Der US-Präsident wirkte gegen Ende des
TV-Duells mit Mitt Romney müde und zerstreut. Was war los mit dem
eigentlich so brillanten Redner? Ein Rhetorikexperte und
Kampagnenspezialist analysieren.
1/13Kann zufrieden sein: Mitt
Romney nutzte seinen ersten Auftritt auf Obamas Bühne optimal. Gemäss
Umfragen wirkte er viel selbstbewusster als der Präsident. (3. Oktober
2012) Bild: Jason Reed/Reuters
Was ist mit Barack Obamalos? Vor vier Jahren glänzte der Präsident mit rhetorisch brillanten Auftritten. Und jetzt? Nach seinem ersten TV-Duell mit Mitt Romneykriegt er von den Medien praktisch nur schlechte Noten. Als «schwach und zerstreut»
wird er von den Analysten bewertet. Kritisiert wird der zweite Teil
seiner Leistung. Obama schaute abwechselnd genervt und verloren in die
Kamera. Er habe während Ausführungen seines Gegners das Gesicht verzogen
und verärgert gewirkt. Das Magazin «Time» kommentierte: «Did the
President send out his body double tonight?» (Hat der Präsident sein
Double geschickt?)
Was sind die Gründe für Obamas Darbietung?
Der
Rhetorikexperte Marcus Knill hat eine Antwort auf diese Frage. Gegenüber
Tagesanzeiger.ch/Newsnet erklärt er: «Obama fehlt sicherlich das
Training bei den Debatten. Bei den Reden nutzt er meist den
Teleprompter.» Im Vergleich zu seinem Kontrahenten Mitt Romney, der in
den letzten zwei Jahren 27 TV-Duelle absolvierte, habe Obama an keinem
einzigen teilgenommen. Für Knill wirkte Obama gerade gegen Ende der
Debatte zu wenig souverän. Er habe mehr reagiert, statt agiert, wirkte
zerstreut, lustlos. Gründe hierfür sieht er in den Vorwürfen Romneys.
Der Leistungsausweis Obamas sei tatsächlich dünn, die gezielten
Anschuldigungen könnten Obama am wunden Punkt getroffen haben. «Obama wirkt müde» Knill,
der seit Jahren die TV-Duelle analysiert, vermisst bei Obama auch das
übliche Feu sacré. Konnte Obama im letzten Wahlkampf die Wähler mit
knackigen Parolen und Selbstbewusstsein begeistern, hat er nun Mühe,
Aussagen auf den Punkt zu bringen. Zu stark lebe er vom Charisma
früherer Tage. «Obama wirkt müde. Haben die Mühlen der Politik bei ihm
Spuren hinterlassen?», fragt Knill. Einen wichtigen Grund für den
schwachen Auftritt sieht Knill bei der fehlenden Kernbotschaft (2008:
«Yes we can»). Knill betont allerdings, dass auch bei Romney keine
nachhaltige Botschaft erkannt wurde. Beide Kandidaten beschränken sich
grösstenteils darauf, den Gegner mit allgemeinen Unterstellungen zu
übertrumpfen und mit Zahlen zu verwirren. Generell wirken beide
Kandidaten in vielen Punkten geklont. Beide agieren nach dem
Harvard-Prinzip, sei freundlich mit dem Gegner, aber hart in der Sache.
Viele Statements wirkten eingeübt, antrainiert, gleichsam auswendig
gelernt. Die Garderobe beider Akteure war synchron: dunkel und
staatsmännisch. Auch die Gestik stimmte ebenfalls oft überein, meint
Knill. Vor allem bei den Begrüssungs- und Abschiedsszenen. «Das
Duell war mir zu theaterzentriert», sagt Knill abschliessend. Im
Vergleich zu früheren Debatten habe das Duell einstudiert gewirkt, zu
perfektioniert und von den Coaches im Hintergrund merkbar beeinflusst.
Wenn es so weitergehe, könnten solche Duelle zu den nichtssagendsten
Auftritten aller Zeiten werden: «Ich erkenne einfach nichts
Nachhaltiges. Leider auch keine Aussage, die von Herzen kommt.»
Hier wiederhole ich meine Beurteilung unmittelbar nach dem Duell von 0300, Uhr, das ich mit verfolgt habe: Da ich heute nicht mehr alle Anfragen von Journalisten beantworten kann, publiziere ich an dieser Stelle nochmals in Kurzform meine Beurteilung unmittelbar nach dem Duell. Laut Pressespiegel kamen am Morgen andere Analysten auf ähnliche Schlussfolgerungen. Obwohl Romney deutlich aufgeholt hat, ist jedoch das Rennen alles andere als gelaufen. ( Meine Aussagen dürfen zitiert werden)
DIE ANALYSE (meine spontane Beurteilung): Ich
erlebte zwei übertrainierte Akteure. Doch Romney überraschte mich. Die auswendig gelernten Statements
spulten sie pflichtgemäss ab. Obama und Romney verwirrten beide mit
Zahlen und Unterstellungen. Beide wurden von Profis eingekleidet. Beide
trugen einen dunklen gepflegten Anzug, ein weisses Hemd mit einer
leuchtende Kravatte. Obama blau. Romney rot mit einer kleinen
Abweichung, mit feinen Streifen. Auch die Gestik , die gespielte
Freundlichkeit, die bewussten Szenen des Lächelns, der Blick im
richtigen Moment zur Kamera, wie auch das Begrüssungsritual und die
Verabschiedung mit den synchronen Berührungen am Handgelenk wirkten
einstudiert. Ich
wurde den Eindruck nicht los, die Berater von Obama und Romney hätten beiden
anvertrauen Politikern das Harvardprinzip nahegelegt: "Seid nett mit dem
Gegenüber, aber hart in der Sache."
