Vor einem Jahr noch als Verräterin und Lügnerin beschimpft, strahlt heute die fremderkorene Bundesrätin in einer Woge grösster Zuneigung.
Beliebte Magistratin.
Eveline Widmer-Schlumpf freut sich über ihre Wahl zur Schweizerin des Jahres. (Sabine Wunderlin)
Frage zum Ueberlegen: Wie kam es zum Triumph für Widmer-Schlumpf - der zurückhaltenden und früher von der SVP ausgestossenen Sprengkandidatin Blochers. Weshalb wurde sie in einem Jahr zur beliebtesten Person? Warum dieses Publikumshoch
Es sind möglicherweise folgende Gründe: - Nachdem sich vor gut einem Jahr die ehrgeizige Bündner-Regierungsrätin - von den politischen Gegnern der SVP - zur Sprengkandidatin Blochers erküren und wählen liess, wurde sie von der gebeutelten SVP als "Verräterin" ins Visier genommen. Nach Aussage der SVP versprach angeblich Widmer-Schlumpf die Wahl abzulehnen, falls die SP, die Grünen, die CVP und Teile der FDP beim Plan B (Blocher muss weg!) mit einer heimlichen Sprengkandidatur Erfolg hätten. Als Widmer- Schlumpf dann nach dem Coup die Wahl dann doch angenommen hatte, wurde sie aus der Partei ausgeschlossen und erlebte über Wochen ein permanentes Trommelfeuer gegen ihre Person. - Doch diese Attacken führten in der Bevölkerung zu einer Solidarisierung mit dem Opfer
- Es führte sogar zu einem Mitleideffekt - vor allem bei den Frauen
- Es kam zu zahlreichen Protestkundgebungen gegen die SVP
- Bei den Medienauftritten fiel auf, dass Eveline Widmer - Schlumpf nicht grob zurückschoss. Im Gegenteil sie wirkte stets korrekt, souverän und kam vor Mikrofon und Kamera stets gut an
- In der TV- Arena war sie dem Volkstribun Blocher überlegen. Sie überzeugte dank ihrer Sachkompetenz. Sie zeigte Rückgrat und eine Breite Schulter.
- Als sie in der Finanzkrise Bundesrat Merz vertreten musste, erlebten wir, dass die neue Bundesrätin während der Finanzkrise als Fachfrau übezeugte und sattelfest war. Sie bewies Sachkenntnis
- 2008 wurde sie dann vom Sonntagsblick als "Klassenerste" bezeichnet. In Arosa konnte sie als Auszeichung die Humorschaufel entgegennehmen. Der Grund dieses raschen Aufstieges ist bestimmt auch im Leistungsausweis der neuen Bundesrätin zu suchen
- Ihr hartnäckiger Widerstand gegen die mächtige SVP wurde in breiten Kreisen bewundert und weckte möglicherweise sogar Schadenfreude
- Kommt noch dazu, dass Eveline Widmer - Schlumpf charakterlich geschätzt wird
- Dank ihrer Bescheidenheit hatte sie noch keine Neider (Dies könnte sich künftig ändern. Ich kann mir aber nicht gut vorstellen, dass bei Eveline Widmer- Schlumpf der Erfolg in den Kopf steigt)
- Sie ist übrigens auch nicht vom Virus Mediengeilheit infisziert, wie andere Magistraten
- Sie ist wohlerzogen, höflich und behandelt selbst die Gegner immer respektvoll. Die Emotionen hat sie im Griff
- Vor allem hat sie bewiesen, dass sie belastbar ist und sich in Krisen bewähren kann
Es ist deshalb nichts Aussergewöhnliches, dass die kleine Bündnerin heute bei der Bevölkerung nun im Ranking so "gross herausgekommen" ist. Nachtrag 12. Januar:
Aufschlussreich sind die Leserechos im Tagi online nach der Auszeichung. Während sich viele sich echt freuen, schimmert auch Schadenfreude durch z.B.: Eine schallende Ohrfeige für Blocher, Brunner, Baader, Hurter. gibt es auch Verschwörungstheoretiker, wie z.B.:
Josef Hoistetter: Völlig unrealistisch. Diese Frau hat nicht 70% der SchweizerInnen hinter sich, sondern wurde durch eine gezielte Telefonaktion von CVP, SP und Grünen, mit diesem Resultat gewählt. Ich bin sicher, dass die üble Nacht- und Nebelaktionen vor einem Jahr den Verschwörungstheoretikern Aufwind gegeben haben.Denn man könnte sich tatsächlich vorstellen, dass es Internetzeitalter ohne grossen Aufwand möglich wäre - mit einem Schneeballsystem eine Umfrage mit Mails (an alle!) ine Umfrage gezielt zu steuern. Persönlich kann ich mir aber nicht gut vorstellen, dass die erfolgreichen politischen Akteure im letzten Kampf gegen Blocher (Wyss, Darbellay und Co) nach einem Jahr nochmals den Aufwand für eine derartig hinterhältige Aktion auf sich genomen hatten. Verschwörungstheorien haben es bekanntlich an sich: Man kann schlecht das Gegenteil beweisen und die Theorie leuchtet ein.
in 20 Min werden die Gegenstimmen laut: Jetzt hat sie das Schweizer Fernsehpublikum mit überwältigender Mehrheit zur Schweizerin des Jahres gewählt. Trotz der SVP-Attacken - oder gerade deshalb? Letzteres findet zumindest SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi: «Das beste Rezept, Schweizerin des Jahres zu werden, ist wohl, wenn man der SVP möglichst viel Schaden zufügt.»
«Dieser Entscheid ist absolut absurd»
Was die Bundesrätin im vergangenen Jahr geboten habe, sei keine Leistung, sondern ein Skandal: Sie habe sich mit politischen Gegnern solidarisiert, die eigene Partei hintergangen und belogen und sich gegen den Willen der Partei gestellt. Für Bortoluzzi ist der Entscheid, Widmer-Schlumpf zur Schweizerin des Jahres zu wählen, «absolut absurd».
In die gleiche Kerbe schlug der Baselbieter Nationalrat Christian Miesch: «Dieses Resultat war vorprogrammiert. Bereits die Auswahl der Kandidaten ist ein totaler Skandal.» Der Anlass sei ein reines Medienspektakel, bei dem der linke Ringier-Mafia-Clan mächtig mitmische.
«Ausdruck von Dekadenz und Verwahrlosung»
Auch der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr rückte die Wahl in diese Ecke. Für ihn sei sie «nicht repräsentativ für das Schweizer Volk». Vielmehr sei es ein inszeniertes Spiel, das Ausdruck sei für die Oberflächlichkeit, Dekadenz und Verwahrlosung gewisser Kreise aus Politik, Medien und Kultur.
Zurückhaltender gab sich der Berner Nationalrat Adrian Amstutz. «Das ist ein Publikumsentscheid, und den habe ich so zur Kenntnis genommen.» Mehr mag er dazu nicht sagen. Damit liegt Amstutz auf der Linie seines Parteipräsidenten: Toni Brunner will sich ausdrücklich nicht zur Wahl von Widmer-Schlumpf äussern.
Nur ein Drittel wählte Widmer-Schlumpf nicht
«Der Swiss-Award ist ein Show-Event und nicht vergleichbar mit einem politischen Wahlergebnis», sagte dafür Alain Hauert, der als Pressesprecher der SVP Schweiz für die offizielle Parteilinie steht. Und: «In SVP-Kreisen hat Eveline Widmer-Schlumpf nach wie vor keinen Rückhalt.»
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Kommentar:
Mich erstaunte, was mir ein Jurymitglied schilderte: Er sagte mir, die Auswahl der Kandidaten sei bereits vor der Volkswahl entschieden worden. Das Schweizer Fernsehen und Ringier hätten bereits in der Vorselektion die richtigen Weichen gestellt und die Macher hätten nur jene Personen zu Kandidaten erkoren, welche den linken Machern entsprachen. Die Volkswahl sei dann nur noch zur Farce geworden. So seien schon in den letzten Jahren - bei den Vorwahlen - alle missliebigen Konkurrenten ausgeschieden worden, sodass dann nur Personen, wie Calmy-Rey, Dreifuss und Ziegler der Weg ins Ziel schaffen konnten. Auch dieses Jahr habe man die Karten bereits vor der Volkswahl zum "Politiker des Jahres" gezogen , damit Widmer Schlumpf siegen musste. Die Konkurrenten Minder oder Strahm wären am Schluss ohnehin chancenlos gewesen. Dass es ein Blocher oder sonst ein bürgerlicher Politiker ebenfalls für die Volkswahl in der Schlussrunde zur Auswahl angeboten wird, sei bei den jetzigen Königsmachern ausgeschlossen. Sie würden die Karten immer so mischeln, dass es nur eine Personen - nach ihrem Gusto - das Ziel erreicht.
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