Die Suche nach der Wahrheit ist bei Aussagen gegen Aussagen immer schwierig.
Rausschmiss
Rauchende Nationalrätin aus Club geworfen
von Marco Lüssi - Die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran wurde aus einem Club geworfen, weil sie drinnen rauchte. Jetzt erhebt sie schwere Vorwürfe gegen den Türsteher. Der Club widerspricht. (Quelle 20 Min)
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (51) wurde am Freitagabend aus dem
Zürcher Nobelclub Aura am Paradeplatz geworfen. Und zwar so unsanft,
dass sie gemäss eigenen Angaben blaue Flecken davontrug.
Bildstrecken Streitgespräch Raumplanungsgesetz Was war passiert? Die Versionen von Badran und den Clubverantwortlichen unterscheiden sich stark. Sicher ist: Badran hielt sich im Aura, wo das fünfjährige Bestehen von Roger Schawinskis Radio 1 gefeiert wurde, nicht an das Rauchverbot. Gemeinsam mit dem «Weltwoche»-Journalisten Alex Baur rauchte sie am Freitag gegen 23 Uhr im Foyer des Clubs aus dem Fenster. Bis Türsteher intervenierten. Ein Security forderte die beiden auf, sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Anweisung, der er sofort Folge geleistet habe, sagt Baur. Anders Badran: «Ich bin Nationalrätin, ich darf das», sagte sie laut Aura-Sprecherin Maria Liessmann zum Türsteher.
Badran: «Ich wurde gepackt und rausgeschleift»
Danach eskalierte die Sache - jedenfalls nach Badrans Darstellung: Der Türsteher habe sie «gepackt, 30 Meter durch das Foyer im 1. Stock geschleift, weiter die Treppe runtergeschleift und dann bei der Haupttüre nach draussen geworfen», schreibt sie im Netz. Blaue Flecken würden von der Gewalt zeugen, die sie erlitten habe.
Anders stellt es Liessmann dar: «Der Türsteher umfasste Frau Badrans Arm und geleitete sie freundlich, aber bestimmt nach draussen.» Dabei sei er von der alkoholsiert wirkenden Politikerin unflätig beschimpft worden. «Den Wortlaut möchte ich gar nicht widergeben», so Liessmann.
Girod setzte sich für Badran ein
Welche Version stimmt, kann auch Baur, der sich ganz in der Nähe befand, nicht sagen: «Alles ging sehr schnell, und ich war abgelenkt, weil ich in diesem Moment nach einem Ort suchte, an dem ich meinen ausgedrückten Zigarettenstummel entsorgen konnte.»
Nach dem Vorfall wurde Badran erlaubt, in den Club zurückzukehren, um ihr Handy und ihre Jacke zu holen. Anfangs sei ihr dies verwehrt worden, der ebenfalls an der Party anwesende grüne Nationalrat Bastien Girod und dessen Frau Ellen hätten sich aber für sie eingesetzt, so Badran.
Wut auf den «Weltwoche»-Journalisten
Nach dem Vorfall traf Badrans Wut nicht nur die Security des Clubs, sondern auch den «Weltwoche»-Journalisten. Sie beschimpfte Baur per Twitter als «feigen Spiesser» warf ihm «unterlassene Hilfeleistung» vor. Baur, den gemäss eigenen Angaben eine «Hassliebe» mit Badran verbindet, wehrt sich: «Wäre Jacqueline in Lebensgefahr gewesen, hätte ich mich natürlich mit Fäusten für sie eingesetzt - auch wenn ich gegen den muskulösen Türsteher wenig hätte ausrichten können.» Für ihn habe es aber einfach so ausgesehen, als habe der Türsteher sie nach draussen begleitet und sie würde dort weiterrauchen. «Eigentlich ein ganz banaler Vorgang, und ich wollte mir die Party davon nicht verderben lassen.»
«Badran fiel schon vorher unangenehm auf»
Laut Liessmann war Badran schon vor diesem Vorfall unter den 350 Partygästen negativ aufgefallen. Sie habe die anderen Leute provoziert. Im Internet schreibt Badran, an der Party habe es «lauter Cippollata- und Servelapromis» gehabt. Gemäss Liessmann hat Badran beim Aura-Personal den Eindruck erweckt, betrunken zu sein. Auch Baur sagt: «Ich war erstaunt, dass sie an diesem Abend Prosecco trank - normalerweise trinkt sie nur Wasser.»
