Augenkommunikation
Letzte Woche arbeitete ich wiederum mit Steffen Lukesch zusammen. Mein Partner und Fernsehprofi betonte in unserem anspruchsvollen Intensivseminar mit Führungskräften:
Die Augen sind die Nabelschnur der Kommunikation.
Dieser Gedanke macht uns einmal mehr die Bedeutung der Augenkommunikation bewusst:
LINKS:
7. Jan. 2007 ... Der Blickkontakt darf als Kommunikationsbrücke nicht unterschätzt werden. Schlechter Blickkontakt reduziert die Wirkung beim Gegenüber.
www.rhetorik.ch/Blickkontakt/Blickkontakt.html
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24. März 2007 ... Wir haben erlebt, dass der Blickkontakt dann automatisch stimmt, ... Wer während des Sprechens an den Blickkontakt denkt, wirkt lächerlich.
www.rhetorik.ch/Ueberzeugen/Erfolg.html
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Ich habe in einer Seminararbeit der Uni Freiburg zu dieser Thematik in einem e - book folgende Seiten gefunden:
Augenkommunikation
www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/97150.html
30. Juli 2000 – Augenkommunikation - Anja Lott - Seminararbeit - Medien / Kommunikation - Theorien, Modelle, Begriffe. Hausarbeiten.de bietet über 130.000 ...Hier werden wertvolle Erkenntnisse aufgelistet. Daraus einige Aspekte:
4. Blickverhalten
4.1) Blickverhalten in interpersonalen Einstellungen
In interpersonalen
Einstellungen, insbesondere beim Herstellen von Beziehungen, spielt das
Blickverhalten eine entscheidende Rolle. Die beiden signifikanten
Komponenten bezüglich des Blickverhaltens sind Blickdauer und
Blickqualität.
Während die Blickdauer
sich einfach mit einer Uhr messen läßt, werden zur Bewertung der
Blickqualität u.a. Kriterien wie Pupillenerweiterung, Blinzelhäufigkeit,
Öffnung der Augen, die Richtung eines ausweichenden Blicks oder der
Gesichtsausdruck im Augenbereich untersucht. Bezüglich der Blickdauer
konnte festgestellt werden, dass sich schon allein an der Quantität von
Blicken Sympathien ablesen lassen. So wurde beispielsweise
herausgefunden, dass im Gespräch bevorzugte
Gesprächspartner auch häufiger angesehen werden.
Auch im Tierversuch, vor
allem bei Primaten, spielt die Blickdauer eine Rolle. Durch die
Häufigkeit des Anblickens entsteht eine Aufmerksamkeitsstruktur, eine
Hierarchie. Demnach ist derjenige, der am häufigsten angesehen wird, der
Mächtigste der Gruppe. Umgekehrt wird der Rangunterste einer
Gemeinschaft auch am wenigsten angeblickt. Diese Beobachtung ist
teilweise auch auf den Menschen übertragbar. In diesem Zusammenhang ist
aber auch das “Nichtanblicken” von ebenso großem Gewicht, da es
Mißachtung beziehungsweise zumindest eine gewisse Ignoranz bedeutet.
Allerdings gibt es auch die gegenläufige Tendenz, den Blick zu senken,
wenn der Gruppenhöchste (z.B. ein Monarch) erscheint, um Respekt und
Unterwerfung zu zeigen.
Auch für die Blickqualität
lassen sich zahlreiche Beispiele anführen. Der Blick ist ein
wesentlicher Bestandteil im Sexualverhalten zwischen den Geschlechtern.
Er dient als Werbesignal (Vgl. “Jemandem schöne Augen machen.”). Frauen
schminken sich die Augen, um diese größer und ausdrucksstärker wirken zu
lassen. “Nach Exline schauen Frauen mehr in kooperativen Situationen
und wenn sie eine hohe affiliative
11
Bei Männern fand man heraus, dass deren Pupillen sich Motivation haben.”
erweiterten, wenn man
ihnen Fotos attraktiver Frauen vorlegte. Exline stellte im Experiment
mit Primaten fest, dass die Tiere mit einem intensiven Blick mit weit
aufgerissenen Augen drohen, wohingegen das Wegblicken als
Beschwichtigung dient. Dies erwies sich für Tierforscher als wichtige
Voraussetzung für die Kommunikation mit Affen.
4.2) Blickverhalten bei bestimmten Personengruppen
Das Blickverhalten ist in
vielen Fällen abhängig von der Personengruppe. Bestimmte Personengruppen
weisen Anomalien oder zumindest
Abweichungen in ihrem Blickverhalten auf.
Autistische Kinder
beispielsweise haben Aversionen gegen Blickkontakte. Sie sind nicht nur
selbst unfähig, andere Personen anzublicken, sondern reagieren auch auf
den Blickkontakt des Gegenübers ablehnend. Dieses Verhalten ist
ebenfalls bei schizophrenen Patienten zu beobachten. Aber auch zwischen
Frauen und Männern ist ein unterschiedliches Blickverhalten zu erkennen.
Untersucht wurde hier unter anderem das Blickverhalten der beiden
Gruppen bei der Konfrontation mit Problemen. Bei beiden Gruppen trat das
Phänomen des “deliberativen Wegblickens” ein, auf das später noch
eingegangen werden soll, der Blick wich allerdings jeweils in andere
Richtungen aus. Bei Frauen war dieses Ausweichen viel weniger
11
Argyle, Michael : Körpersprache und Kommunikation. Paderborn: Junfermann,1996, S.228
konsistent als bei den Männern. “Man nimmt an, dass Menschen, die nach
12
links ausweichen ein
dominante rechte Hemisphäre haben und umgekehrt.” Auf interkulturelle
Unterschiede soll im nächsten Kapitel eingegangen werden.
4.3) Blickverhalten und emotionaler Zustand
Neben der Gruppenzugehörigkeit ist auch der emotionale Zustand von Bedeutung, in dem sich der Aktant befindet.
Beim Lügen schweift der
Blick, da der Sprechende verunsichert ist, versucht, seine Lüge zu
überspielen und deshalb den Blick des Gesprächspartners nicht erwidert.
Bei einer plötzlichen
Änderung des Gefühlszustandes kommt es zu einer Vergrößerung der
Pupillen, insbesondere bei Furcht. Dann werden nämlich zusätzlich noch
die Augen weit aufgerissen, die Blinzelhäufigkeit ist höher. Dieses
Verhalten ist Teil des “Fight-and-Flight-Syndroms”, eines biologischen
Phänomens, bei dem der menschliche Körper bei Gefahr in “erhöhte
Alarmbereitschaft” und Aufmerksamkeit versetzt wird, um schnell auf
Gefahren reagieren zu können.
4.4) Blickverhalten in der Konversation
Eine weitere Besonderheit
von Blickverhalten zeigt sich während des Sprechens. Das Blickmuster in
der Interaktion folgt nämlich bestimmten, exakt festgelegten Regeln.
Von Cranach merkt an,
“dass der Aufnahme der verbalen Kommunikation im allgemeinen eine
Zuwendung des Körpers, des Kopfes und des Blickes vorausgeht. Wir nehmen
an, dass diese Verhaltensweisen hierarchisch
12
Argyle, S.228
geordnet sind und die Intensität der Kommunikationsgemeinschaft
13
ausdrücken.
Bei der Kontaktaufnahme
wird während des Aufeinanderzugehens der Blick zunächst abgewendet,
worauf dann bei der Begrüßung ein Blickkontakt hergestellt wird und das
Gespräch beginnt. Cary beschreibt die Kontaktaufnahme zwischen
männlichen und weiblichen Probanden als einen komplexeren Ablauf: Cary
”studied visual signals given by seated females to male subjects as they
entered a room. Both looked at each other as the males entered, but it
was the second look by the female that decided whether a
14
conversation would occur.”
15
. Den ersten Blickkontakt,
das Begrüßen, nennt Eibl-Eibesfeldt “Augengruß” Hierbei werden für
circa 1/6 Sekunde die Augenbrauen ruckartig hochgezogen. Der Augengruß
wird neben der Begrüßung auch beim Flirten eingesetzt. Auch Kendon &
Ferber haben sich mit dem Grüßen am Beispiel einer Geburtstagsfeier
beschäftigt : ”W hile approaching the hostess the guest averted the gaze
until a second mutual gaze occured just before the
16
handshake or embrace.”
“Das mit dem Sprechen verbundene Blickmuster bildet ein eng integriertes
17
System.”
Kommt es nach der
Begrüßung zu einer Konversation, so werden während ihres Verlaufs
bestimmte signifikante Punkte des Gesprächspartners wie Augen und Mund
in wiederholtem Kreislauf fixiert. Dies ist unter anderem abhängig
davon, ob der Aktant selbst als Sender oder als Empfänger agiert.
Außerdem werden bestimmte Gesprächsformen durch Blicke unterstrichen.
Bei Fragen werden die Augenbrauen beispielsweise angehoben, bei
grammatikalischen Pausen blickt der Sprecher meist kurz auf.
13
Cranach, M. v on:Über die Signalfunktion des Blickes in der Interaktion.
In:Albert, H. (Hrsg.)Sozialtheorie und soziale Praxis. Meisenheim: Hain, S.212
14
Ehlich, S. 67
15
Vgl. Argyle, S. 77ff
16
Ehlich, S. 67
17
Argyle, S.231
Desweiteren wurden
turn-taking-Mechanismen bezüglich des Blickverhaltens untersucht. Kendon
erstellt hierfür folgendes Schema: ”... during listening, p looks at q
with fairly long q-gazes (Blicke auf q, die Verf.), broken by very brief
a-gazes (Blick weg von q, die Verf.), whereas during speaking, he
alternates between q- and a-gazes of more equal length, the a-gazes
being longer than
18
those that occur during listening.”
Zum Gesprächsende erfolgt
dann ein erneuter Blickkontakt, allerdings, so Steer & Lake, eher
zwischen einander vertrauten Personen wie zum Beispiel
19
Freunden, als fremden Interaktanten.
Auch hier bei der
Interaktionssituation gilt es zu beachten, dass durch das Fehlen
visueller Zuwendung oft auch verbale Kommunikation vermieden wird. Diese
Tatsache deutet auf die Wichtigkeit der Körpersprache auch für die
verbale Kommunikation hin, obwohl diese häufig als nebensächlich
erscheinen mag.
5)Biologische Basis des Blickes und interkulturelle Unterschiede
Im interkulturellen
Vergleich von Augenkommunikation zeigte es sich, dass die wichtigsten
Blickphänomene doch universell sind. Dies, sowie die Tatsache, dass auch
bei Tieren Augenkommunikation stattfindet, läßt Rückschlüsse darauf zu,
dass das Organ Auge für kommunikative Zwecke schon seit Urzeiten in
Sozialisationen genutzt wird. Bei Tieren ist der Blick hauptsächlich
Drohsignal (vgl. Exline). Aber nicht nur Primaten, sondern auch andere
Tiere nutzen diese Bedeutung des Blicks. Einige Schmetterlinge haben zum
Beispiel Augenflecken auf den Flügeln. Sie
18
Ehlich, S. 68f.
19
vgl Ehlich, S. 68
ahmen damit ein Augenpaar
nach, das Feinde drohend anblickt und so Angriffe verhindert. Man nennt
dieses Phänomen Mimikry. Beim Menschen hingegen dient der Blick seltener
als Drohsignal, sondern meist als affiliatives Signal. Argyle
beschreibt die Signifikanz des Blicks schon beim Säugling: “Schon in den
ersten Stunden ihres Lebens folgen Säuglinge mit ihren Augen einem sich
bewegenden Gegenstand; mit drei oder vier Wochen reagieren sie
insbesondere auf ein Augenpaar oder auf Masken mit
20
Dies ist von besonderer Bedeutung für die Mutter-Kind-Beziehung Augen.”
und kommt auch beim
“Guck-Guck-Spiel” zum Tragen, bei dem der Blick abwechselnd an- und
abgewendet wird. “In der Entwicklung von Bindung und Soziabilität
spielen der Blick und der wechselseitige Blickkontakt eine zentrale
Rolle. [...]Ob dieses frühe Interesse an den Augen angeboren ist, oder,
wie Fantz annimmt, ob eine angeborene Vorliebe für solche Stimuli
vorhanden ist, die ein bestimmtes Maß an Komplexität, Klarheit und
Bewegungsintensität
21
, bleibt umstritten. aufweisen”
Trotz all dieser
Phänomene, die in allen Menschen gemein sind, hat sich das
Blickverhalten in den unterschiedlichen Sozialisationen unterschiedlich
entwickelt.
Es sei an dieser Stelle
angemerkt, dass die vorliegende Arbeit sich in erster Linie auf die
westliche Kultur bezieht. Verschiedene andere Kulturen zeigen
Abweichungen in ihrer Augenkommunikation. Diese Diskrepanzen zwischen
den Kulturen können in der interkulturellen Kommunikation häufig zu
Mißverständnissen führen, da nämlich dann oft der Code zwischen Sender
und Empfänger nicht derselbe ist.
Im folgenden sollen nun anhand von einigen Beispielen aus Argyle einige dieser Unterschiede angeführt werden.
Auch hier kann wieder die Komponente der Quantität als Vergleichspunkt herangezogen werden.
20
Argyle, S.233
21
Argyle, S.233
In der arabischen Kultur
ist Blickkontakt sehr wichtig. Deshalb ist es für den Araber sehr
schwierig ein Gespräch zu führen, wenn kein Augenkontakt erfolgt, wenn
beispielsweise der Gesprächspartner eine dunkle Sonnenbrille trägt und
folglich die Augen des Gegenübers nicht erkennbar sind. Desweiteren gilt
es als unhöflich, sich dem anderen während des Gesprächs nicht
zuzuwenden. Dies bedeutet, dass es für Araber nahezu unmöglich
erscheint, sich zu unterhalten, während man nebeneinander hergeht.
Außerdem achten arabische Händler in Verkaufsgesprächen besonders auf
die Pupillen des potentiellen Käufers, um dessen Absichten zu erkennen.
Ein ganz anderes Blickverhalten zeigen Japaner. In der östlichen Kultur
wird Blickkontakt eher vermieden. Ein Japaner schaut während eines
Gesprächs meist auf den Hals seines Gesprächspartners. Wenn überhaupt,
dann tritt direkter Blickkontakt im Privatbereich auf, in der
Öffentlichkeit wird er weitestgehend vermieden. Auch die bereits
angesprochene Hierarchie, ein Senken des Blicks bei Höhergestellten, zum
Beispiel beim Vorgesetzten oder bei älteren Menschen als Zeichen von
Respekt, spielt in Japan eine große Rolle.
Amerikanische und
südamerikanische Indianerstämme haben mehr Blickkontakt als wir
Europäer. Aber auch innerhalb Europas sind Unterschiede festzustellen.
“Die Griechen schauen mehr als Briten oder Amerikaner, sowohl bei
Gesprächen als auch in der Öffentlichkeit, wenn sie fremde Personen
22
ansehen.”
In allen Kulturen spielt
die Augenkommunikation also eine wichtige Rolle, auch wenn die
Interpretation der gesendeten Signale unterschiedlich ist.
22
Argyle, S.233
6) Eine Ausdruckseinheit: Deliberatives Wegblicken
Neben dem Augengruß nach
Eibl-Eibesfeldt oder dem Überdrußblick, bei dem die Pupille von der
Zentralstellung kurz nach oben und wieder zurück bewegt wird, was verbal
einem Aufseufzen gleichzusetzen ist, findet man u.a. das Phänomen des
“deliberativen Wegblickens”, das von K onrad Ehlich und Jochen Rehbein
ausführlich untersucht und beschrieben wurde. Grundvoraussetzung für das
Vorkommen dieser Ausdruckseinheit ist die faceto-face Situation, die
zwei oder auch mehrere Interaktanten erfordert. Es soll nun zunächst der
physiologische Bewegungsablauf geschildert werden, bevor dieser
analysiert und an einem Beispiel veranschaulicht wird. Zunächst einmal
ist zu unterscheiden zwischen einem einfachen und einem komplexeren
Bewegungsablauf des Auges.