2. Aug. 2003 ...Das "Harvard-Prinzip"1 ist ein wichtiger Baustein bei lösungsorientierten Verhandlungen. Es erlaubt auch bei schwierigen Verhandlungen ...
Der Präsident überraschte mich. Obama
wirkte gesamthaft eher defensiv, zurückhaltender als sonst. Er sprach zwar ruhig und streckenweise sogar
souverän. Doch sprach er für mich zu verhalten, zu lendenlahm. Er schälte seine Stärken, vor allem die
Schwächen des Gegners zu wenig heraus. Ich vermisste bei ihm den "Biss". Im zweiten
Teil das Feu sacré. Obama war viel lustloser als sonst. Es hatte sogar Phasen, da wirkte er müde, gleichsam zerstreut. Viele
Aussagen waren schlecht strukturiert. Böse Zungen könnten jetzt sagen:
Obama habe der Teleprompter gefehlt, weil er bei den Referaten gewohnt ist, mit verschiedenen
Telepromptern zu reden.
Romney
überraschte mich ebenfalls. Der Herausforderer war lockerer,
angriffiger als sonst. Weil er früher so hölzern auftrat,
holte er heute vielleicht dank dieser Verbesserung so viele Punkte. Romney wurde sicherlich intensiv
vorbereitet. Generell kann man sagen: Beide haben ihre ihren Job
pflichtgemäss absolviert. Aber es gab für mich nichts, das mir
nachhaltig in Erinnerung bleibt. Es gab zu viele Zahlen.
Nochmals: Beide haben die eingeübten bekannten Argumente als antrainierte Pflichtübung, so korrekt wie möglich über die runden gebracht. Beide versuchten, mit einzelnen narrativen Elementen, mit eingeflochtenen Beispielen und Fragen rhetorisch zu punkten. Ich frage mich jetzt: Aber wo bleibt die Nachhaltigkeit?
Was zu beachten gilt:
Bei allen Ueberzeugungsprozessen entscheidet - auch bei diesem Duell - letztlich das Image der Persönlichkeit, nicht die Fakten.
18. Okt. 2009 ... Christian Fichters Team an der Universität Zürich ist auf Imageforschung spezialisiert. Eine Untersuchung des Teams wurde im Scheizer ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/09/10_18/index.html
Es
ist beim heutigen Duell nicht einfach, einen Sieger auszumachen. Ein
Unentschieden? Ein eindeutiger Sieg für Romney? Obama profitiert nach wie vor von seinem Charisma.
Romney ist und bleibt leider noch lange stigmatisiert durch seine
"Fettnapfgeschichten". Fett klebt bekanntlich stark an den Füssen. Man
wird die Patzer kaum mehr los. Doch hat er heute eindeutig viele Punkte geholt.
***************************** Uebrigens: ALLES WAS VOR MIKROFON UND KAMERA GESAGT WIRD MUSS WAHR SEIN. In dieser Hinsicht sündigten OBama und Romney. Bedenklich, wenn so viele Fakten nicht stimmen. Ich zitiere Tagi online:
Bei seinem Schlagabtausch mit Romney sagte Obama am Mittwochabend
(Ortszeit), er habe einen Plan zur Reduzierung des Haushaltsdefizits im
Umfang von vier Billionen Dollar (3,1 Billionen Euro) vorgelegt. Dieser
Plan sehe vor, dass pro 2,50 Dollar, die durch Ausgabenkürzungen erzielt
würden, ein Dollar an zusätzlichen Einnahmen in die Staatskasse gespült
werde. Bei seinem Versprechen einer 4-Billionen-Dollar-Reduzierung
schliesst Obama allerdings Kürzungen im Umfang von mehr als zwei
Billionen Dollar mit ein, die seine Demokraten bereits im vergangenen
Jahr gemeinsam mit den Republikanern verabschiedet hatten. Zudem
beinhaltet die von Obama genannte Summe auch Kürzungen im Umfang von 800
Milliarden Dollar bei den Kriegsausgaben, die ohnehin erfolgen würden.
Des
Weiteren versteckt Obama bei seinem Entwurf Ausgaben in Form von
Zurückerstattungen an Ärzte, die im Rahmen des Gesundheitsprogramms
Medicare erfolgen. Wenn diese «Kürzungen» also aussen vorgelassen
werden, ist das von Obama genannte Verhältnis von 2,50 zu einem Dollar
nicht mehr realistisch. Stattdessen müssten die Steuern weiter erhöht
werden.
Romney: zu hohe Arbeitslosenzahl
Romney
warf Obama in dem TV-Duell vor, mit seiner Wirtschaftspolitik
gescheitert zu sein und begründete das unter anderem damit, dass es
derzeit 23 Millionen Arbeitslose in den USA gebe.
In Wahrheit
sind in den USA 12,5 Millionen Menschen arbeitslos. Die von Romney
genannte Zahl von 23 Millionen berücksichtigt auch die acht Millionen
US-Bürger, die derzeit in Teilzeit arbeiten, aber gerne einen
Vollzeitjob hätten. Dazu kommen noch 2,6 Millionen Amerikaner, die ihre
Suche nach Arbeit aufgegeben haben - entweder, weil sie entmutigt sind
oder sich für die Aufnahme eines Studiums entschieden haben.
Romney
sagte weiter, beim Amtsantritt Obamas im Januar 2009 seien 23 Millionen
Menschen ohne Arbeit gewesen. Auch mit dieser Aussage lag der
Republikaner falsch. Zu Beginn von Obamas Amtszeit waren zwölf Millionen
Menschen in den USA arbeitslos.
Romney plant laut Obama Steuerkürzungen von fünf Billionen
Obama
sagte, ein Vorhaben Romneys sehe Steuerkürzungen im Umfang von fünf
Billionen Dollar (3,8 Billionen Euro) vor. Das ist so aber nicht ganz
richtig.
Vermutlich bezog sich Obama mit der von ihm genannten
Zahl von fünf Billionen auf die Auswirkungen, die Romneys Steuerplan
über einen Zeitraum von zehn Jahren hätte. Nach dem Vorschlag des
republikanischen Präsidentschaftskandidaten sollen die Steuersätze in
den USA um 20 Prozent gesenkt werden. Die Erbschaftssteuer und die
alternative Mindeststeuer (alternative minimum tax) sollen ganz
abgeschafft werden.
Nach Angaben der Organisation Tax Policy
Center in Washington würden nach dem Romney-Plan die Steuereinnahmen der
USA 2015 um 465 Milliarden Dollar (359 Milliarden Euro) zurückgehen.
Auf einen Zeitraum von zehn Jahren hochgerechnet, wären dies dann rund
fünf Billionen Dollar.
Romney hat keinen konkreten Plan für Haushaltsausgleich
Romney
hat versprochen, im Fall eines Wahlsiegs den Haushalt in acht bis zehn
Jahren auszugleichen. Dazu hat er aber keinen konkreten Plan vorgelegt.
Stattdessen warf der Republikaner mehrere Vorhaben in den Raum, die
seinem Ziel eines Haushaltsausgleichs entgegenlaufen. Dazu zählen unter
anderem höhere Ausgaben für das Pentagon und eine Aufhebung von
Ausgabenkürzungen im Umfang von mehr als 700 Milliarden Dollar (541
Milliarden Euro), die von den Demokraten im Rahmen der
Krankenversicherung Medicare in die Wege geleitet wurden. Zugleich lehnt
Romney Steuererhöhungen ab.
Wie bereits bei anderen Auftritten
kündigte Romney bei der TV-Debatte am Mittwoch an, zur Reduzierung des
Haushaltsdefizits die als Obamacare bekannt gewordene Gesundheitsreform
des Präsidenten rückgängig zu machen. Doch Prognosen zufolge wird
Obamacare sogar dazu beitragen, das Defizit der USA zu reduzieren.
Umfrage zu Mediennutzung
So informiert sich die Schweizer Jugend
Eine Umfrage untersuchte die
Mediennutzung von Jugendlichen. Sie lässt alte Klischees wackeln und
fördert Erstaunliches zutage.
Entgegen aller Klischees: 95 Prozent
der Jugendlichen zwischen 14 und 25 lesen Tageszeitungen. Das zeigt eine
repräsentative Umfrage der Jugend- und Studentenmarketingagentur «Jim
& Jim», bei der 1500 Personen zwischen 14 und 25 Jahren aus der
Deutschschweiz befragt wurden. Am liebsten lesen die Jungen 20 Minuten
(51%), gefolgt vom Tages-Anzeiger (9%) und Blick am Abend (8%)
(vergleiche Diashow). Den grossen Vorsprung von 20 Minuten erklärt Kommunikationsexperte
Marcus Knill mit der ausgewogenen Auswahl von relevanten Informationen
und Unterhaltung, sowie dem breiten Vertriebsnetz von 20 Minuten.
Beim
Radiokonsum kommt DRS3 zuoberst aufs Podest, wobei der SRF-Sender auf
dem Land beliebter ist als bei Jugendlichen in der Stadt. Bei den
TV-Sender kommen Pro7 und SF2 am besten an. «Den Ausschlag dürften
Serien wie ‹Two and a half Men› und ‹How I met your Mother› sowie
Sportsendungen geben», so Fabio Emch von der Jugend- und
Studentenmarktetingagentur «Jim & Jim», welche die Umfrage in
Kooperation mit der Demoscope aufsetzte.
Kein Run auf Tablets
Interessant
ist, wo die Jungen fernsehen: Bereits 13 Prozent schauen täglich auf
dem Smartphone fern, auf dem Tablet sind es nur 6 Prozent. Überhaupt
sind Tablets nicht so beliebt bei Jugendlichen. Nur 4 Prozent nutzen
diese am häufigsten um im Internet zu surfen. «Die Geräte sind für Junge
zu teuer», meint Emch. Am liebsten surfen die Jungen auf Laptops (41%)
und Smartphones (40%).
Ausgesorgt hat bald der stationäre PC: nur
14 Prozent bevorzugen ihn gegenüber mobilen Geräten. «Junge Leute
wollen ungebunden sein. Der klassische Desktop-PC ist für sie zu
undynamisch», so Knill.
Smartphones bleiben auf dem Vormarsch,
eine Trendwende zeichnet sich bei den Modellen ab: Android wird immer
beliebter, während das iPhone bei den Jungen Marktanteile verliert.
«Jugendliche bevorzugen weniger restriktive Betriebssysteme und möchten
auch nicht dasselbe Handy haben wie ihre Eltern», meint Emch. Die
meistbesuchte Homepage ist Facebook, vor Google und YouTube. Die
beliebteste Newssite ist klar 20 Minuten Online, dahinter folgen mit
weitem Abstand Blick und der Online-Auftritt des Schweizer Fernsehens.
Nachtrag: Aus dem Pressespiegel: Zitat BLICK:
Romney punktet, Obama bleibt defensiv
DENVER -
In ihrem ersten TV-Duell haben US-Präsident Barack Obama und sein
Herausforderer Mitt Romney höflich aber heftig über den richtigen Weg
aus der Wirtschaftskrise gestritten. Dabei siegte Romney deutlich.
playSind sich nicht einig. Präsident Barack Obama und sein Kontrahent Mitt Romney.