Liessmann ist überrascht, dass Nationalrätin Badran ihrer Vorbildfunktion nicht nachgekommen sei und gegen das Rauchverbot verstossen habe. Badran erklärt ihr Verhalten im Internet damit, dass das Fumoir überfüllt und nur über einen weiten Weg erreichbar gewesen sei. «Jacqueline ist als Sozi für Gesetze und Regulierungen, aber mit dem Rauchverbot steht sie auf Kriegsfuss», sagt ihr Bekannter Baur.
Für Liessmann ist klar: «Unsere Türsteher haben nur ihren Job gemacht. Man kann ihnen nichts vorwerfen.» Das Aura kläre den Fall jedoch intern weiter ab.
20 Minuten konnte Badran heute Sonntag bisher nicht für eine Stellungnahme erreichen.
Bildstrecken Streitgespräch Raumplanungsgesetz Was war passiert? Die Versionen von Badran und den Clubverantwortlichen unterscheiden sich stark. Sicher ist: Badran hielt sich im Aura, wo das fünfjährige Bestehen von Roger Schawinskis Radio 1 gefeiert wurde, nicht an das Rauchverbot. Gemeinsam mit dem «Weltwoche»-Journalisten Alex Baur rauchte sie am Freitag gegen 23 Uhr im Foyer des Clubs aus dem Fenster. Bis Türsteher intervenierten. Ein Security forderte die beiden auf, sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Anweisung, der er sofort Folge geleistet habe, sagt Baur. Anders Badran: «Ich bin Nationalrätin, ich darf das», sagte sie laut Aura-Sprecherin Maria Liessmann zum Türsteher.
Badran: «Ich wurde gepackt und rausgeschleift»
Danach eskalierte die Sache - jedenfalls nach Badrans Darstellung: Der Türsteher habe sie «gepackt, 30 Meter durch das Foyer im 1. Stock geschleift, weiter die Treppe runtergeschleift und dann bei der Haupttüre nach draussen geworfen», schreibt sie im Netz. Blaue Flecken würden von der Gewalt zeugen, die sie erlitten habe.
Anders stellt es Liessmann dar: «Der Türsteher umfasste Frau Badrans Arm und geleitete sie freundlich, aber bestimmt nach draussen.» Dabei sei er von der alkoholsiert wirkenden Politikerin unflätig beschimpft worden. «Den Wortlaut möchte ich gar nicht widergeben», so Liessmann.
Girod setzte sich für Badran ein
Welche Version stimmt, kann auch Baur, der sich ganz in der Nähe befand, nicht sagen: «Alles ging sehr schnell, und ich war abgelenkt, weil ich in diesem Moment nach einem Ort suchte, an dem ich meinen ausgedrückten Zigarettenstummel entsorgen konnte.»
Nach dem Vorfall wurde Badran erlaubt, in den Club zurückzukehren, um ihr Handy und ihre Jacke zu holen. Anfangs sei ihr dies verwehrt worden, der ebenfalls an der Party anwesende grüne Nationalrat Bastien Girod und dessen Frau Ellen hätten sich aber für sie eingesetzt, so Badran.
Wut auf den «Weltwoche»-Journalisten
Nach dem Vorfall traf Badrans Wut nicht nur die Security des Clubs, sondern auch den «Weltwoche»-Journalisten. Sie beschimpfte Baur per Twitter als «feigen Spiesser» warf ihm «unterlassene Hilfeleistung» vor. Baur, den gemäss eigenen Angaben eine «Hassliebe» mit Badran verbindet, wehrt sich: «Wäre Jacqueline in Lebensgefahr gewesen, hätte ich mich natürlich mit Fäusten für sie eingesetzt - auch wenn ich gegen den muskulösen Türsteher wenig hätte ausrichten können.» Für ihn habe es aber einfach so ausgesehen, als habe der Türsteher sie nach draussen begleitet und sie würde dort weiterrauchen. «Eigentlich ein ganz banaler Vorgang, und ich wollte mir die Party davon nicht verderben lassen.»
