Das Parlament kann es sich nicht leisten, morgen die angeschlagene Bundesrätin Calmy-Rey völlig bloss zustellen. Sie wird gewählt werden. Trotz vieler Pannen trotz all der Fettnäpfchen, in die sie ständig getreten war- Micheline Calmy- Rey kam bislang immer schadlos über die Runden. Sie profitierte jahrelang von ihrer Beliebtheit. Wer mit ihr zusammenarbeiten musste, merkte sofort, wie verbissen, ichbezogen, chaotisch, mediengeil die Chefin ist.
Morgen jedoch - bei der vorgesehen Wahl zur Bundespräsidentin - wird sie garantiert mit einem Denkzettel rechnen. Zu gravierend waren Ihre Verfehlungen.Ich zitiere TAGI:
Parlamentarier wollen Calmy-Rey abstrafen
Am Tag vor der Wahl der neuen Bundespräsidentin machen National- und Ständeräte ihrem Ärger über das Verhalten der Aussenministerin in der Libyen-Affäre Luft. Auch einer anderen Bundesrätin droht Ungemach. Mehr...
Wie erwartet kam die Ohrfeige!
20 Min:
Das Zeichen war deutlich und dürfte seine Spuren hinterlassen haben: Nicht einmal die Hälfte aller Parlamentarier hat am Mittwochmorgen Aussenministerin Micheline Calmy-Rey zur Bundespräsidentin gewählt. Das gab es seit der Einführung des Proporzwahlsystems 1919 noch nie.
Zum Rücktritt zwingen kann sie zwar niemand. Nun werden jedoch erste Stimmen laut, die Calmy-Rey nahelegen, ihre Karriere im Bundesrat spätestens in einem Jahr zu beenden. «Wenn Frau Calmy-Rey die heutige Botschaft nicht verstanden hat, kann ich ihr auch nicht helfen», sagt FDP-Präsident Fulvio Pelli zu 20 Minuten Online. «Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Dezember 2011 nicht mehr gewählt wird, ist sehr, sehr gross.»
Ueli Leuenberger, Präsident der Grünen, ist gleicher Meinung: «Die 65-Jährige wird und sollte bei den Gesamterneuerungswahlen nicht nochmals antreten.» Die Grünen stellen sich auf den Standpunkt, dass bei Gesamterneuerungswahlen nur antreten soll, wer sich vornimmt, die ganze vierjährige Legislatur im Amt zu bleiben. Eine Motion des Genfer Ständerats der Grünen, Robert Cramer, die Bundesratsrücktritte während der Legislatur unterbinden wollte, ist hängig.
Blick:
Calmy- Schlechtestes Ergebnis aller Zeiten! Rey- Wahlschlappe
Fazit: ist dies Stärke, Selbstbewusstsein oder Uneinsichtigkeit? Micheline Calmy-Rey ignorierte die Wahlschlappe und zeigte sich unbeeindruckt. Bewusstes Verdrängen der historische Schlappe oder haben jene persönlichen Mitarbeiter in Genf recht, die Micheline Calmy-Rey als CRUELLA bezeichnet hatten (In Anlehnung an "Die Böse" in einem Trickfilm).
Micheline Calmy-Rey machte mit Ihrer Reaktion über das historisch miserable Wahlergebnis deutlich, dass sie sich über die Meinung anderer keinen Deut kümmert.
Sie tut so, als habe sie nichts falsch gemacht.
Stimmt mit ihrem Verhalten im vergifteten Kommunikationsklima des Bundesrates überein.
Kann eine Sololäuferin zu einer Prima Interpares mutieren?
Jeder erfahrene Coach weiss, dass es gewisse Persönlichkeitsstrukturen gibt, die nicht geändert werden können. Bei Micheline Calmy-Rey darf angenommen werden, dass sie nicht bereit ist, aus alten Fehlern zu lernen.
Tagi online schildert am 9. Dez., weshalb die Bundesrätin auf so viel Abneigung stösst. Man kann die schlechte Wahl nicht nur mit der Begründung abtun, es sei nur ein unwürdiges Spiel des Parlamentes gewesen.
