Den Deutschen fehlen selber Lehrer
Einfach ein paar tausend Lehrer aus Deutschland oder Österreich zu importieren, so die Interessenvertreterin Peterhans, könne nicht funktionieren: «Die haben selber einen grossen Mangel, weil in den nächsten 15 Jahren in den deutschsprachigen Ländern 600‘000 Lehrer in Pension gehen.» Auch die höheren Schweizer Löhne könnten da kein Wunder bewirken. Peterhans fordert deshalb, den Beruf des Lehrers auch für Schweizer wieder attraktiv zu machen: durch eine massive Lohnerhöhung von zehn Prozent und eine Reduktion der Wochenstunden.Die «idiotische Bürokratie»
SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli winkt ab. Zwar hat die Partei des Uni-Professors die Bildungspolitik längst als neues Schlachtfeld entdeckt und kennt die Probleme der Leher. Sie will aber nicht mehr Geld in die Schulen stecken. Mörgelis Analyse: «Die Lehrer müssen immer mehr Sitzungen abhalten und Berichte verfassen. Von dieser idiotischen Bürokratie können wir sie entlasten, das geht auch ohne Mehrausgaben.» Der Historiker will den Job der Lehrer auch dadurch attraktiver machen, dass sie härter gegen schlecht erzogene oder gar renitente Schüler durchgreifen dürfen: «Wer permanent den Unterricht stört, muss mit einem Schulverweis rechnen», so Mörgeli. Er will ebenfalls die Eltern verstärkt in die Pflicht nehmen: Gerade muslimische Väter, so der SVP-Mann, hätten oft Mühe, die Autorität von weiblichem Lehrpersonal zu akzeptieren.Unterstützung oder Burnout
Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber kann über die Vorschläge ihres Kollegen nur den Kopf schütteln. Die SVP profiliere sich mit dummen Sprüchen, so die Politikerin der Grünen. Ein Lehrer könne heute nicht mehr ins Klassenzimmer spazieren und sich mit Drohungen profilieren. Prelicz-Huber sitzt zusammen mit Mörgeli in der Bildungskommission des Nationalrats. Und weiss aus eigener Erfahrung, woher die Disziplin-Probleme stammen: «Viele Eltern geben ihren Kindern nicht mehr so klare Werte und Normen mit auf den Weg. Deshalb müssen die Lehrer auch noch die Nacherziehung übernehmen, selbst auf der Sekundarstufe.» Ohne Unterstützung von Heil- und Sozialpädagogen seien sie dabei rasch Burnout-gefährdet: «Wenn wir im Bildungswesen eine Katastrophe verhindern wollen, müssen wir hier mehr Geld investieren», fordert die Nationalrätin.Quereinsteiger ins Klassenzimmer locken
Auch Martin Wendelspiess, Amtschef des Zürcher Volksschulamts, macht sich grosse Sorgen wegen der Entwicklung bei den Seklehrern. Er will deshalb Primarlehrern schneller zu einem Seklehrer-Diplom verhelfen – und motivierte Quereinsteiger einbinden. «Leute mit Erfahrungen im Gewerbe oder bei den Arbeitslosenämtern würden den Sekundar- und Realschulen gut tun. Dank ihres Beziehungsnetzes könnten sie sich für ihre Schüler einsetzen und ihnen Lehrstellen verschaffen», erklärt Wendelspiess. Solche Quereinsteiger will er mit einer verkürzten Lehrerausbildung anlocken: «Kein 35-Jähriger will nochmals 4,5 Jahre lang die Schulbank drücken.»
Kommentar: Ich begreife nicht, dass ausgebildeten Sekundarschulehrern Weiterbildungskurse aufgezwungen werden, die stufenspezifisch korrekt eingesetzt sind. Jene Lehrkräfte hingegen, die ohne Fachausbildung in Fächern unterrichten, sich selbst überlassen bleiben.
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