Die Grundstellung ist
jedoch in jedem Fall die Zentralstellung der Pupille. Aus dieser
Position bewegt sich nun der Augapfel diagonal nach rechts oder links
oben bis in die Extremstellung. Dort verweilt die Pupille, wobei die
zeitliche Dauer variieren kann, um danach wieder in die Zentralstellung
zurückzuwandern.
Parallel dazu findet auch
eine Lidbewegung statt. Während es beim Übergang von der Zentral- in die
Extremstellung zu einer Lidverengung kommt, findet keine Lidbewegung
statt, während die Extremstellung beibehalten wird (abgesehen vom
Lidschlußreflex zur Befeuchtung des Auges). Bei der Rückbewegung ist
dann erneut eine Lidverengung beobachtbar. In komplexeren Fällen weicht
der Blick nach oben in beide Diagonalen aus, zuerst in eine Richtung,
dann zurück in die Zentralstellung und anschließend in die andere
Richtung. Gelegentlich ist sogar noch eine Bewegung vertikal oder
diagonal nach unten festzustellen, wobei nicht klar ist, ob dies
lediglich der Adaption dient oder tatsächlich noch Bestandteil der
eigentlichen Ausdruckseinheit ist.
Zusätzlich spielt auch
noch die Interaktion von Augen- und Kopfbewegung eine Rolle.
Normalerweise bleibt der Kopf beim deliberativen Wegblicken
unbewegt, die
Extremstellung wird durch bloße Bewegung des Auges erreicht. Dasselbe
Augenbild kann aber auch erzeugt werden, indem der Kopf schräg nach
unten bewegt wird und das Auge selbst relativ konstant bleibt. Werden
allerdings Kopf und Auge in die gleiche Richtung, nämlich nach schräg
oben bewegt, bleibt das Auge in der Zentralstellung, es k ommt nicht zum
deliberativen Wegblicken. Diese Bewegung dient dazu, ein betrachtetes
Objekt optimal fixieren zu können. Es handelt sich also hier nicht um
eine kommunikative Funktion, sondern lediglich um eine Verbesserung der
Wahrnehmung, das heißt es wird die primäre Funktion der visuellen
Dimension genutzt, was für unsere Belange nicht von Bedeutung ist. Daher
ist die Voraussetzung für Ehlichs Untersuchung, dass diese Kopfbewegung
unterbleiben muß. Dadurch “ist in der Bewegung selbst eine Abkoppelung
vom psychophysischen Zweckbereich deutlich. Damit wird ersichtlich, dass
sie als ganze dem kommunikativen Zweckbereich zugehört. Es handelt sich
bei den beschriebenen Phänomenen um eine spezifische Form, die von
unterschiedlichen Personen in identifizierbarer Weise ausgeführt werden
23
kann.”
Es wurde nun festgestellt,
das die beschriebene Bewegung dann vorkommt und zur Ausdruckseinheit
wird, wenn “zwei oder mehrere Interaktanten es mit
24
Eine solche der Abwicklung
komplexer mentaler Prozeduren zu tun haben.” Situation kann leicht für
Versuchsreihen wie etwa die von Ehlich und Rehbein durchgeführten
künstlich erzeugt werden.
Verbaler Auslöser für das Einsetzen der Ausdruckseinheit ist der “illokutive Akt
25
Die Frage fordert den Empfänger auf, sein Wissen abzurufen under Frage.”
mittels des verbalen Codes
dem Fragenden mitzuteilen. Man unterscheidet nun zwischen solchen
Fragen, auf die sofort eine Antwort gegeben werden kann und solchen, bei
denen “der Antwortende gezwungen ist, das angeforderte Wissenselement
erst durch eine Reihe von mentalen Prozeduren, z.B. durch Schlüsse,
Rekonstruktionen, Antizipationen usw. zu
23
Ehlich, S.80
24
Ehlich, S.100
25
Ehlich, S.100
26
gewinnen. [...] Der Komplex dieser Tätigkeiten kann als Deliberation
27
umschrieben werden.”