(Keystone)
Der sonst
hölzern wirkende Republikaner nutzte seine Chance: zeigte sich
lebendiger, angriffslustiger und argumentierte besser. Barack Obama
geriet dabei in die Defensive.
Mitt Romney schlug sich gut bei der ersten Debatte der
US-Präsidentschaftskandidaten – weit besser, als von ihm erwartet worden
war. Barack Obama hingegen wirkte geradezu lustlos. Ist das für Romney
die Wende? Mehr...
Mitt Romney war «offensiv, klar und sicher», Präsident Barack
Obama wirkte «schwach und zerstreut», schreiben US-Medien. Auch eine
Umfrage von CNN sieht den Republikaner vorne. Mehr... Zitat 20 Min:
Analysten
sind sich einig: Der frühere Gouverneur von Massachusetts hat sich beim
Schlagabtausch in Denver deutlich besser präsentiert als der
Amtsinhaber. Eine erste CNN-Umfrage ergab: 67 Prozent der Teilnehmer
fanden, dass Romney der bessere Redner warund das TV-Duell gewonnen hat.
Vor dem ersten heissen Fernsehduell in Denver - der Auftritt und die Analyse
Weil bei den bisherigen Duellen Kleinigkeiten grosse Folgen hatten, stossen die Fernsehduelle in den USA bei allen Medien auf enormes Interesse.
ZUR VORBEREITUNG:
Romney und Obama büffeln für das erste Fernsehduell
Am Mittwoch
treffen Barack Obama und Mitt Romney beim ersten von drei TV-Duellen
aufeinander.
Mitt Romney bei einer Wahlveranstaltung in Ohio. Quelle: dapd
Beide Obame und Romney werden tagtäglich für das erste Duell fit
gemacht. Unterlagen studieren, ARguemtne, Fakten und Zitate auswendig
lernen und dann das Gelernte im Simulator überzeugend vorzutragen.
US-Präsident Barack Obama
und sein Herausforderer Mitt Romney werden professionell gecoacht.
Diekbevorstehendendie drei
Fernsehduelle die letzten können die
Wahlchancen stark beeinflussen. Sie sind
Vorentscheide für die Wahl. Keine darf sich Fehler erlauben.
Obama verinnerlicht die Botschaften beim Fitnesstraining oder während
der lange Flüge zu den
Wahlkampfveranstaltungen. Seine Schwächen (laut Berater Axelrod): „Er
muss lernen, sich kürzer zu fassen. In den letzten vier Jahren musste er
das
nicht.“ Außerdem fehle Obama das Training hinsichtlich Debattieren.
Romney hatte hingegen in den Vorwahlen 23 Debatten vor laufender Kamera
gegen die
republikanische Konkurrenten wie Newt Gingrich und Rick Perry.
Nach
meinen Analysen liegt Obama vorn. Doch ist das Schlussresultat noch
nicht entschieden. Obama muss die
unentschlossenen Wähler für sich gewinnen können. Die wenigen Prozente
könnten ausschlaggebend sein um meine Prognose zu kippen.
Beide Kandidaten haben
Sparringspartner, mit denen die Duelle simuliert werden. Senator John Kerry
spielt für Obama den konkurrenten Romney Senator Rob Portman agiert als Obama in
Romneys Trainingsdebatten.
Ich zitiere Tagesspiegel.de:
US-Wahlkampf Auge in Auge: Amerika wartet auf das erste TV-Duell
So
nah wie ihre beiden Doubles Mike Cote (l.) und Louis Ortiz sind sich
Herausforderer Mitt Romney und US-Präsident Barack Obama noch nicht
gekommen. Foto: AFP - Foto: AFP
Am
3. Oktober findet in den USA das erste TV-Duell zwischen Barack Obama
und Mitt Romney statt. Der US-Präsident und sein Herausforderer
trainieren dafür bereits hart. Sie wissen, dass Ihr Auftritt
entscheidend für die Wahl sein könnte.
Die Parteitage sind absolviert, die Anhänger mobilisiert, die Spendengelder fließen. Doch das wichtigste Ereignis im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf kommt erst noch – die erste TV-Debatte von Barack Obama und Mitt Romney
am 3. Oktober in Denver. Das ist der Tag des direkten Vergleichs. Auge
in Auge. Alle großen Sender, darunter NBC, ABC, CNN und FoxNews werden
die Begegnung zur Primetime übertragen, fünfzig bis sechzig Millionen
Zuschauer werden erwartet.
Gut möglich, dass an diesem Abend eine Vorentscheidung fällt.
Amerika liebt den Showdown. Hier wurde das Duell-Format erfunden und
perfektioniert.
Ob Haarschnitt, Haltung, Körpersprache oder Rhetorik:
Alles wird einstudiert, nichts dem Zufall überlassen. Ob Kleidung,
Mimik, Gestik oder Spontanität: Jedes Detail des Gegners wird analysiert
und auf Schwächen untersucht. Wer kann punchen, einen Witz landen, den
anderen nervös machen ohne unseriös zu wirken? Wie lässt sich
Fachkompetenz suggerieren ohne zu dozieren?
Mit großer Intensität
bereiten sich beide Lager auf ihren Auftritt vor. Romney zieht sich
dazu in das Haus eines Freundes in den Bergen von Vermont zurück. Sein
Sparringspartner ist Senator Rob Portman aus Ohio, der Obama spielt.
Zwei Minuten pro Antwort sind erlaubt, alles wird auf Video
aufgezeichnet und anschließend ausgewertet.