«Badran fiel schon vorher unangenehm auf»
Laut Liessmann war Badran schon vor diesem Vorfall unter den 350 Partygästen negativ aufgefallen. Sie habe die anderen Leute provoziert. Im Internet schreibt Badran, an der Party habe es «lauter Cippollata- und Servelapromis» gehabt. Gemäss Liessmann hat Badran beim Aura-Personal den Eindruck erweckt, betrunken zu sein. Auch Baur sagt: «Ich war erstaunt, dass sie an diesem Abend Prosecco trank - normalerweise trinkt sie nur Wasser.»
Liessmann ist überrascht, dass Nationalrätin Badran ihrer Vorbildfunktion nicht nachgekommen sei und gegen das Rauchverbot verstossen habe. Badran erklärt ihr Verhalten im Internet damit, dass das Fumoir überfüllt und nur über einen weiten Weg erreichbar gewesen sei. «Jacqueline ist als Sozi für Gesetze und Regulierungen, aber mit dem Rauchverbot steht sie auf Kriegsfuss», sagt ihr Bekannter Baur.
Für Liessmann ist klar: «Unsere Türsteher haben nur ihren Job gemacht. Man kann ihnen nichts vorwerfen.» Das Aura kläre den Fall jedoch intern weiter ab.
20 Minuten konnte Badran heute Sonntag bisher nicht für eine Stellungnahme erreichen.
- Alle 31 Kommentare
Was wir aus dieser Geschichte lernen können: Es lohnt sich vor einem Aufschrei im Twitter zuerst durch zu atmen und zu antizipieren, welche Folgen so ein Eintrag haben könnte.
Nationalrätin Badran sieht dies in einem Interview nach dem Medienwirbel ein:
Werden Sie gegen den Türsteher Anzeige wegen Körperverletzung erstatten?
Nein, für so etwas habe ich keine Zeit. Ich hatte mein Leben lang noch nie etwas mit der Justiz zu schaffen, und das soll so bleiben. Aber die blauen Flecken, die mir zugefügt wurden, habe ich fotografisch dokumentiert. Die sind aber an Stellen, die ich der Öffentlichkeit nicht zeigen will.
Was für Lehren ziehen Sie aus dem Vorfall?
Ich werde mich künftig peinlich genau ans Rauchverbot halten. Und ich hätte meinem Ärger über diesen Vorfall besser nicht über Twitter Luft gemacht.
Diese Einsicht ist gut. Leider kommt sie zu spät.
LINK:
Durch Antworten und Antizipieren von Situation ein Gespräch führen.
www.rhetorik.ch/Antizipieren/Antizipieren.html
Nachtrag:
DIE SICHT DES TUERSTEHERS:
Er hat Jacqueline Badran aus dem Club geworfen: Der Türsteher Merlin Tchamba erzählt, wie er seine Begegnung mit der Zürcher SP-Nationalrätin erlebte.
Bildstrecke im Grossformat »
1|3
Merlin Tchamba (39) arbeitet seit neun Jahren als Türsteher in der
Schweiz. Vor seinem Job beim Event-Lokal Aura am Paradeplatz in Zürich
war der 1,90 Meter grosse und 110 Kilogramm schwere Hüne im Zürcher
Nobelclub Indochine und in einer türkischen Disco in Regensdorf tätig.
Merlin Tchamba beim Fenster im Club-Foyer, an dem Jacqueline Badran geraucht hatte.(Bild: 20 Minuten/lüs)
Am Freitag hatte er eine unschöne Begegnung mit SP-Nationalrätin
Jacqueline Badran (51) – Tchamba spedierte sie aus dem Aura, weil sie
drinnen geraucht hatte. Danach warf Badran dem Türsteher vor, er habe
sie rausgeschleift und vor dem Lokal auf den Boden geworfen. Gegen diese
Darstellung wehrt sich Tchamba: «Frau Badran ist nicht gestürzt.»
«Sie nannte mich Arschloch»
Die Politikerin, von der er vor diesem Abend noch nie gehört hatte, sei als «sehr unangenehmer» Gast aufgefallen. Als er sie freundlich gebeten habe, das Rauchen am geöffneten Fenster im Foyer zu lassen und sich dafür in die nebenan liegende Raucherlounge zu begeben, habe sie einfach weitergequalmt, während ihr Begleiter dieser Bitte sofort widerspruchslos entsprochen habe. «Sie aber sagte mir, sie sei Nationalrätin, sie dürfe das.»
Daraufhin habe er - wie es im Türsteher-Alltag in solchen Situationen üblich sei - sie mit beiden Armen von hinten umfasst und nach draussen geführt. «Dabei nannte sie mich Arschloch und stiess weitere Schimpfwörter aus, die ich nicht verstand, weil ich nicht so gut Schweizerdeutsch kann.» Zudem habe sie ständig mit den Ellbogen nach ihm gestossen. «Wenn sie blaue Flecken hatte, dann davon.» Sie habe auch ihm Schmerzen zugefügt.
Tchamba ist auch als Staatsbürger enttäuscht von Badran
Nach dem Vorfall habe man Badran erlaubt, ins Aura zurückzukehren. Dort habe sie noch etwa eine Stunde weitergefeiert. «Als sie dann ging, beschimpfte sie mich zum Abschied erneut.» Nach diesem Arbeitstag habe er schlecht geschlafen.
Der gebürtige Kameruner mit Schweizer Pass ist auch als Staatsbürger enttäuscht von Badran: «Die Schweiz ist ein Hort der Demokratie. Ich hätte nie gedacht, dass Politiker sich hier aufführen wie in Afrika und sich nicht um Gesetze scheren.» Er wähle sozialistisch. «Aber diese Frau wird meine Stimme nicht bekommen.»
Dass sie ihm vorwerfe, er habe seinen Job schlecht gemacht, wurme ihn, sagt der Familienvater mit drei Kindern: «Ich bin sehr gerne Türsteher und bemühe mich, immer höflich zu sein und richtig und korrekt zu handeln.»
Kommentar: Wie dem auch sei. Medienmässig hat jedenfalls die SP Nationalrätin das ZWEI am Rücken. Dies bestätigen Dutzende von Kommentaren im Netz.
«Sie nannte mich Arschloch»
Die Politikerin, von der er vor diesem Abend noch nie gehört hatte, sei als «sehr unangenehmer» Gast aufgefallen. Als er sie freundlich gebeten habe, das Rauchen am geöffneten Fenster im Foyer zu lassen und sich dafür in die nebenan liegende Raucherlounge zu begeben, habe sie einfach weitergequalmt, während ihr Begleiter dieser Bitte sofort widerspruchslos entsprochen habe. «Sie aber sagte mir, sie sei Nationalrätin, sie dürfe das.»
Daraufhin habe er - wie es im Türsteher-Alltag in solchen Situationen üblich sei - sie mit beiden Armen von hinten umfasst und nach draussen geführt. «Dabei nannte sie mich Arschloch und stiess weitere Schimpfwörter aus, die ich nicht verstand, weil ich nicht so gut Schweizerdeutsch kann.» Zudem habe sie ständig mit den Ellbogen nach ihm gestossen. «Wenn sie blaue Flecken hatte, dann davon.» Sie habe auch ihm Schmerzen zugefügt.
Tchamba ist auch als Staatsbürger enttäuscht von Badran
Nach dem Vorfall habe man Badran erlaubt, ins Aura zurückzukehren. Dort habe sie noch etwa eine Stunde weitergefeiert. «Als sie dann ging, beschimpfte sie mich zum Abschied erneut.» Nach diesem Arbeitstag habe er schlecht geschlafen.
Der gebürtige Kameruner mit Schweizer Pass ist auch als Staatsbürger enttäuscht von Badran: «Die Schweiz ist ein Hort der Demokratie. Ich hätte nie gedacht, dass Politiker sich hier aufführen wie in Afrika und sich nicht um Gesetze scheren.» Er wähle sozialistisch. «Aber diese Frau wird meine Stimme nicht bekommen.»
Dass sie ihm vorwerfe, er habe seinen Job schlecht gemacht, wurme ihn, sagt der Familienvater mit drei Kindern: «Ich bin sehr gerne Türsteher und bemühe mich, immer höflich zu sein und richtig und korrekt zu handeln.»
Kommentar: Wie dem auch sei. Medienmässig hat jedenfalls die SP Nationalrätin das ZWEI am Rücken. Dies bestätigen Dutzende von Kommentaren im Netz.
Körperverletzung
Eine Schweinerei
Schweizer sind vor dem Gesetz gleich...?