Samstag, 28. Januar 2012

"Besonderes Fressen" für die Medien



Ist es geschickt von einer Kommunikationsprofifrau, sich den Frust im Facebook von der Seele zu schreiben?


aus 20 min.


SVP-Nationalrätin Natalie Rickli ist nur auf Kosten eines Parteikollegen Vize-Fraktionspräsidentin geworden. Dass dieses Internum am Freitag bekannt wurde, bringt die 35-Jährige auf die Palme.


Kommentar: Hätte ich nicht gemacht!


Auszug aus BLICK:
SVP-Jungstar Natalie Rickli im Gespräch mit SVP-Stratege Blocher. (Reuters)
Der blonde SVP-Engel ist «megamässig sauer».

SVP-Nationalrätin Natalie Rickli ist am letzten Samstag gemäss der SVP-nahen «Basler Zeitung» nur dank Schützenhilfe der «Grossen Christophs», Christoph Mörgeli und Christoph Blocher, Vize-Fraktionspräsidentin geworden. Nachdem sie zunächst nicht genügend Stimmen erhalten hatte, verlangten einige Fraktionsmitglieder eine Wiederholung der Wahl. Der eigentlich gewählte Ständerat Alex Kuprecht verzichtete in der Folge: «Ich war nicht bereit, das Wahlprozedere nochmals durchzuspielen, nur weil es einigen Leuten nicht gepasst hat.»

Rickli wettert sie nun auf Facebook gegen «ein Parteimitglied»:
«Wie krank muss ein Fraktionskollege sein, der 1. Internas verbreitet und 2. Unwahrheiten?»

Rickli gibt ihre Schlappe zwar zu: «Fakt ist, ich wurde tatsächlich als Vizefraktionspräsidentin nicht gewählt.»

Dann kommt das grosse Aber: «Dann hat Alex Kuprecht zurückgezogen und verschiedenste Fraktionsmitglieder haben mich inständig gebeten, die Wahl anzunehmen.»

Die Nationalrätin schliesst ihr Pamphlet mit den Worten: «Offizielles Statement von Fraktionschef Adrian Amstutz folgt. Liebe Grüsse Natalie – gerne Vizefraktionspräsidentin, auch wenn gerade megamässig sauer.»

Mörgeli: Ereignisse «intern»


Beim Parteivorstand hielt man sich zum Thema bedeckt. SVP-Generalsekretär Martin Baltisser wollte auf die Darstellungen in der «BaZ» nicht eingehen und verwies auf ein Mediencommuniqué vom vergangenen Samstag. Auch Christoph Mörgeli wollte die Wahl nicht kommentieren und bezeichnete die Ereignisse als «intern».

Natalie Rickli: «Eigene Interessen hinter das Parteiinteresse gestellt».

O-Ton: Ricklis Facebook-Pamphlet

«Liebe Alle. Wie krank muss ein Fraktionskollege sein, der 1. Internas verbreitet und 2. Unwahrheiten?
Fact ist, ich wurde tatsächlich als Vizefraktionspräsidentin nicht gewählt. Natürlich war ich enttäuscht, da die jüngere Generation so im Vizepräsidium nicht vertreten war. Trotzdem habe ich diesen Entscheid demokratisch sofort akzeptiert. Ich habe mich auch nicht auf Spiele eingelassen. Dann hat Alex Kuprecht zurückgezogen und verschiedenste Fraktionsmitglieder haben mich inständig gebeten die Wahl anzunehmen. Ich bin über mein Ego (hätte sagen können, dann macht das alleine und die junge Generation ist nicht vertreten) gesprungen und habe somit meine eigenen Interessen hinter das Parteiinteresse gestellt. So das die offizielle Version.»
Link: www.facebook.com/natalierickliofficial

 Was hätte Natalie Rickli denn tun sollen?


Auch eine Kommunikationsprofifrau sollte bei diesem Aerger zuerst darüber schlafen und sich von einer Kollegin extern beraten lassen, bevor sie handelt. Ich könnte mir vorstellen, dass eine sachliche Darstellung der Situation mehr gebracht hätte. War es nicht Natalie Rickli, die sich bei allen Parteiquerelen immer für die interne, direkte Auseinandersetzung stark gemacht hat? Die beschreibende Darstellung des Sachverhaltes finde ich zwar  Facebook Beitrag nicht schlecht. Doch missfällt mir der Satz : "Wie krank muss ein Fraktionskollege sein, der....?" Mit dieser Formulierung steht Rickli nicht mehr über der Sache.


LINK:

Wenn Sie persönlich angegriffen werden: Dissoziieren Sie! Persönliche Angriffe kann man wegstecken, indem man sich bewusst von schlechten Angriffen lösen ...
www.rhetorik.ch/Dissoziation/Dissoziation.html




















Nachtrag 20 Min:




Nicht auf Kritik vorbereitet
«Ich habe mich mittlerweile etwas beruhigt», sagte Rickli nun am Montagabend in der Sendung «Talk Täglich» von «Tele Züri». Mimik und Körpersprache sagten etwas anderes. Die 35-Jährige wirkte immer noch säuerlich, als sie auf die anonymen Parteikollegen angesprochen wurde. «Das sind gestandene, erwachsene Männer, die kein ‹Füdli› haben, um hinzustehen, wenn sie etwas zu sagen haben», schimpfte Rickli. «Die Anonymen schaden doch der eigenen Partei. Was hat das jetzt alles gebracht?»
Es war der SVP-Nationalrätin mit dem besten Resultat bei den Wahlen im Oktober anzumerken, dass sie bis zur Nichtwahl kaum mit interner Kritik gerechnet hatte. Sie habe bis dahin nie Neid gespürt, gab sie zu. Wer sie anonym angeschwärzt hat, wisse sie nicht. «Es wird viel geredet», meinte sie nach einer kurzen Bedenkpause bloss, als sie der glänzend aufgelegte Talker Markus Gilli fragte, ob sie eine Vermutung habe. «Aber es sind sicher nur ganz wenige.»
Nun doch fünf Vizepräsidenten
Rickli sprach auch über ihre umstrittene Wahl: «Es gibt eine Version und das ist die, die ich erzähle», betonte sie. «Man könnte aufgrund der Medienberichte glauben, dass Blocher und Mörgeli irgendein Ding gedreht haben. Aber das ist nicht so.» Alex Kuprecht habe seine Wahl zurückgezogen und «weil mich so viele Leute bekniet haben, es zu tun», habe sie die Wahl angenommen.
Trotz der Querelen und der teilweisen Ablehnung innerhalb der Partei will Natalie Rickli dieser nicht den Rücken kehren. «Die SVP ist meine politische Heimat», stellt sie klar. Sie sei von der Partei überzeugt. Nun sei es aber wichtig, künftig wieder als geschlossene Einheit aufzutreten.

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