Beim SonnTalk vom 2. Januar im Tele Züri ist beim Luzerner Ständerat Damian Müller (FDP) aufgefallen: Bei ihm ist alles KLAR.
Ich zitiere einige Sätze aus seinen Beiträgen. Die vielen Beispiele veranschaulichen, wie sich bei uns Sprachmarotten einnisten können.
Bei der Thematik „Neue Omikron-Welle":
„Mir haben immer KLAR gesagt, dass Impfungen……“
„Beim Risiko muss ich KLAR festhalten, dass…. „
„Ich muss KLAR sagen:…..“
„Da muss ich etwas anderes KLAR sagen…“
„Den zweiten Punkt, den ich KLAR festhalten muss….“
„Es hat noch andere Gründe.Wir müssen wieder KLAR auf die Distanzregel gehen….“
Beim Thema „Volle Spitäler“:
„Wir müssen aufpassen bei der Triage, dass wir KLARE Regeln haben….“
„Ich bin KLAR der Auffassung, dass man die Triage nicht ans Pflegepersonal delegieren kann.
Wenn die Aerzte die Politik auffordern können, auch KLARE Richtlinien zu geben, so …….“
„Ich bin KLAR der Auffassung, es braucht eine gewisse Ueberarbeitung. Aber man muss dies auch KLAR justieren und KLAR kommunizieren.“
„Da braucht es eine KLARE Regelung, damit man weiss, um was es geht. Aber - und das sage ich ganz KLAR,…….."
„Ich muss KLAR an die Adresse von Esther Friedli sagen,……“
„So habe ich unseren Parteipräsidenten immer KLAR verstanden.“
"Wir müssen immer KLARE RIchtlinien festlegen …."
Beim Thema "CS-Präsident nach Quarantäne-Fehltritt“:
„Da haben wir eine Kultur entwickelt, wo wir klipp und KLAR sagen…"
FAZIT:
Vielleicht erinnern sich noch Einige an die alte Waschmittelwerbung, welche die Wäsche weisser als weiss angepriesen hat. Beim Luzerner Ständerat Müller gibt es nicht nur KLAR, sondern auch die Steigerung GANZ KLAR. Die Betonung: „Ich sage KLAR…“ ist keine garantie dass die Aussage tatsächlich KLAR ist.. Wer beispielsweise bei einem Auftritt eine seiner Aussagen als „ehrlich“ bezeichnet, müssen wir annehmen , dass alles Andere nicht „ehrlich“ gemeint ist. Durch die ständige Wederholung von KLAR, wird das Gesagte nicht klarer.Im Gegenteil: Die Marotte stört. Müller fehlt wohl ein Berater, der ihm auf seinen blinden Felck (Sprachmarotte KLAR) aufmerksam macht.
In einem SRF-Beitrag von Silvester äussert sich der Luzerner Komiker Emil Steinberger kritisch zur Pharmazie. Der Beitrag stammt aber aus dem Jahr 2018. Also noch vor der Corona Epidemie. Nach dem Wirbel im Netz relativiert der Luzerner die dort gemachten Aussagen.
Quelle Zentralplus
Emil gab 2018 zum Jahreswechsel zehn Tipps, um glücklich zu sein. Unter anderem: «Um glücklich zu sein, braucht es nämlich gar keine Pharmazie.»
Dieser Satz, heute nach der Impfdebatte, sorgte in den sozialen Media-Kanälen für grosse Aufregung. Emil wurde in die Ecke der impfgegner gestellt
Emil kritisierte SRF und distanzierte sich unverzüglich von einem Beitrag, der an Silvester bei SRF zu sehen war.
SRF hätte im jüngsten Beitrag transparent machen sollen, dass der Satz "über den Verzicht der Pharmazie" im Kontext der Pandemie als impfkritisches Statement interpretiert werden könnte. Am 1. Januar klärte Emil sogleich die Sachlage, indem er deutlich darauf hinwies, dass der Beitrag aus dem Jahr 2018 stamme, also noch vor der Pandemie. Auf seinen Wunsch, dies in der Sendung anzumerken, sei SRF jedoch nicht eingegangen.
Emil Steinberger schrieb:
Leider ist SRF meinem Wunsch nicht gefolgt, zu markieren, dass es sich bei der Silvester-Sendung „Emil - 10 Tipps zum Jahreswechsel“ um eine Wiederholung aus dem Jahr 2018 handelt (also vor Corona). Deshalb kann mein letzter Tipp „Um glücklich z’sii bruuchts nämlich gar kei Pharmacie“ in den heutigen Zeiten der Pandemie missverstanden werden. Ich wollte damals damit sagen, dass eine humorvolle Lebenseinstellung hilft gesund zu bleiben. Mit Corona, Impfung etc. hat dieser Tipp nichts zu tun.
KOMMENTAR: Falls das Verhalten von SRF mit der Schilderung von Emil Steinberger übereinstimmt, müsste SRF über die Bücher. Wer mit Medien zu tun hat, weiss, wie gefährlich es ist ist, Aussagen in einen anderen Kontext zu stellen und Fakten auszuklammern. Dies wäre nicht sachgerecht. Ob sich die Ombudstelle mit dieser Geschichte auch auseinander setzen muss? Das Urteil einer kompetenten Aussensicht würde mich interessieren. Dass sich Emil wehrt, ist jedenfalls gut nachvollziehbar.
Ringier-CEO Marc Walder hat seine Redaktionen dazu aufgefordert, die Regierungen während der Corona-Pandemie zu stützen.
Das sagt er in einem internen Video von Februar 2021.
Der Nebelspalter wirft Ringier und Blick nun fehlende Objektivität und unkritische Berichterstattung vor.
«Medien
dürfen nicht das Sprachrohr der Politik sein», sagt Andreas Fahr,
Professor für Mediennutzung und Medienwirkung an der Universität
Freiburg.
«Die Aussage kann – aus dem Zusammenhang gerissen – falsch interpretiert werden», sagt Ringier-Sprecherin Johanna Walser.
Das
Video vom 3. Februar 2021 lässt aufhorchen. Darin sagt Marc Walder, CEO
und Managing Partner von Ringier, dass er seine Redaktionen in allen
Ländern angewiesen habe, die Regierung während der Pandemie zu stützen:
«Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh,
wenn das in diesem Kreis bleibt – auf meine Initiative hin gesagt: ‹Wir
wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale
Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.›» Die
Aussage machte Walder im Rahmen der Gesprächsreihe «Inspirational Talk»
der Schweizerischen Management Gesellschaft, als er gefragt wurde, worin
er die Aufgabe der Medien in der Pandemie sehe.
Wie
Walder sagt, könnte etwa die Blick-Gruppe «deutlich härter» mit der
Regierung umgehen. Das nütze jedoch niemandem etwas. «Wir müssen
versuchen, dass die Politik – ob sie jetzt genug schnell, genug hart, zu
wenig hart agiert – das Volk nicht verliert. Und hier dürfen die Medien
keinen Keil zwischen die Gesellschaft und die Regierung treiben.» Je
stärker Medien die Regierung kritisierten, desto eher komme es etwa zu
gewalttätigen Ausschreitungen an Demonstrationen. Die Medien hätten in
der Corona-Krise «eine zusätzliche Dimension an Verantwortung», so
Walder.
«Medien dürfen nicht das Sprachrohr der Politik sein»
Andreas
Fahr, Professor für Mediennutzung und Medienwirkung an der Universität
Freiburg, macht auf die besondere Bedeutung der Medien, auch und gerade
in Krisen aufmerksam: «Medien, als vierte Gewalt, sind ein wichtiger
Teil jeder Demokratie. Sie haben die zentrale Aufgabe, Missstände in der
Politik aufzudecken.» Werde die Distanz zwischen Medien und Politik
nicht gewahrt, könne das fatale Konsequenzen haben: «Werden
Journalistinnen und Journalisten zum Sprachrohr von politischen Akteuren
gemacht, können sie ihre Kritik- und Kontrollfunktion nicht mehr
wahrnehmen.» Medien dürften nicht ein unkritisches Sprachrohr von
Politik oder anderen Akteuren sein. «Staatsgläubig dürfen und sollen sie
keinesfalls sein», sagt Fahr.
Journalistinnen
und Journalisten hätten im Rahmen der Informationsfunktion zwar auch
die Aufgabe, die Bevölkerung über die Tätigkeiten der Politik zu
informieren. «Aber das heisst freilich nicht, ein ungefiltertes
Copy-Paste der Informationen, die sie von ihren Quellen erhalten.» Fahr
warnt: Solche Fälle könnten die ohnehin schon in gewissen Kreisen
vorhandenen Glaubwürdigkeitskrise der Medien verschärfen. Manche Teile
der Gesellschaft könnten sich so weiter von den Medien entfernen.
«Video reicht nicht aus»
Dass
Redaktionen frei und unabhängig berichten können und sollen, sei in
einer Demokratie extrem wichtig, sagt auch Linards Udris,
stellvertretender Forschungsleiter am Forschungszentrum Öffentlichkeit
und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich. «Würde sich
herausstellen, dass der CEO eines Medienunternehmens tatsächlich eine
kritische Berichterstattung verunmöglicht hat, wäre das problematisch.»
Das
Video alleine reiche als Beweis für einen solchen Eingriff jedoch nicht
aus. Dafür müsste man etwa abklären, ob die angebliche Weisung Walders
Einfluss auf die Chefredaktion und den redaktionellen Alltag gehabt
habe, so Udris. «Unser Bericht zur Qualität der Medienberichterstattung in der Corona-Pandemie
hat aber gezeigt, dass die Berichterstattung in den meisten Medien
durch eine Behördendistanz geprägt war und eine kritische Haltung
gegenüber der nationalen Regierung und Verwaltung überwog.»
Journalistinnen und Journalisten sei bewusst, dass sie sich nicht
instrumentalisieren lassen dürften – weder vom eigenen Management, noch
von PR-Interessen, sagt Udris.
Kommentar: Wo bleibt da die kritische Distanz zu den Behörden?
Auch in einer Krise muss Journalismus kritische Distanz bewahren, um glaubwürdig zu bleiben.
Wyss kritisiert auch, dass der Ringier-CEO seinen Redaktionen eine
Devise vorgab. Die Redaktionen müssten zwingend vom Verlag unabhängig
sein, findet der Medienwissenschaftler. «Ein CEO sollte jedes noch so
unbegründete Geschmäckle vermeiden, dass die Redaktion ihre
Unabhängigkeit nicht bewahren könne.»