Montag, 12. Januar 2009

Informationsmanagement ist bei Medienauftritten ein Muss

Zum Medienrummel Ramona

Die Geschichte mit einer Schülerin, die mit Bauchschmerzen in den Spital eingeliefert wird - mit der Diagnose "Blinddarmentzündung" - und dann ein Kind auf die Welt bringt, ist eine klassische Mediengeschichte.

Sie erfüllt alle Bedingung dafür:

- Die Geschichte kann personalisiert werden

- Sie weckt Emotionen

- Die Geschichte hat Newscharakter, ist aussergewöhnlich und interessiert die Bevölkerung.

Dass eine Schülerin nicht gelernt hat, mit Medien umzugehen, liegt auf der Hand. Dem Mädchen kann keinVorwurf bemacht werden, wenn sie heute überfordert ist.

Weil niemand das Management im Umgang mit Informationen an die Hand genommen hatte, musste es schief kommen.

Alle Akteure informierten individuell und unkoordiniert. Oft auch gegensätzlich. Ramona, die Mutter , die Grossmutter, der mutmassliche Vater, der Klassenlehrer, der Arzt und und

Der Medienrummel war vorprogrammiert:

Ich zitiere aus baz:

Medienrummel in Obergerlafingen – 13-jährige Mutter im Dauerstress

Das Interesse um die 13-jährige Schülerin, die vor Weihnachten einen Sohn gebar, ist riesig. Die frisch gebackene Grossmutter leidet, ihre Tochter will wieder zur Schule.

Ramona (13) mit ihrem neugeborenen Sohn Nico beantwortet die Fragen der Journalisten. Photo: Manuel Zingg ·

Die Betroffenen waren überfordert und wurden sich selbst überlassen

«Jetzt nehme ich keine Telefonate mehr an», sagt die Mutter der 13-Jährigen zum «Blick»-Reporter. Angeblich haben sogar TV-Stationen aus dem Ausland für ein Interview angefragt. Vor der Haustür stehen sich die Reporter die Füsse platt, doch die will sie nicht mehr reinlassen, «das ist uns alles zu viel», so die 47-Jährige.

Zwar prahlt ihre Tochter, Ramona, «ich bin fitter als meine Mam», doch langsam scheints auch der jüngsten Mutter der Schweiz zu viel zu werden. «Ich bin froh, wenn sich der Rummel wieder legt.»

Im Interview mit Radio1 sagte die 13-Jährige, sie wolle nächste Woche wieder zur Schule gehen. Für Söhnchen Nico ist dann wohl ihre Mutter zuständig. «Wegen des enormen Medieninteresses» sei der Termin für die Rückkehr an die Schulbank aber noch unklar.

Kommentar: So wie die Schülerin vom psychiatrischen Dienst betreut wurde, hätten alle Betroffenen ebenfalls von einer Fachperson über den "Umgang mit Medien" (Informationsmanagement) instruiert werden müssen.

Lehre aus der Geschichte: (Ueberlegungsaufgabe) Antwort folgt später.

Antwort (13.1.09):

Es geht vor allem darum: Vor Medienauftritten müssen die Informationen gemanagt werden d.h. die Einsätze sind zu koordinieren:

Im Fall Ramona hätte zuerst festgelegt werden müssen, wer vor den Medien spricht. Falls dies mehrere Personen sind, müsste geklärt werden, was gesagt wird und was nicht gesagt wird. Elle reden gleichsam "mit einer Stimme".

Im Fall Ramona wurde nicht festgelegt, wo die Grenze zwischen Privatheit und Oeffentlichkeit gezogen wird.

Ramona hätte in einem Kurzcoaching für Medienauftritte in einem Simulator vorbereitet werden müssen. Ein Kind kann nicht wissen, wie Medien ticken.

Ferner sollten gewisse Personen dem Medienwirbel bewusst entzogen werden. Es gibt Personen, die sich vorläufig inhaltlich nicht äussern dürften. Beispielsweise müsste der mutmassliche Vater bei Anfragen konsequent sagen: "Es ist eine Abklärung im Gang. Bis die Resultate auf dem Tisch liegen, gebe ich keine Stellungsnahme ab!"

Der Koordinator legt fest, was den Medien kommuniziert wird (Kernbotschaft, Dachbotschaft):

Diese Botschaft muss wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, muss gesagt werden.

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