 1980er- und 1990er-Jahren auf – alle ohne stichhaltige Beweise, wie Wipf betont.
Nach heutigem Wissensstand kann die Mär von der Strafaktion guten Gewissens ins Reich der Fantasie verbannt werden. «Inzwischen freigegebene amerikanische und britische Dokumente belegen zweifelsfrei, dass sich die US-Piloten von Südengland her kommend komplett verflogen haben», erklärt Wipf. Schuld war das schlechte Wetter über dem Ärmelkanal, Frankreich und Süddeutschland. Das eigentliche Ziel der Bomberstaffel war das rund 200 Kilometer nördlich von Schaffhausen gelegene Ludwigshafen, wo die Anlagen des Chemieunternehmens IG Farben zerstört werden sollten.
Vom Kurs abgekommen
Am Morgen des 1. April 1944 waren zu diesem Zweck 1000 Flugzeuge in Südengland gestartet. Der Grossteil machte wegen des schlechten Wetters bereits über dem Ärmelkanal wieder kehrt. Nicht so die 48 Flugzeuge, die sich schliesslich nach Schaffhausen verirrten. Ausgerüstet mit einem sehr rudimentären Radar verflogen sie sich im schlechten Wetter über England und Frankreich.
«Die unerfahrenen Piloten waren bereits mehr als zwei Stunden über dem Kontinent umhergeirrt und fürchteten, nicht mehr nach Hause zu kommen», so Wipf. «Sie wollten nur noch ihre Ladung loswerden.» Als sich über dem Munot die Wolkendecke lockerte, warfen schliesslich 15 Flugzeuge ihre Bomben auf Schaffhausen ab, das sie als rechtsrheinische Stadt auf deutschem Staatsgebiet wähnten. Eine weitere Staffel warf etwa 1000 Bomben auf einem Waldstück in der Nähe ab, während die Piloten der dritten Staffel den Irrtum gerade noch bemerkten und abdrehten.

 LINKS

  1. Bombardierung von Schaffhausen - YouTube

    www.youtube.com/watch?v=-EmcQ5uC_1s
    23.09.2008 - Hochgeladen von Daniel Brennwald
    Animation der irrtümlichen Bombardierung von Schaffhausen am 1.April 1944 durch die Amerikaner.
  2. Bombardierung von Schaffhausen - YouTube

    www.youtube.com/watch?v=UWlSTvnOwUw
    30.12.2012 - Hochgeladen von Bianca Müller
    YouTube home · Upload ... You need Adobe Flash Player to watch this video. Download it from Adobe ...
  3. Tondokument Bombardierung Schaffhausen - YouTube

    www.youtube.com/watch?v=xBYg70kIyD0
    13.12.2013 - Hochgeladen von Stadtarchiv Schaffhausen
    Am 1.4.1964 machte der Tonjägerclub Zürich eine Sternfahrt nach Schaffhausen. Die verschiedenen ...
  4. Schaffhauser Nachrichten - 70 Jahre Bombardierung der Stadt ...

    bombardierung.shn.ch/
    Ausschnitt aus der Schweizerischen Wochenschau vom 7. April 1944. (via You Tube) “Die Bombardierung von Schaffhausen” – Filmdokument von Luftschutz ...
KOMMENTAR: Am 31. März war ich mit Matthias Wipf an einer Veranstaltung. Als ein älterer Herr erfahren hatte, dass Historiker Wipf ein Buch geschrieben hatte über die Schaffhauser Bombardierung, wollte er dem Autor erklären, weshalb die Bomben abgeworfen worden waren.  "Ich war an der  Bombardierung mit dabei und ich weiss besser, weshalb die Bomben abgeworfen worden sind."  Die  neuen Erkenntnisse Wipfs akzeptierte der Besserwisser nicht, nur weil der Historiker damals noch nicht gelebt hatte. Matthias Wipf tat das einzig richtige: Er rechtfertigte seine recherchierten Resultate nicht.  Das fand ich richtig, denn es lohnt sich nie, mit Besserwissern zu diskutieren.

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