Video aus Tagi-online:
«Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel war Gast im ZDF-Talk von Maybrit Illner. Thema: Steueroasen. Köppel verteidigte den Schweizer Standpunkt mit alles Inbrunst, so wie es noch kein Politiker im Ausland je getan hat.
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Lange war das Gespräch eher ruhig und bedacht. Es zeigte sich: Die Steuerdebatte beschränkt sich in Deutschland längst nicht auf den Ärger mit Steueroasen. Entsprechend auch der Titel der Sendung: «Schulden rauf, Steuern runter. Will uns die Politik für dumm verkaufen?» Erst gegen Schluss wurden die Angriffe auf die Schweiz heftiger – und lockten den zuvor zurückhaltenden Köppel aus der Reserve.
«Das ist Unsinn, Herr Eichel», fährt Köppel dem deutschen Ex-Finanzminister ins Wort, nachdem dieser die Banken beschuldigt hatte, vorsätzlich Steuerfluchtgeld zu horten. Der «Weltwoche»-Chef weist auf das unterschiedliche Rechtssystem der Schweiz hin, das Deutschland zu respektieren habe. «So wie Polen ein anderes Rechtssystem bezüglich dem Schwangerschaftsabbruch hat als die Schweiz. Wir liefern keine Polinnen aus, die in der Schweiz den Schwangerschaftsabbruch machen.»
In einem anderen Statement meint er: «Es kommt in der Schweiz schon merkwürdig an, wenn sie Politiker haben, die die Schweiz als so etwas wie Aborigines oder Indianer bezeichnen.» Dann verteidigt er die Banken gegenüber dem Vorwurf, sie würden im grossen Stil zur Steuerhinterziehung Hand bieten: «Das sind Pauschalverdächtigungen, die hier ohne Beweise vorgebracht werden.» Köppel traf damit nicht nur auf Feindesland, oft wurden seine Voten vom Publikum beklatscht.
Kommentar: Im Gegensatz zu Köppel schonte nicht nur der Bundesrat den seltsamen Anti-Diplomaten aus dem nördlichen Nachbarland. Frank A. Meyer legte dem deutschen Finanzminister devot die vorgekauten Fragen vor und bot ihm eine wohlwollende Plattform, damit sich der böse Onkel als umgänglicher Politiker verkaufen konnte. Im letzten Sonntagsblick schwärzte Frank A. Meyer gewisse Schweizer Politiker an und behauptete, deren Sprachmüll sei viel schlimmer als die Peitschenrhetorik seines deutschen Parteigenossen. Nach dem Motto: Wischt zuerst vor der eigenen Türe. Dass die gebrandmarkten schweizer Populisten jedoch nur ihre politischen Gegnern im eigen Land verbal attackierten - verschwieg Meyer. Dass der Finanzminister aber das Nachbarland - die Schweiz - beleidigte, liess der Publizist Frank A. Meyer im Interview vom Gesprächspartner beschönigen ohne nachzuhaken. Steinbrück konnte folgende Aussagen ohne journalistisches Nachhaken verkünden:
Gelegentlich sollten Politiker ruhig direkt reden. Sie sollten auch mal Bilder benutzen, um verstanden zu werden, so wie er gerne Bilder aus Westernfilme benutze. Nein - mit dem Spruch von den Indianern, denen man mit der Kavallerie drohen müsse, habe er natürlich niemals die Schweiz gemeint.
Steinbrück hatte nämlich mit den Indianern eindeutig die Schweiz gemeint!
"Welche Erfahrung?"
--> Die offizielle Schweiz (Bundesrat?) habe bis heute kein Rezept gefunden mit den Anwürfen Steinbrücks angemessen umzugehen.
Sinnbildlich für die Unfähigkeit sei das widersprüchliche Verhalten von Bundespräsident Merz.
Im Juni wird die Einladung zum OECD Treffen riguros ausgeschlagen, um dann kleinlaut zuzusagen.
--> Mit der Ablehnung des EWR Betirittes sei die Schweiz politisch in einer Zwickmühle. Das Land sei isoliert. Es habe keine Lobby.
--> Ferner habe die Schweiz verlernt, für eine Sache zu kämpfen. Seit den Burgunderkriegen sei die Eidgenossenschaft nie mehr durch heroisches Verhalten aufgefallen.
--> Zudem mangle es der Schweiz an politischen Führungspersönlichkeiten!
--> Die Schweiz habe aber auch das Lachen verlernt. Die Indianer Metapher hätte hinsichtlich homorvollem Kontern viele Steilvorlagen geboten in Richtung Berlin.
FAZIT: Tatsächlich gelang es Zauberkünstler Steinbrück, mit rhetorischen Tricks den Bundesrat, Parlamentarier, Journalisten erfolgreich in die Defensive zu drängen.
Nachtrag 19. Mai:
Vis à vis: Frank A. Meyer befragt Bundespräsident Merz
Im Gegensatz zu Peer Steinbrück erlebte ich gestern bei der Befragung Merz bei Frank A. Meyer einen parteiischen Interviewstil. Auesserlich gab sich der Journalist bewusst locker und bemühte sich erneut im Ton zu mässigen. Meyer wirkte auch in diesem Interview viel zurückhaltender. Er war nicht mehr der alte Brüller und Hochdrucktyp. Dass er dennoch innerlich den Druck bewusst unterdrücken musste, verrieten seine Finger, die nervös am Stift spielten. Einmal fiel sogar sein Schreibutensil auf den Boden. Die Fragen bestanden vorwiegend aus alten Aeusseurungen und Zitaten des Politikers, mit denen er das Gegenüber ständig konfrontierte. Darauf abzielend, Merz in Widersprüche zu verwickeln. Im Gegensatz zum wohlwollenden Steinbrück Interview merkte man die persönliche Haltung Meyers viel zu deutlich. Es ist nie gut, wenn ein Journalist seine eigene politische Haltung nicht zurückzustecken vermag.
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