Kommentar: Nach meinem Dafürhalten entscheidet die Glaubwürdigkeit und das Charisma der Persönlichkeiten Bekanntlich schlägt bei Kommunikationsprozessen das Image einer Person die Fakten.
Ein Blick zurück:
Video: Form von Inhalt: Das Fernsehduell im Wahlkampfeuronews
Das TV-Duell zwischen Obama und Romney steht in einer langen
Tradition. Tagesanzeiger.ch/Newsnet präsentiert Höhepunkte aus den
US-Wahlkämpfen der letzten 52 Jahre. Mehr...
In allen bisherigen TV-Debatten in den USA bestätigen zahlreiche Beispiele, dass die jeweiligen Kandidaten mit schlagfertigen Argumenten Punkte holen konnten und sich oft mit Kleinigkeiten und ungaubwürdigem Verhalten selbst ins Offside manöveriert hatten.
Vizepräsident Richard Nixon wirkte damals düster und übermüdet. Die Mimik spiegelte den von einer Grippe geschwächten Körper. Im Gegensatz dazu punktete der telegene, vitale Senator John F. Kennedy. Nixon konnte den schlechten Eindruck später nicht mehr korrigieren und verlor damals die Wahl.
Präsident Gerald Ford patzte 1976 mit einer Aussage im Duell gegen Carter, die im Kalten Krieg nicht gut ankam. Er sagte, es gebe "keine sowjetische Dominanz über Osteuropa".
Ronald Reagan holte sich bei einem knappen Rennen gegen Carter mit folgender rhetorischen Frage Punkte: "Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren?" Es sprach während der Konjunkturkrise und Inflation genau den wunden Punkt an. Carter verlor. Romney wird im aktuellen Wahlkampf, mit der gleichen Frage Obama angreifen.
Präsident Bush senior schaute während der Debatte auf seine Armband. Eine Kleinigkeit. Dieses Verhalten wurde von den meisten Wähler als Ungeduld interpretiert.
Das Kopfschütteln und die wiederholten Seufzer wurden bei Vizepräsident Al Gore im ersten TV-Duell gegen George Bush junior als herablassendes Verhalten bewertet. Al Gore versuchte bei den nächsten Auftirten, vermehrt zu lächeln - doch dieses antrainierte künstliche Verhalten bestätigte den Eindruck vom arroganten Intellektuellen.
2004 hatte verriet sein Mienenspiel Stress. Er wirkte reizbar. Das stockende Reden, der unfreundlicher Blick kam nicht gut an. Dann folgte der schlimmste Patzer: Er verwechselte Osama bin Laden und Saddam Hussein. Die hernach antrainierte Lockerheit wurde vom Publikum erkannt. Die Glaubwürdigkeit schwand dadurch noch mehr.
John McCain machte 2008 einen unsympathischen Eindruck, indem er wie ein Schulmeister mit dem Finger auf Barack Obama zeigte und ihn als "That One" ("Dieser da") bezeichnete. Diese abschätzige Aussage wurde nach der Debatte von den Gegnern sofort ausgeschlachtet und mutierte zum Wahlkampfslogan. Im Internet konnten Aufkleber mit dem Schriftzug "That one" gekauft werden.
AP
Witze übers Alter: 1984 nimmt der damals 73-jährige Präsident Reagan Anspielungen auf sein hohes Alter die Spitze, indem er
in der Debatte mit Walter Mondale (56) ironisch bemerkt: "Ich werde
Altersfragen in dieser Kampagne nicht thematisieren. Ich werde die
Jugend und Unerfahrenheit meines Opponenten nicht politisch
ausschlachten."
Fazit: Weil nun die Oeffentlichkeit das Gefühl hat, Schlagfertigkeit und Kleinigkeiten wären wahlentscheidend, haben heute die Fernsehduelle zwangsläufig einen sehr grossen Stellenwert erhalten. Sie werden zu Medienereignissen. Heute rechne man mit 50 Millionen Zuschauer.
Vor dem jüngsten Duell wollten gestern und heute zahlreiche Journalisten von mir wissen, wie ich den Ausgang dieses ersten Duells beurteile. Sie erwarteten von mir schon vor dem Duell eine Prognose. Ich bin keine Kaffeesatzleser und wollte bewusst das Live-Duell abwarten. Denn man muss immer mit Ueberraschuingen rechnen Selbstverständlich hatte ich die bisherigen Auftritte der Kandidaten beobachtet und hinsichtlich der Rhetorik bei Auftritten in der Oeffentlichkeit meine Meinung kundgetan. Bis anhin überzeugte mich Obama mehr. Erst jetzt - nach dem ersten Auftritt - erlaube ich mir nun als Beobachter ein paar konkrete Aussagen zum ersten Duell. Kurz vor dem Duell las ich noch das Resultat der jüngsten NBC Umfrage. Ich zitiere:
Die letzte Umfrage des TV-Senders NBC und des «Wall Street Journal» sieht Obama knapp vorn. 49 Prozent der Befragten, die wahrscheinlich im November zur Wahl gehen, wollten ihre Stimme Obama geben - für Romney votierten lediglich 46 Prozent. Allerdings habe der Amtsinhaber noch vor zwei Wochen um fünf Prozentpunkte vorn gelegen, heißt es. Mehrere Umfragen belegen, dass der demokratische Amtsinhaber Obama in den besonders umkämpften Bundesstaaten (Swing States) wie Ohio und Florida deutlich vorne liegt. Ende Zitat.
Das jüngste Duell ist für mich insofern spannend, weil diese Duelle schlecht planbar sind. Es kann heute auf beiden Seiten zu Ueberraschungen kommen.
