Eric Honegger - Sohn eines Bundesrates und ehemaliger erfolgreicher FDP Politiker- wechselte nach seiner Tätigkeit als Regierungsrat an die Spitze der SAirGroup. Er versuchte dort vergeblich die Strategie zu ändern. Dann folgte ein überraschender Bruch. Honegger wurde abgesetzt. Die SAirGroup ging unter. Trotz seines Freispruchs im Swissair Prozess ist der Name Eric Honegger mit dem unrühmlichen Ende der bekannten Schweizer Airline immer noch eng verbunden. Ich bin der Meinung, dass die FDP heute noch unter dem negativen Image von Honegger, Spörri, Kopp und Co. leidet. Im 82. Linienberg-Gespräch (1. Oktober) stellte sich Honegger den Fragen des ehemaligen Chefredakteurs (Südkurier) Werner Schwarzwälder. Honegger antwortete spontan, offen und ehrlich und erzählte, wie er persönlich mit der Aechtung umgegangen ist. Trotz der Verarbeitung seines Frustes in seinem Buch "Erinnerunsprozess" verspürten die Zuhörer im Saal recht hautnah, dass Honegger den Knick - den Bruch in seinem Leben - immer noch nicht verarbeiten konnte. Es sprach ohne dynamische Akzente. Er sprach monoton. Der Stimme fehlte die Stütze. Honegger wirkte gezeichnet, das Gesicht - um Jahrzehnte gealtert. Ich nahm ihm ab, dass er sich einstellungsmässig völlig geändert hat und nach seinen Worten demütiger geworden ist. Während des Gesprächs kamen Honegger möglicherweise all die negativen Bilder wieder hoch: Die Medien mussten für Vieles herhalten:
Die Medien hätten zu lange die Swissair in den Himmel gehoben und aus Personen Helden gemacht, um sie aber nach dem Gounding zu Buhmännern zu machen.
Für Honegger waren es die Medien welche die Swissair zum Grossereignis gemacht haben.
Sie kolportierten Worte, wie Korruption, anstatt saubere Berichterstattung zu betreiben.
Die sechs Jahre vor dem Prozess empfand Honegger als besonders schlimm. Partei, Freunde, Mitglieder der Verwaltungsrates schnitten ihn. Die Medien interessierte es nicht, wie schlimm es ihm und seiner Familie erging.
Er setzte sich ab. Er verkroch sich ein halbes Jahr, nahm keine Telefonate mehr ab und öffnete auch keine Briefe mehr. Honegger schilderte verschiedene offensichtliche Falschmeldungen der Medien (eine Falschmeldung sei im 10 vor 10 gesendet worden) er erwähne auch eine konkrete Fälschung von Unterlagen durch einen Journalisten. Alles waren - nach Honegger - Sachverhalte, die eindeutig falsch waren und hätten beanstandet werden können. Er habe jedoch damals bewusst nicht mehr geklagt, weil er am kürzeren Hebel sass. Der Ruf sei so ramponiert gewesen, dass niemand mehr hinter ihm gestanden hätte. Er wollte in Ruhe gelassen werden. Heute bereue er es nicht, dass er sich als Medienopfer sich nicht gewehrt hatte.
Erst beim Prozess habe er sich wieder den Medien gestellt. Er sei dann auch am Prozess bereit gewesen, Auskunft zu geben ( Bemerkung: Uebrigens als einer der wenigen).
Kommentar: Es ist unbestritten, dass die Medien eine enorme Macht haben. Doch ist ihre Kontrollfunktion durchaus legal. Medien müssen und dürfen Sachverhalte hinterfragen. Es stimmt, dass leider heute weniger sauber recherchiert wird. Es geht tagtäglich um Primeure. Der Zeitdruck ist enorm und die Konkurrenz gnadenlos. Doch stimmt es nach meinen Erkenntnissen nicht (Wie von einem Diskutanten im Lilienberg-Gespräch behauptet wurde), dass die Qualität der Journalisten zurückgehe. Im Gegenteil: Immer mehr Journalisten lassen sich professioneller ausbilden. Ich finde es gut, dass Eric Honegger nach seinem Knick keine Seminar erteilt in Krisenkommunikation (so wie es leider Thomas Borer nach seinem unrühmlichen Verhalten in der Borer Affaire gemacht hat). Honegger zeigt heute Managern und Studierenden vor allem auf, wie man sich verhalten kann, nach einem Bruch in der Karriere oder Ehe. In diesem Bereich ist Honegger Spezialist. Er kann aus seiner Erfahrung auch zeigen, wie Medien in Krisensituationen arbeiten. Honegger gebrauchte den Begriff "Belagerungszustand der Medien". Er hat genügend Blitzlichtgewitter erlebt und weiss, wie leicht es in Institutionen zu Info- Lecks kommen kann oder welch leichtes Spiel die Medien haben, wenn Mitarbeitende die Medien zur Problemlösung ihres eigenen Frustes nutzen können und den Medien vertrauliche Informationen zutragen. -
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen