Freitag, 12. Juni 2020

Migros hat auf eine fragwürdige Twitterin reagiert, überreagiert.

Wussten Sie, dass eine fragwürdige Twitterin eine Lawine lostreten konnte?
Am 8. Juni schrieb eine gewisse MereSirrTeh: "Liebe Migros, ich bitte Sie, dieses Produkt unverzüglich aus ihrem Sortiment zu nehmen!? Dieser Ausdruck ist äusserst rassistisch konnotiert und entspricht nicht der Political Correctness."
(Quelle 20 Min) 
Wer hinter dem Namen MereSirrTeh steckt, ist unbekannt: Der Account hat nur die Illustration einer Frau als Profilbild, Angaben zur Person sind nicht auszumachen. Inzwischen ist das Konto bereits gelöscht worden. Was aber feststeht : MereSirrTeh verhielt sich selbst auf Social Media alles andere als politisch korrekt. Sie ist die Autorin des

55 Jahre sind gnueg uf dere Welt. Chasch ga jetz.
Twitterin MereSirrTeh
  User Ferdinand Müller erfährt das als erster: «Hast du keine anderen Probleme? Ich bin nun bald 55 Jahre alt, und ich bin mit Mohrenköpfen in Schoggiform aufgewachsen», kritisiert er ihren Hinweis an die Migros. Da antwortet MereSirrTeh: «55 Jahre sind gnueg uf dere Welt. Chasch ga jetz.»
Auch «Persoenlich»-Journalist Christian Beck mischt sich in die Diskussion ein: «Ich habe bei Mohrenkopf noch nie an einen Menschen mit dunkler Hautfarbe gedacht. (...) Diskussionswürdig, wenns stört. Am besten durch Nichtkaufen abstrafen.» MereSirrTeh kontert: «Nobody cares was du denkst, Kolleg???? Du bist weiss und deswegen auch nicht betroffen. Ergo ist deine Meinung irrelevant (...).»


Die Migros will es zwar gegenüber «Nau» nicht wahr haben, dass der Entscheid, sich von den Dubler-«Mohrenköpfen» zu trennen, auf die Aufforderung einer einzigen Twitter-Userin  gefällt worden sei.
Die Kommentarspalten bestätigen aber, dass die grosse Mehrheit der Bevölkerung den Entscheid der Migros nicht nachvollziehen kann, die "Mohrenköpfe" von Dubler aus Ihren Regalen zu verbannen.
Der Entscheid des Riesen MIGROS führte jedenfalls zu einem Dominoeffekt. Während Spar und Volg sich noch überlegen, Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu werfen, hat Manor bereits die Richterich-«Mohrenköpfe» aus den Regalen verschwinden lassen.
Damit ist doch erstaunlich, was eine  anonyme Twitterin auslösen konnte. Dank der Antirassismusprotestwelle konnte eine fragwürdige Person eine Lawine lostreten.
Ich bin überzeugt, dass die meisten Konsumenten beim Genuss eines "Mohrenkopfes"- so wie   Christian Beck - nie an einen Menschen mit dunkler Hautfarbe denken. 
Das militante Verhalten der Sprachpolizisten hat übrigens in den Vereinigten Staaten mit dazu beigetragen, dass der unberechenbare Trump viele zusätzliche Stimmen erhalten hatte, nur weil er  sich  bewusst über die Forderungen der politisch Korrekten hinweggesetzt hatte. Die Sprachzerstümmelung nahm nämlich in den USA groteske Formen an. Die Reaktion der Leserinnen und Leser nach dem Mohrenkopfentscheid ist möglicherweise auch als Gegenreaktion zu werten, gegen jene  Sprachmissionare, welche am liebsten alle traditionelle Märchen und Klassiker umschreiben lassen möchten, die politisch unkorrekte Begriffe enthalten. Bleiben wir uns bewusst:
Der gesunde Menschenverstand ist heute  noch eine Hilfe, wenn es darum geht, unsere Sprache zu pflegen. Er bewahrt uns auch vor Ueberreaktionen.   

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