Christian Lüscher
Reporter
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«Obama fehlt das Training»
Aktualisiert vor 2 Minuten
Der US-Präsident wirkte gegen Ende des TV-Duells mit Mitt Romney müde und zerstreut. Was war los mit dem eigentlich so brillanten Redner? Ein Rhetorikexperte und Kampagnenspezialist analysieren.
Was sind die Gründe für Obamas Darbietung?
Der
Rhetorikexperte Marcus Knill hat eine Antwort auf diese Frage. Gegenüber
Tagesanzeiger.ch/Newsnet erklärt er: «Obama fehlt sicherlich das
Training bei den Debatten. Bei den Reden nutzt er meist den
Teleprompter.» Im Vergleich zu seinem Kontrahenten Mitt Romney, der in
den letzten zwei Jahren 27 TV-Duelle absolvierte, habe Obama an keinem
einzigen teilgenommen. Für Knill wirkte Obama gerade gegen Ende der
Debatte zu wenig souverän. Er habe mehr reagiert, statt agiert, wirkte
zerstreut, lustlos. Gründe hierfür sieht er in den Vorwürfen Romneys.
Der Leistungsausweis Obamas sei tatsächlich dünn, die gezielten
Anschuldigungen könnten Obama am wunden Punkt getroffen haben.
«Obama wirkt müde»
Knill, der seit Jahren die TV-Duelle analysiert, vermisst bei Obama auch das übliche Feu sacré. Konnte Obama im letzten Wahlkampf die Wähler mit knackigen Parolen und Selbstbewusstsein begeistern, hat er nun Mühe, Aussagen auf den Punkt zu bringen. Zu stark lebe er vom Charisma früherer Tage. «Obama wirkt müde. Haben die Mühlen der Politik bei ihm Spuren hinterlassen?», fragt Knill. Einen wichtigen Grund für den schwachen Auftritt sieht Knill bei der fehlenden Kernbotschaft (2008: «Yes we can»).
Knill betont allerdings, dass auch bei Romney keine nachhaltige Botschaft erkannt wurde. Beide Kandidaten beschränken sich grösstenteils darauf, den Gegner mit allgemeinen Unterstellungen zu übertrumpfen und mit Zahlen zu verwirren. Generell wirken beide Kandidaten in vielen Punkten geklont. Beide agieren nach dem Harvard-Prinzip, sei freundlich mit dem Gegner, aber hart in der Sache. Viele Statements wirkten eingeübt, antrainiert, gleichsam auswendig gelernt. Die Garderobe beider Akteure war synchron: dunkel und staatsmännisch. Auch die Gestik stimmte ebenfalls oft überein, meint Knill. Vor allem bei den Begrüssungs- und Abschiedsszenen.
«Das Duell war mir zu theaterzentriert», sagt Knill abschliessend. Im Vergleich zu früheren Debatten habe das Duell einstudiert gewirkt, zu perfektioniert und von den Coaches im Hintergrund merkbar beeinflusst. Wenn es so weitergehe, könnten solche Duelle zu den nichtssagendsten Auftritten aller Zeiten werden: «Ich erkenne einfach nichts Nachhaltiges. Leider auch keine Aussage, die von Herzen kommt.»
«Obama wirkt müde»
Knill, der seit Jahren die TV-Duelle analysiert, vermisst bei Obama auch das übliche Feu sacré. Konnte Obama im letzten Wahlkampf die Wähler mit knackigen Parolen und Selbstbewusstsein begeistern, hat er nun Mühe, Aussagen auf den Punkt zu bringen. Zu stark lebe er vom Charisma früherer Tage. «Obama wirkt müde. Haben die Mühlen der Politik bei ihm Spuren hinterlassen?», fragt Knill. Einen wichtigen Grund für den schwachen Auftritt sieht Knill bei der fehlenden Kernbotschaft (2008: «Yes we can»).
Knill betont allerdings, dass auch bei Romney keine nachhaltige Botschaft erkannt wurde. Beide Kandidaten beschränken sich grösstenteils darauf, den Gegner mit allgemeinen Unterstellungen zu übertrumpfen und mit Zahlen zu verwirren. Generell wirken beide Kandidaten in vielen Punkten geklont. Beide agieren nach dem Harvard-Prinzip, sei freundlich mit dem Gegner, aber hart in der Sache. Viele Statements wirkten eingeübt, antrainiert, gleichsam auswendig gelernt. Die Garderobe beider Akteure war synchron: dunkel und staatsmännisch. Auch die Gestik stimmte ebenfalls oft überein, meint Knill. Vor allem bei den Begrüssungs- und Abschiedsszenen.
«Das Duell war mir zu theaterzentriert», sagt Knill abschliessend. Im Vergleich zu früheren Debatten habe das Duell einstudiert gewirkt, zu perfektioniert und von den Coaches im Hintergrund merkbar beeinflusst. Wenn es so weitergehe, könnten solche Duelle zu den nichtssagendsten Auftritten aller Zeiten werden: «Ich erkenne einfach nichts Nachhaltiges. Leider auch keine Aussage, die von Herzen kommt.»
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