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«Als ich die Fotos in den Zeitungen sah, war mir sofort klar: Das Armeeunglück vom 12. Juni passierte an genau der gleichen Stelle, an der auch mein Bruder im August 1943 ertrank. Oberhalb der Brücke zwischen Spiezwiler und Wimmis.» Robert Rotzetter (71) aus dem freiburgischen Rechthalten ist noch heute tief aufgewühlt, wenn er sich an den Tag erinnert, an dem der Dorfpfarrer die Todesnachricht vom älteren Bruder Josef überbrachte, der damals 21 Jahre alt war. Die Mutter habe «määrterlich prüelet», qualvoll geheult, erinnert sich Rotzetter, der in der zitternden Hand ein Foto hält, das den toten Bruder aufgebahrt in der heimischen Stube zeigt. «Ich kann den Schmerz der Angehörigen nachvollziehen und auch ihre Enttäuschung über die Armee.» Dass man nach 65 Jahren immer noch nichts dazugelernt habe, dass immer wieder junge Männer wegen «Dummheit, Sturheit und Blödheit von Vorgesetzten» sterben müssen, will ihm einfach nicht in den Kopf. Tatsächlich gleichen sich die beiden Unfälle bis ins Detail. Auch im August 1943 führte die Kander viel Wasser, am Vorabend waren im Oberland schwere Gewitter niedergegangen. Trotzdem befahl der Zugführer der Unteroffiziersschule in der Grenadierkompanie 1 seinen Leuten, den tosenden Fluss zu überqueren, und zwar in Vollpackung. «Den Namen des Zugführers will ich nicht nennen. Es geht mir nicht um persönliche Abrechnung», sagt Rotzetter. Aber dass er die Militärkarriere ungehindert fortsetzen konnte und danach im Freiburgischen «eine schöne Stelle» bekam, ärgert ihn noch heute. Das völlig unzureichend gesicherte Boot, in dem sein Bruder Josef sass, kenterte. Drei Soldaten stürzten ins Wasser. Zwei konnten sich an einem Seil ans Ufer ziehen. «Auch Josef hielt sich noch am Seil fest, erzählten mir seine Kameraden später. Aber dann riss ihn der Fluss mit.» Auch Josef habe man lange nicht gefunden, erzählt Rotzetter weiter. Obwohl zwei Kompanien nach ihm suchten. Der Kommandant habe nach Einstellung der Suche aber persönlich weiter die Kandermündung mit einem Schleppanker abgefahren. «Irgendwann erfasste der Anker dann die Packung zwischen dem Geröll und Josef konnte geborgen werden.» «Warum nur hat der Zugführer die Übung trotz Hochwasser nicht verschoben? Warum waren die Soldaten nicht gut gesichert?» Die Fragen Robert Rotzetters sind die gleichen wie die der Hinterbliebenen von heute. Und vor allem die eine zentrale Frage: «Warum duldet die Armee immer wieder tödlichen Leichtsinn?»
Der Unterschied: Der Unfall aus dem Jahre 43 ereignete sich bei einer Uebersetzübung der Armee. Das Bootsunglück mit den fünf Toten ist jedoch durch eine unbedachte, "unbewilligte" Aktion eines übereifrigen Kommandaten zurückzuführen. 1943 ging es nicht um eine truppenfremde "Plauschfahrt", die nachträglich vom VBS als Teamförderungsübung kaschiert wurde.
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