Illustration: Quelle Blick
Präsident Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney duellierten sich nun erstmals diese Nacht um drei Uhr an der Universität von Denver vor Mirkofon und Kamera.
ZUR ANALYSE:
Ich fragte mich vor dem Duell:
- Kann Romney die Chance nutzen? (Bekanntlich ist der erste Auftritt der Wichtigste von den dreien).
- Wirkt er immer noch so starr, kühl? Ist er weniger abgehoben?
- Tappt er einmal mehr in einen verbalen Fettnapf? (Seine geheim gedrehte Video-Aussage, dass 47 % der US- Bevölkerung Sozialschmarotzer ist im Netz zementiert)
- Wie sprechen sich die Rivalen an?
- Verfolgen tatsächlich 50 Millionen Bürger diese Duell?
- Bringt es Obama fertig, locker, staatsmännisch, souverän zu bleiben? Oder verliert er die Nerven, wenn ihm Romney angreift?
- Rhetorik ist der Schlüssel zu Erfolg. Wie kann Obama als Favorit von seiner Begabung Gebrauch machen?
- Gelingt es dem jetzigen Präsidenten, sprachlich etwas abzurüsten (die Pathos -Rhetorik), um damit seine Glaubwürdigkeit aufzurüsten?
- Wem gelingt es heute besser, an die Geduld und Fairness der Amerikaner zu appellieren?
- Wie werden die optischen Kampfmittel eingesetzt? (Stil der Kleider, Schuhe, Armbanduhr, Aufmachung, Marken, Farben)
- Wie unterscheiden sich die Konkurrenten hinsichtlich Körpersprache, Stimme?
- Wer überzeugt mehr?
Wer vermittelt welche Kernbotschaft? DAS URTEIL: Ich erlebte zwei übertrainierte Akteure. Die auswendig gelernten Statements spulten sie pflichtgemäss ab. Obama und Romney verwirrten beide mit Zahlen und Unterstellungen. Beide wurden von Profis eingekleidet. Beide trugen einen dunklen gepflegten Anzug, ein weisses Hemd mit einer leuchtende Kravatte. Obama blau. Romney rot mit einer kleinen Abweichung, mit feinen Streifen. Auch die Gestik , die gespielte Freundlichkeit, die bewussten Szenen des Lächelns, der Blick im richtigen Moment zur Kamera, wie auch das Begrüssungsritual und die Verabschiedung mit den synchronen Berührungen am Handgelenk wirkten einstudiert. Ich hatte den Eindruck, die Berater von Obama und Romney hätten beiden anvertrauen Politikern das Harvardprinzip nahegelegt: "Seid nett mit dem Gegenüber, aber hart in der Sache." Obama wirkte gesamthaft eher zurückhaltender als sonst. Er sprach ruhig und souverän, doch sprach mir zu verhalten. Er schälte seine Stärken und die Schwächen des Gegners zu wenig heraus. Ich vermisste bei ihm im zweiten Teil das Feu sacré. Es hatte sogar Phasen, da wirkte er müde. Viele Aussagen waren schlecht strukturiert. Böse Zungen könnten nachher sagen: Obama habe der Teleprompter gefehlt, weil er meist mit verschiedenen Teleprompter referiert.
Romney überraschte mich anderseits. Der Herausforderer war lockerer, angriffiger als sonst. Vielleicht weil er früher so hölzern auftrat, holte er heute mehr Punkte. Romney wurde sicherlich intensiv vorbereitet. Generell kann man sagen: Beide haben ihre ihren Job pflichtgemäss absolviert. Aber es gab für mich nichts, das mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Es gab zu viele Zahlen. Nochmals: Beide haben die eingeübten bekannten Argumente korrekt vermittelt. Beide versuchten, mit einzelnen narrativen Elementen, mit eingeflochtenen Beispielen und Fragen rhetorisch zu punkten. Aber wo bleibt die Nachhaltigkeit?
Bei allen Ueberzeugungsprozessen entscheidet - auch bei diesem Duell letztlich das Image der Persönlichkeit - nicht die Fakten.
18. Okt. 2009 ... Christian Fichters Team an der Universität Zürich ist auf Imageforschung spezialisiert. Eine Untersuchung des Teams wurde im Scheizer ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/09/10_18/index.html
Es ist beim heutigen Duell nicht einfach, einen Sieger auszumachen. Ein Unentschieden? Obama profitiert nach wie vor von seinem Charisma. Romney ist und bleibt leider stigmatisiert durch seine "Fettnapfgeschichten". Fett klebt bekanntlich stark an den Füssen. Man wird die Patzer kaum mehr los. Doch hat er heute einige Punkte geholt.
*****************************
Das Protokoll (Quelle TAGI):
4.33 Uhr
Die Debatte ist zuende. Die Bilanz: Barack Obama sprach vier Minuten länger.
4.30 Uhr
Romney: «Wir haben zwei sehr verschiedene Wege vor uns. Ich
verspreche Ihnen, 12 Millionen neue Jobs zu schaffen. Wenn Sie Präsident
Obama wiederwählen, wird Obamacare voll installiert. Und das Militär
wird gekürzt. Ich werde das nicht zulassen.»
4.28 Uhr
Schlussstatements. Obama darf als Erster: «Ich möchte mich
bedanken für diese tolle Debatte. Das amerikanische Volk, seine Energie,
sein Genie, soll die Chance haben, sich zu entfalten. Ich sagte vor
vier Jahren, dass sich kein perfekter Mensch bin. Aber wenn Sie mir eine
Chance geben, dann werden wir diesen Weg gemeinsam weitergehen.»
4.26 Uhr
Es geht aufs Ende zu. Romney: «Wir müssen den Kompromiss suchen, ohne unsere Prinzipien zu kompromittieren.» Obama:
«Aber manchmal muss man bereit sein, auch nein zu sagen. Und Gouverneur
Romney und seine Partei zeigen nicht gerade viel
Kompromissbereitschaft.»
4.23 Uhr
Romney: «Ihre sonstigen Investitionen zeigen, wofür Sie sich
wirklich interessieren. Sie investierten 90 Milliarden Dollar in ‹grüne
Firmen›! 90 Milliarden! Wieviele Lehrer hätte das gebracht. Diese Firmen
waren wohl alles Ihre Gönner.» Obama kommt nicht mehr dazu, zu antworten.
4.18 Uhr
Jim Lehrer: «Aber grundsätzlich: Soll der Staat sich mehr in die Bildungspolitik einbringen?» Romney: «Ja, wenn es um bessere Standards geht.» Obama:
«Aber das Gesundheitsministerium wollen Sie zusammenstreichen. Wir
investierten massiv in Bildungskredite. Das ist extrem wichtig. Nicht
nur für diese jungen Leute, sondern für das Wirtschaftswachstum.»
4.15 Uhr
Neues Thema: Was ist die Rolle des Staats? Obama: «Die Regierung
kann nicht alles. Aber sogar im Bürgerkrieg plante Präsident Abraham
Lincoln den weiteren Ausbau unserer Bildungsinstitutionen. Ich glaube
darum, dass wir auch heute mehr Lehrer brauchen. Gouverneur Romney will
das nicht.» Romney: «Ich glaube an gute Schulen. Massachusetts hat die besten Schulen des Landes. Ich stehe hinter den Lehrern.»
4.13 Uhr
Romney: «Aber ich habe einen Plan. Was wir in Massachusetts
einführten, ist ein Modell – aber für jeden Bundesstaat. Wir müssen das
wieder den Staaten überlassen.»
4.06 Uhr
Obama: «Sie wollen Obamacare ersetzen. Zunächst einfach abschaffen, aber dann ersetzen. Aber womit?» Romney
geht zurück zum Thema Kostensenkung: «Sie übertragen die Aufgabe der
Kostensenkung an ein Gremium von 15 Leuten. Wir haben eine freie
Wirtschaft. Wir brauchen keine 15 staatlichen Experten, die uns sagen,
welche Behandlung wir kriegen, zu welchem Arzt wir gehen.» Obama:
«Zunächst: Das stimmt nicht. Dieses Gremium darf nichts vorschreiben
über Behandlung. Das ist verboten per Gesetz. Aber Sie haben nichts dazu
gesagt, womit sie die Reform ersetzen wollen. Das ist ein bisschen
typisch. Sie wollen die Gesundheitsreform ersetzen, sagen aber nicht,
womit. Sie wollen die Bankenreform ersetzen, sagen aber nicht, womit.
Weil diese Pläne zu gut sind, sie zu diskutieren?»
4.03 Uhr
Romney: «Ein so grosser Plan hätte von beiden Parteien zusammen umgesetzt werden sollen.» Obama:
«Aber es ist ja ein Zwei-Parteien-Plan. Wir orientierten uns an Ihrer
Reform. Wir holten dieselben Berater, und die halten es in Essenz für
dieselbe Reform.»
4.00 Uhr
Obama: «Vor vier Jahren standen Millionen Familien vor dem Abgrund.
Vor einem Bankrott, weil sie krank geworden waren. Die Reform ist keine
staatliche Übernahme des Gesundheitssystems. Wir ermöglichen einfach,
das Familien sich ohne Auflagen wieder versichern können. Wir
kontrollieren die Kosten. Ausserdem: so ein System funktioniert. Wir
wissen das, weil im Staat Massachusetts so eine Reform installiert wurde
– unter Gouverneur Romney!»
3.58 Uhr
Das grosse Thema der ersten Obama-Amtszeit: die Gesundheitspolitik. Romney:
«Obamacare, die Gesundheitsreform, sorgt dafür, dass Firmen weniger
Leute anstellen. Sie haben die ersten Amtsjahre für eine solche Vorlage
gekämpft, statt für Jobs zu kämpfen.»
3.52 Uhr
Neues Thema: Bankenregulierung. Romney: «Regulierung ist nötig.
Aber Dodd-Frank, die vom Präsidenten verabschiedete Bankenregulierung,
ist ein einziger grosser Kuss für die Wallstreetbanken.» Obama:
«Grundsätzlich: Wir hatten Banken, die uns Produkte verkauften, die sie
nicht einmal mehr selber begriffen. Was haben wir also gemacht? Wir
haben diese Praktiken abgeschafft. Und wir sorgen dafür, dass die Banken
ihre Refinanzierung zurückzahlen müssen, mit Zinsen. Schön, dass Sie
auch finden, man müsse die Banken regulieren. Aber eigentlich wollen Sie
einfach Dodd-Frank zurücknehmen.» Romney: «Weil es kleine und
regionale Banken kaputtmacht! Es geht nicht darum, ob wir Regulierung
haben oder nicht. Es geht um die richtige Regulierung.»
3.48 Uhr
Romney: «Man könnte wählen zwischen einem staatlichen
Gesundheitsangebot oder einem privaten Angebot. Ich persönlich würde
natürlich ein privates bevorzugen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
mir der Staat vorschreibt, zu welchem Arzt ich gehe.» Obama: «Aber
Studien zeigen, dass Medicare tiefere Kosten hat als die
Privatwirtschaft. Darum vertrauen die Senioren dem System auch so.
