Zur Zeitumstellung über Ostern:
Laut Forschern verursacht die Zeitmstellung Mini-Jetlags, theoretische Zugverspätungen und viele Verkehrsunfälle.
Quelle Tagi:
Die Zeitumstellung viel 2005 zum letzten Mal auf Ostern: Mehrere Uhren.
Bild: Keystone
Die Sommerzeit beginnt dieses Jahr am Ostersonntag. Da die Uhren um
eine Stunde vorgestellt werden, muss der Mensch mit einer Stunde weniger
Schlaf vorliebnehmen. Manch einem drohe ein Mini-Jetlag, sagt ein
Schlafforscher.
Um Punkt 2 Uhr in der Nacht auf den 31. März
werden die Uhren auf 3 Uhr vorgestellt.
Bis zum Ende der Sommerzeit am
27. Oktober bleibt es am Morgen länger dunkel, am Abend dafür länger
hell. Dass Ostern und Zeitumstellung zusammenfallen, ist eher selten.
Letztmals war dies 2005 der Fall.
Die meisten öffentlichen Uhren
werden heute per Funksteuerung umgestellt. Das Signal kommt von der
deutschen Anlage DCF77 in Mainhausen nahe Frankfurt.
Wie viele
Uhren per Funk vorgestellt werden, lässt sich laut Eidgenössischem
Institut für Metrologie (METAS) nicht beziffern. Seit Ende 2011 nicht
mehr in Betrieb ist der Langwellensender HGB in Prangins VD. Er hatte
seit 1966 offizielle, auf die koordinierte Weltzeit abgestimmte
Zeitzeichen verbreitet.
Wenn der Entwerter streikt
Von
der Zeitumstellung sind schweizweit rund 50 Züge betroffen, wie
SBB-Sprecher Frédéric Revaz auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda
sagte. Es sind vor allem Nachtzüge der Zürcher S-Bahn. Wie jedes Jahr
kommen alle Züge, die um 2 Uhr abfahren, mit einer theoretischen
Verspätung von einer Stunde am Ziel an. Von den Fernverkehrszügen sind
laut Revaz nur wenige betroffen.
Oft steckt der Teufel jedoch im
Detail. Bei der Zeitumstellung im Herbst 2011 haben landesweit etliche
Billettentwerter gestreikt. Die orangen Geräte blieben entweder stehen
oder tickten in der Sommerzeit weiter.
Mini-Jetlag und schlechter Schlaf
Auch
der menschliche Organismus stellt nicht bei jeder und jedem problemlos
um. Viele Menschen spürten eine Art Mini-Jetlag, sagte der deutsche
Schlafforscher und Psychologe Jürgen Zulley zur deutschen
Nachrichtenagentur dpa. Sie schlafen schlecht und sind morgens nicht
fit. Laut Zulley braucht die Mehrheit zwei Tage, um sich an die
Sommerzeit zu gewöhnen.
Möglicherweise auch aus diesem Grund gibt
es nach der Zeitumstellung besonders viele Verkehrsunfälle. Dies wiesen
jedenfalls britische Forscher nach. Gemäss ihrer 2012 veröffentlichten
Studie nimmt nach der Umstellung auf die Sommerzeit vor allem die Zahl
der verletzten Motorradfahrer zu - um 42 Prozent. Bei den Autofahrern
nahmen die Unfälle im Herbst um 19 Prozent zu. Die Zahlen gelten für
Grossbritannien.
Energiesparen im Weltkrieg
Bereits
während des Zweiten Weltkriegs gab es eine Sommerzeit: 1941 und 1942.
Ziel war das Energiesparen. Allerdings entsprach das Resultat nicht den
Erwartungen, weshalb der Bundesrat das Experiment 1943 abbrach.
Nachdem
in den 70er-Jahren Italien und Frankreich die Sommerzeit wieder
eingeführt hatten - unter anderem als Antwort auf die Energiekrise von
1974 -, legte der Bundesrat den Entwurf eines Zeitgesetzes vor. Dieses
hätte ihn zur Wiedereinführung der Sommerzeit ermächtigt.
Sorge um die Kühe
Allerdings
ergriffen bäuerliche Kreise das Referendum. Ihr Argument: Die Kühe
könnten nicht plötzlich eine Stunde früher gemolken werden. Die Bauern
hatten mit ihrem Widerstand Erfolg - das Gesetz wurde 1978 mit 52
Prozent Nein-Stimmen verworfen.
Als sich 1980 auch Deutschland und
Österreich für die Sommerzeit entschieden, wurde die Schweiz in den
Sommermonaten zu einer Zeitinsel. Der Bundesrat legte deshalb im
gleichen Jahr das Zeitgesetz unverändert ein zweites Mal vor. Diesmal
kam kein Referendum zustande.
Dennoch blieb die Sommerzeit
umstritten. Letztmals forderte die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette
Estermann 2010 in einer Motion deren Abschaffung. Der Nationalrat wollte
davon aber nichts wissen. Offiziell heisst die Sommerzeit
«mitteleuropäische Sommerzeit» (MESZ).
(wid/sda)
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