Was mir sofort aufgefallen ist im Interview im 10 vor 10:
Die Journalistin blieb mit dem Interviewten freundlich und fragte dennoch hart nach (Harvard Prinzip) - ohne laut zu werden.
UBS Kurer kam durch diese Technik arg ins Schleudern. Seine Antworten überzeugten nicht . Er lavierte, keine Spur mehr von Sicherheit und keine Spur mehr von klaren eindeutigen Antworten. Hören Sie sich das Interview gut an:
Ich zitiere TAGI:
Jungjournalistin nimmt UBS-Präsident in die Zange
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Was für ein Tag für Peter Kurer: Zuerst musste seine UBS den grössten Unternehmensverlust der Schweizer Geschichte bekanntgeben, dann wurde er den ganzen Tag von den Medien und Parteien für die Ausschüttung von Boni gescholten und später schliesslich erwartete ihn auch noch eine junge Journalistin, die ihn kräftig in die Mangel nahm. Die spitzen Fragen parierte der UBS-Präsident nur schlecht.
Patrizia Laeri (31), Seit 2008 Moderatorin bei «SF Börse», hakt bei Peter Kurer nach, ob trotz milliardenhoher Staatshilfe Boni überhaupt noch gerechtfertigt seien?
Kurer schwadroniert ein erstes Mal:
«Die variablen Lohnanteile bestehen auf einer vertraglichen Grundlage, der Ausdruck ist einfach falsch, wir zahlen keine Boni sondern variable Lohnanteile.»
Laeri insistiert: «Aber die Fixlöhne sind doch schon hoch genug?»
Kurer antwortet etwas wirr, er sagt (Originalton): «Die Fixlöhne sind in unserer Industrie relativ, ähh, nicht hoch genug, wir können die Leute nicht nur mit Fixlöhnen bezahlen.»
Seine Begründung: «Die Fixlöhne hätten wir nicht so einfach reduzieren können. Deshalb ist es wichtig, dass wir die variablen Lohnanteile nicht einfach verteufeln, sonst haben wir diese Sparmöglichkeit nicht mehr.»
Dann wird die «10vor10»-Moderatorin konkret: Sie fragt, ob es zutreffe, dass bei der UBS die Fixlöhne im Durchschnitt 180'000 Franken betragen.
Der UBS-Präsident windet sich zuerst, gibt dann aber zu: «Das ist wahrscheinlich richtig, ja.»
Die Jungjournalistin sagt dann vorsichtig: «Das ist doch hoch genug?»
Kurer: «Das kann man so nicht sagen, sie müssen das im Umfeld betrachten.»
Jetzt sticht Laeri zu: «Im Umfeld, das heisst auch im Vergleich mit anderen Branchen, da liegt der Bankenlohn weit darüber.»
«Das weiss ich nicht, es kommt auf die Branche drauf an.» Kurer gibt dann aber doch zu: «Ich glaube, Banklöhne sind im durchschnitt relativ hoch.»
Dann wurde der UBS-Präsident endlich erlöst: Patrizia Laeri beendet das Interview.Kommentar: Ich kann mir gut vorstellen, dass Kurer die junge Frau unterschätzt hat und davon ausging, dass er diese angeblich " unerfahrene" Journalistin locker vom Hocker mit Floskeln und Leerformeln abspeisen könne.
Eine der ersten Antworten lohnt sich zu analysieren. Was meint Kurer mit:
"Fixlohn sind -äh - relativ nicht hoch genug"
- Ist nun ein Fixlohn hoch oder tief?
- Was heisst relativ NICHT hoch genug?
(Wo ist die Relation?) Meint Kurer: Die Fixlohne sind zu niedrig und er darf es nicht laut sagen, weil er sonst Mühe hätte, dies zu belegen?
Auf die Frage, wer in der UBS eine Million verdient, behauptet Kurer, das wisse er nicht. Dies ist unglaubwürdig, denn er weiss dies ganz bestimmt. Man darf davon ausgehen, dass Kurer hier gelogen hat.
Bei der jungen Journalistin kam Kurer mit billigen Ausweichmannövern nicht so billig weg, wie er es sich sonst gewöhnt ist im Umgang mit Journalisten.
Kurer glaubte sicherlich, die Interviewerin gebe sich mit dem Satz zufrieden: "Sie müssen das im Umfeld betrachten". Patrizia Laeri nahm jedoch sofort dieses Wort "Umfeld" auf - als Aufhänger für die nächste Frage. Kurer merkte erst nachträglich, dass er sich selbst mit seiner angeblichen Diffenzierung in eine Sackgasse manöveriert hat.
Ich kann dieses Interview für die Journalistenausbildung sehr gut gebrauchen. Es veranschaulicht uns, was gutzuhören heisst und wie hart ein Journalist inhaltlich nachfragen darf und bei Ausweichmanövern sogar nachgreifen muss.
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