Wechseln wir zu einem Gutscheinsystem, müssen diese zusätzlichen Kosten
irgendwo herkommen. Für Medicare wäre das verheerend.»
3.45 Uhr
Obama: «Sprechen wir doch einmal über Ihren Plan, ‹Premium Care›.
Leute im Alter von 55 Jahren sollten sich das genau anhören. Es ist
eigentlich ein Gutscheinsystem für künftige Senioren. Sie würden das
staatliche System für Senioren ersetzen durch ein privates System.
Medicare würde zusammenbrechen. Und diese Menschen wären der privaten
Versicherungswirtschaft ausgeliefert.»
3.40 Uhr
Die Frage nach dem Fabriken-Abzug bleibt ungeklärt im Raum. Jim
Lehrer wechselt zum nächsten Thema: Renten und Sozialversicherungen. Obama: «Wir haben einen Plan, Medicare, die Gesundheitsvorsorge für Senioren gesundzuhalten. Massgeblich über Kostenkontrolle.» Romney: «Aber über die Gesundheitsreform haben Sie ja 716 Milliarden aus Medicare abgezogen.»
3.38 Uhr
Romney: «Ich weiss nicht, wovon Sie da sprechen. Ein Steuerabzug
für die Verlagerung einer Fabrik ins Ausland? Ich bin seit Jahrzehnten
in der Wirtschaft, aber davon habe ich noch nie gehört. Vielleicht
brauche ich einen neuen Buchhalter.»
3.35 Uhr
Obama: «Wir müssen nun einmal ausgeglichen vorgehen. Wir müssen
auch Steuergeschenke für grosse Unternehmen abschaffen. Gouverneur
Romney spricht zwar von der Abschaffung von Steuerabzügen, sagt aber
nicht welche. Ich habe ein Liste von solchen Abzügen, die ich abschaffen
würde. Zum Beispiel einen Steuerabzug für einen Firmen-Jet. Oder für
die Verlagerung einer Fabrik ins Ausland.»
3.30 Uhr
Romney: «Sie waren Präsident für vier Jahre. Sie sagte, sie würden
das Defizit halbieren. Was ist denn nun? Und die Wirtschaft ist noch im
Kriechgang. Sie belasten nicht nur reiche Leute wie Donald Trump.»
3.26 Uhr
Neues Thema: Das Defizit. Jim Lehrer: «Was sind die Unterschiede zwischen ihnen beiden, wie sie das Defizit angehen?» Romney:
«Es gibt drei Möglichkeiten: Steuern erhöhen, Ausgaben kürzen oder das
Wirtschaftswachstum erhöhen. Der Präsident will natürlich die Steuern
erhöhen, ich möchte die Ausgaben senken und die Wirtschaft in Gang
bringen. Sorry, Jim, ich möchte auch die Subventionierung von PBS
streichen.» Jim Lehrer ist Journalist beim teilweise gebührenfinanzierten Sender PBS.
3.22 Uhr
Romney: «Aber die reichsten paar Prozent der Bevölkerung beschäftigen nun einmal die Hälfte der Bevölkerung.»
3.18 Uhr
Obama: «Sie können die Steuern nicht in diesem Masse senken, ohne
das Defizit zu erhöhen, und das alles bloss mit der Abschaffung von
Steuerabzügen. Das ist schlicht Mathematik. Wir haben offenbar einfach
eine unterschiedliche Definition von KMU. Sie halten die reichsten 3
Prozent der Bevölkerung für KMU-Vertreter. Donald Trump ist für sie ein
kleiner Unternehmer.»
3.17 Uhr
Romney: «Ich habe fünf Söhne. Ich kenne mich also aus, mit Leuten,
die so lange schwindeln, bis sie denken, man glaubt es. Alles, was Sie
über meinen Steuerplan gesagt haben, ist falsch. Ich würde niemals die
Steuern erhöhen.»
3.15 Uhr
Obama: «Vor vier Jahren kündigte ich an, für Mittelklasse-Familien
die Steuern zu senken. Das ist genau, was wir getan haben. Gouverneur
Romney will die Steuern im Rahmen von 5 Billionen innert zehn Jahren
senken, vor allem für Reiche. Das kann er nur finanzieren, wenn er
Steuerabzüge für die Mittelklasse abschafft. Also für Normalbürger die
Steuern erhöht.»
3.10 Uhr
Romney: «Die schlechte Wirtschaftslage ist eine Steuer in sich. Ich
nenne sie die Wirtschaftssteuer. Ich möchte die Steuern für alle
senken, finanziert durch Abschaffung von Steuerabzügen. Energie ist auch
zentral. Ich werde die Ölförderung in Alaska ausweiten. Und ich möchte
auch – sauber – Kohle abbauen.»
3.07 Uhr
Beide Kandidaten gehen sofort zur Sache. «Werden wir die
wirtschaftliche Erholung fortsetzen können?» fragt Obama. «Ich sorge
mich, dass wir auf dem falschen Weg sind», entgegnet Gouverneur Mitt
Romney. Und nimmt sich sogleich in Schutz: «Ich bin nicht ein Typ, der
bloss Steuern senken will.»
3.04 Uhr
Präsident Barack Obama beginnt – und wünscht seiner Frau Michele alles Gute zum Hochzeitstag.
3.03 Uhr (20 Uhr lokale Zeit)
Jim Lehrer eröffnet die Debatte. «Die heutigen Themen betreffen
Innenpolitik. Ich habe die Themen ausgewählt, und sie wurden den
Kandidaten nicht vorher vorgelegt. Das Publikum ist angehalten, still zu
bleiben. Kein Applaus, kein Buhen. Ausser jetzt, da ich die beiden
begrüsse.