Je nach Wissenstand des
Befragten kann dieselbe Frage bei verschiedenen Personen einen mentalen
Suchprozess auslösen oder nicht. Die Deliberation setzt dann nicht ein,
wenn von Anfang an klar ist, dass das entsprechende Wissenselement nicht
vorhanden ist. In diesem Fall tritt auch das deliberative Wegblicken
nicht ein. In anderen Fällen wird zunächst zwar eine Deliberation
gestartet, diese aber nach kurzer Zeit erfolglos abgebrochen, wobei die
Ausdruckseinheit des Auges trotzdem in Gang gesetzt wird. "Die
Ausdruckseinheit des deliberativen Wegblickens hat die kommunikative
Funktion, den Interaktionspartner darüber zu informieren, dass der
Aktant mit
28
Diese Information soll dem einem mentalen Suchprozeß beschäftigt ist.”
Gesprächspartner
mitteilen, “dass seine Anforderung eines Wissenselements vom Aktanten
aufgenommen worden ist und bearbeitet wird - obgleich noch
29
Das deliberative Wegblicken ist also ein keine verbale Antwort erfolgt.”
wichtiges Element in der
Turn-Organisation. Es überbrückt die Pause zwischen Frage und Antwort
und signalisiert dem Gegenüber, dass ein Eingriff seinerseits nicht
erforderlich ist und ist gleichzeitig eine Aufforderung, den Befragten
nicht zu stören.
Der Deliberationsprozeß
kann alternativ durch verbale Äußerungen wie “Moment”, “Laß mich mal
überlegen”, “Wie war denn das gleich?” o.ä.
30
, was sich jedoch als viel komplizierter erweist, zumal auch dierfolgen
visuelle Ausdruckseinheit ihre kommunikative Funktion hinreichend erfüllt und außerdem von der Wissensanforderung eher ablenkt.
26
von lat.:deliberare: erwägen, überlegen, abwägen
27
Ehlich, S.101
28
Ehlich, S.102
29
Ehlich, S.102f
30
Vgl. Ehlich, S.103
Abschließend soll jetzt noch in vereinfachter Form auf ein Versuchsbeispiel
31
. Im Gegensatz zu von Ehlich und Rehbein eingegangen werden
vorhergehenden experimentellen Settings handelt es sich hier um eine identische Situation:
deliberatives Wegblicken
seitens des Lehrers während einer Schulstunde. Der Lehrer fragt nach
bestimmten Arten von Reisen. Der ersten Schülerantwort “Pauschalreisen”
stimmt er zu, weitere Antworten weist er als falsch zurück. Im weiteren
Verlauf fällt der Begriff “Rundreise”. Dieser Begriff scheint von der
Wortbildung her dem Begriff “Pauschalreise” zu entsprechen,
unterscheidet sich allerdings in seiner semantischen Bedeutung
Der Lehrer ist nun gefordert, “(a) das Richtige vom Falschen zu sondern und
32
Hier setzt (b) die
Sonderung gegebenenfalls zu begründen und zu erörtern”. das deliberative
Wegblicken ein. Daraufhin folgt verbal der Vorschlag: “Darauf müssen
wir gleich nochmal zurückkommen.”
Der Lehrer löst also das
Dilemma durch die Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt. Während des
deliberativen Wegblickens versucht er, den Maximenkonflikt zwischen der
Maxime “Korrigiere Falsches” und “Honoriere Richtiges” zu lösen. Die
Deliberation führt also nicht zu einer echten Lösung des Problems,
sondern vielmehr einer Befreiung davon. Dies wird höchstens der dritten
Lehrermaxime gerecht, nämlich möglichst zügig im Stoff fortzufahren.
Das Beispiel zeigt, wie
die Ausdruckseinheit auch in der Praxis beobachtbar ist und als Signal
verstanden wird, auch wenn wir dies nicht bewußt wahrnehmen.
31
Vgl. Ehlich 126ff
32
Ehlich, S. 126
Schlußbemerkung
Das Auge mit seinen
kommunikativen Funktionen ist ein wichtiger Bestandteil der
Kommunikation. Die Ausdruckseinheiten des Auges unterstützen nicht nur
die verbalen Ausdrucksmöglichkeiten, sondern können auch eigenständig
Signale geben.
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