So wie sich Bundesrat Schmid laufend Führungsfehler leisten kann und Bundesrätin Calmy Rey ohne Folgen immer wieder in Fettnäpfchen treten kann, so übersteht auch Bundespräsideen Couchepin alle seine verbalen Ausrutscher.
Sonntagsblick weiss zu berichten, dass er Blocher gesagt haben soll: "Du spinnst!":
Die Komplottaffäre vor einem Jahr sorgte auch im Bundesrat für rote Köpfe. Während der Aussprache über den Tag der «Staatskrise» verlor Bundesrat Couchepin jeden Anstand und beleidigte Blocher.
Eine Woche nach dem historischen Schlagabtausch mit Komplottvorwürfen von hüben und drüben war am 12. September 2007 im Bundesrat eine Aussprache angesetzt. Justizminister Christoph Blocher hatte eine Kropfleerete verlangt, hatte er sich doch am 5. September von einem Teil seiner Kolleginnen und Kollegen vorgeführt gefühlt.
Unter ihrer gütigen Beihilfe hatte sich an diesem Tag das Gerücht, Blocher sei in ein Komplott gegen den Bundesanwalt Valentin Roschacher verwickelt, zum Verdacht verdichtet. Der Justizminister fand sich am öffentlichen Pranger. Das konnte und wollte er nicht hinnehmen. Blocher legte dem Bundesrat ein Gedächtnisprotokoll über die Ereignisse des 5. September vor. SonntagsBlick ist im Besitz des Dokuments. In der Aussprache über jenes Papier kam es zu nie da gewesenen Szenen. Zeugen reden gegenüber SonntagsBlick vom «Tiefstpunkt» im Bundesratszimmer. Die Dikussion gipfelte in einer Entgleisung des damaligen Vize-Bundespräsidenten Pascal Couchepin. «T´es malade!», warf er Christoph Blocher an den Kopf: Du spinnst, du bist verrückt! Wenn alle anderen Argumente versagen, dann erklärt man den Gegner für krank, kommentiert Blocher den Vorfall, man pathologisiert ihn. Ganz so krass ist der Verbalangriff nicht zu verstehen, erklärt die welsche Linguistin Marinette Matthey Aber es schwingt die Nebenbedeutung im Kopf krank, physisch krank mit.
Pascal Couchepin hat mit diesem Ausrutscher einmal mehr bewiesen, dass er seine Zunge nicht zügeln kann oder will.
Man erinnere sich an die ebenso skandalösen Äusserungen beim Blocher-Duce- und beim Mörgeli-Mengele-Vergleich. Couchepins Pressechef Jean-Marc Crevoisier meinte dazu lakonisch: «Vielleicht hatte Blocher am diesem Tag eine Grippe.»
Nicht immer stimmt der Spruch: Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Meine Prognose: Auch diese Fehlleistungen werden ohne Folgen bleiben:
CVP hat Calmy-Reys diplomatische Fehltritte satt
Calmy-Rey hatte vor ihren Botschaftern die rhetorische Frage gestellt, ob die Schweiz auch mit Bin Laden verhandeln sollte. Bis jetzt hatten CVP und FDP die Provokationen der Aussenministerin hingenommen. Jetzt befürchten sie aussenpolitischen Schaden für die Schweiz und verschärfen den Ton gegen die Bundesrätin.
Für die CVP kommt sogar ein Departementswechsel für Calmy-Rey in Frage, wie Christophe Darbellay im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagt. «Entweder der Bundesrat spricht Calmy-Rey explizit das Vertrauen aus, oder er prüft einen Departementswechsel.»