Ich zitiere die Gedanken zur berühmten Egomanin, der jegliche Selbstkritik abgeht:
«Ich, ich, ich»
Niemand behauptet, die zwei Schweizer Geiseln wären auch nur einen Tag früher zu Hause gewesen, hätten sich Micheline Calmy-Rey und Hans-Rudolf Merz anders verhalten. Aber der letzte Woche publizierte Libyen-Bericht der Geschäftsprüfer hat den Zorn darüber neu entfacht, was ein Parlamentarier als «Hyperkommunikation» bezeichnet: «Ich, ich, ich», laute die Politik der Aussenministerin und sie lebe diese in Interviews, Auftritten und Indiskretionen hemmungslos aus. Die Schuld den Bundesratskollegen zuschieben und sich selber als tadellos darstellen – so sehen viele Calmy-Reys Rolle in der Libyen-Affäre. Dafür hat sie gestern gebüsst.
Den Vorwurf der «Ego-Politik» wird Calmy-Rey nicht mehr los. Zu oft hat sie ihn selber genährt. Enthusiastisch griff sie die Idee für eine «Genfer Initiative» auf, ein origineller Vermittlungsvorschlag im Nahostkonflikt. So kam sie in die internationalen Schlagzeilen, doch schon ein Jahr später war dem Vater der Initiative nicht mehr klar, wie stark der Schweizer Aussenministerin das Vorhaben noch am Herzen lag. Feurig eignete sich Calmy-Rey auch Kofi Annans Vorschlag an, in Genf ein internationales humanitäres Forum aufzubauen. Nach drei Jahren ging dem Projekt die Luft aus – auch deshalb, weil es mit anderen Länder zu wenig abgesprochen und von der Schweiz zu wenig nachhaltig finanziert war, wie Kenner sagen.
Mangelnde Selbstkritik
Von Calmy-Rey aber wird man nie hören, sie habe sich geirrt. Dass sie den Bundesrat nicht über die Pläne zur Befreiung der Geiseln in Tripolis orientiert hatte, verteidigte sie durch alle Böden hindurch – und hinterliess mit dieser Rechthaberei fassungslose Bundesratskollegen.
Um einen guten Draht zu den Parlamentariern kümmert sich Calmy-Rey nicht, ihre Mitarbeiter behandelt sie manchmal respektlos. Das erinnert an Pascal Couchepin. Auch er ging forsch voran, ohne seriös alle Details zu bedenken, sprang mit Untergebenen ruppig um und neigte zum grossen Auftritt, dem wenig folgte. Aber man nahm es ihm weniger übel als Calmy-Rey. Couchepin wirkte sympathisch nonchalant; bei ihm spürten viele Parlamentarier trotz allem etwas Herzhaftes. Calmy-Rey dagegen erleben sie als verbissen und kalt.
Fin de règne – läuft die Amtszeit ab, sinkt die Nachsicht. Das erlebte Couchepin. Auch Calmy-Rey muss sich in ihrem zweiten Präsidialjahr darauf einstellen.
Micheline Calmy-Reys Höhen und Tiefen
FAZIT:
Heute sind Selbstkritikfähigkeit und Teamfähigkeit zwei Schlüsselkompetenzen, die bei Führungspersönlichkeiten nicht unterentwickelt bleiben dürfen. Deshalb sehe ich für die uneinsichtige Bundesrätin schwarz. Mit Selbstschutzbehauptungen versucht sie sich über Wasser zuhalten.
Die künftige Bundespräsidentin müsste jedoch nach dem heutigen Ergebnis irgendwann einmal
die Konsequenzen ziehen. Alle warten darauf. Im geltenden
Regierungssystem hatten leider zu viele Mitglieder nur noch die
eigenen Erfolge im Blickfeld. Calmy-Rey verkörperte seit Jahren
dieses Systems.
Kollegialsystem schwindet!
Die SP müsste nach der historischen Schlappe endlich
zugeben, dass das Problem nicht nur bei den bürgerlichen Parteien liegen kann, wenn es mit dem Kollegialsystem im Bundesrat so schlecht bestellt ist. die Partei müsste wissen, dass Michelin Calmy-Rey wesentlich zu dieser Misere beigetragen hat.
Nachtrag:
Der Tagesanzeiger erinnert an das eigenmächtige Verhalten der Aussenministerin mit ihren Verhandlungen im Iran, als sie gegen die Sanktionspolitik Verträge abschloss: