Thierry Burkart im Rhetorikcheck
von Marcus Knill
Entwurf für SN Beitrag.
Es steht nun nach dem Rücktritt von Petra Gössi fest, wer künftig das schlingernde FDP-Schiff navigieren wird.
Es gibt einige Persönlichkeiten, die fähig gewesen wären, das Steuer des FDP-Schiffes zu übernehmen. Die gehandelten Kandidaten haben sich alle aus dem Rennen genommen. Nun ist entschieden, wer neu als Kapitän die Partei führen wird. Es ist Ständerat Thierry Burkart und zwar EIN Präsident mit einem Vizepräsidium von vier Personen (mit den Ständeräten Johanna Gapany (FR) und Andrea Caroni (AR), sowie den Nationalräten Philippe Nantermod (VS) und Andri Silberschmidt (ZH) ). Auf eine Doppelspitze wurde verzichtet.
Das war eine richtige Entscheidung.
Eine Doppelspitze ist nicht effizient
Es war lange von einem Co-Präsidium die Rede, wie bei der SP. Doch diese Lösung fand nicht überall Zustimmung. Viele vertreten die Meinung: Eine Partei muss von nur einer Spitze geführt werden. Verantwortung im obersten Parteiamt lasse sich nicht teilen. Eine Person - nicht zwei - habe das Gesicht der FDP zu prägen.
Als Kommunikationsberater stellte ich in der Praxis immer wieder fest:
Der Trend, Führung auf verschiedene Köpfe aufzuteilen, hat sich selten bewährt. Auch nicht bei Firmen, Schulen oder anderen Institutionen. Es geht bei der Doppelspitze zu viel Energie verloren, durch laufende Absprachen und Koordinationsgespräche. Ferner besteht die Gefahr, dass sich ein Führungsduo hinsichtlich Medienpräsenz in einen Konkurrenzkampf manöveriert und dadurch seine Arbeit noch mehr leidet.
Die FDP benötigt in der jetzigen Situation ein neues starkes Präsidium mit EINER starken Führung.
Ständerat Therry Burkart, ist am 2. Oktober als Parteipräsident der FDP gewöhlt worden. Er möchte die Partei wieder einen. Pläne für einen neuen Kurs sind jedenfalls vorhanden.
Othmar von Matt interviewte den designierten neuen Parteichef für die Schaffhauser Nachrichten. Es ist spannend, ein paar Antworten Burkarts zu analysieren. Ich zitiere:
von Matt (v.M.):
An der Medienkonferenz sprachen Sie immer wieder vom „Team FDP“
Ist das Ihr Claim (Anspruch, Forderung) für die Wahlen?
Burkart (B.):
Nein. Die vier Vizepräsidenten und ich wollen die FDP gemeinsam weiterbringen. Wir werden strategische und operative Belange gemeinsam entscheiden. Zudem werden alle vom Vicepräsidium mit Kompetenzen und Aufgaben ausgestattet.
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Kommentar: Das eindeutig klare NEIN ist bei einem Politiker selten. Viele müssen meist lernen, Nein zu sagen. In der Antwort wird das Wort GEMEINSAM (Präsidium und Vizepräsidium) wiederholt, so betont, sodass sogar die Zeitung titelte: „Wir werden geschlossen auftreten.“ Die Stärkung des Teamgedankens belegt Burkart durch die Ausstattung des Vizepräsidiums mit Kompetenzen. So kann sich der Präsident nicht nur entlasten, das Delegieren von Aufgaben unterstreicht noch den Teamgedanken.
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v.M.:
Zwei Fragen sorgten für Uneinigkeit:
Rahmenabkommen und CO2 Gesetz.
B.:
Das Rahmenabkommen wurde beerdigt und das CO2 Gesetz vom Volk abgelehnt. Wir haben damit in beiden Fragen die Chance, wieder gemeinsam klar Position zu beziehen - und uns zu einen.
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Kommentar: Wir wissen, Thierry Burkart war nicht immer auf der Parteilinie. Nachdem er bei der CO2 Abstimmung zu den Siegern gehört, fällt es ihm heute leicht, den Verlieren die Hand zu reichen. Spannend wäre die Zusatzfrage an den neuen Präsidenten: „Wie gelingt es Ihnen konkret, die Positionen zu einen?“
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v.M:
Wie sehen Sie die Situation beim Rahmenabkommen?
B.:
Wir stehen zum bilateralen Weg. wollen ein stabiles Verhältnis mit der EU. Das ist völlig unbestritten.
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Kommentar: Diese unangreifbare, typische Politikerantwort war bislang von vielen FDP Parlamentariern zu hören. Spannend wäre es, zu erfahren, wie sich die FDP verhält, wenn die Schweiz von der EU unter Druck gesetzt wird. Auf diese Antwort müssen wir wohl noch warten.
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Wie wirkt Thierry Burkart vor Mikrofon und Kamera?
Burkart ist noch unbekannt. Er ist ehrgeizig, erfolgsverwöhnt aber nicht mediengeil. Im Blick TV (17. August) antwortet Burkart pausenlos, fliessend, sehr schnell, aber als typischer Bandwurmsprecher. Beim freien Sprechen müssten jedoch Aussagen auf Anhieb verstanden werden. Folgende typische Antwort des vorgesehenen FDP Präsidenten gibt zu denken (in Standardsprache wortwörtlich wiedergegeben). Erkennen Sie den Hauptfehler?
Burkart:
„Ich habe intensiv abgewogen nach diesem Gespräch im persönlichen aber auch im politischen Umfeld, mich hat erwogen die Zusammensetzung der Kolleginnen und Kollegen-Aeh-die Motivation mit bringen-Aeh-um die Partei weiterzubringen - das ist meine Partei seit vielen Jahren-ich bin über zwanzig Jahren schon in politischen Aemtern und ich bin überzeugt davon, dass das Land diese Partei braucht und das, was mich motiviert, das liberale Feuer mitzutragen-Aeh-ich habe den Eindruck ich könne etwas bewirken und das ist das was motiviert.“
Kommentar: Dieses hastige Nonstopsprechen im schnellen Tempo zeigt, wie wichtig das Reden in kurzen Sätzen ist, die weder mit „und“ oder
„Aehs“ verbunden, noch nahtlos aneinander gereiht werden. Diese Bandwurmantwort enthält 81 Wörter (an einem Faden)!.
Pausen helfen die Gedanken schneller zu erfassen. Das Gehörte wird besser „verdaut“.
Der Sprecher kann zudem das Gesagte reflektieren und allfällige Fehler überlegen evt. präzisieren und den nächsten Gedanken vorbereiten.
Wer frei spricht, mit kurzen Sätzen und deutlichen Pausen wird nicht nur besser verstanden, sondern wirkt auch sicherer und kompetenter.
Pausen sind ein wichtiger Verständlichkeitshelfer.
Der neue Parteipräsident müsste vor Mikrofon und Kamera in erster Linie die richtige Pausentechnik verbessern. Die zahlreichen Satzbrüche
und der falsche rhythmische Akzent sind dann mit der neuen korrekten Pausentechnik kein Thema mehr. Wer am Blick-TV den Politiker beim
Antworten gesehen und gehört hat, merkte dieses Manko kaum auf Anhieb. Viele haben das Gefühl: Da spricht ein Profi, der fliessend frei
spricht. Denn Burkart überzeugt in der Art und Weise, wie er da steht und spricht.
Erkenntnis:
Das „WIE“ und das „WAS“, beides ist beim Sprechen wichtig.
Obschon Thierry Burkart als Medienrhetoriker vor Mikrofon und Kamera noch Defizite hat, hat er alle Voraussetzungen, rasch Arena-tauglich aufzutreten. Er kann sehr gut frei sprechen, denkt schnell, ist selbstsicher und als Jurist fähig, strukturiert zu formulieren. In der BZ lesen wir sogar, Wirtschaftsanwalt Burkart wirke charismatisch und eloquent.
Ich finde: Wenn der FDP Kapitän bei künftigen Auftritten die Pausentechnik verbessert, wird er wesentlich besser überzeugen.
Der designierte Präsident hat die einmalige Chance, der Schweiz zu zeigen, was die neue FDP will. Doch muss er die Vision auch noch konkret formulieren und sagen, wie er das liberale Feuer entfachen und als Einiger die Partei zum Erfolg führen will.
Durch die Neubesetzung des Präsidiums hat die FDP vor allem die Chance, den gewünschten neuen Erfolgsweg zu beschreiten. Immer vorausgesetzt, dass es dem Präsidenten gelingt, seine Vizepräsidenten von diesm Weg zu überzeugen, aber auch die Wählerinnen und Wähler. Wir müssen spüren: Für Thierry Burkart ist jetzt die FDP wichtiger als seine Karriere.
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