Freitag, 20. September 2019

Gaudenz Looser (Chefredaktor 20 Min) richtet sich an die Kommentatoren

Lesenswerte Spielregeln:
Respekt und Höflichkeit sind Gold wert

Egal, wie empört, genervt oder aufgeregt du bist: Wenn du deinen Standpunkt respektvoll und in gepflegter Sprache darlegst, steigt die Chance, dass die anderen Kommentierer diesen zur Kenntnis nehmen, massiv an. Und vielleicht versuchen sie ihn dann sogar zu verstehen.
Es ist nicht gesundheitsschädlich, die eigene Meinung zu hinterfragen

Andere Meinungen auch mal probehalber mit dem eigenen Weltbild zu vergleichen und nach den Gründen für diese Position zu fragen, kann sehr bereichernd sein. Es erweitert den Horizont.
Unterstellungen und Pauschalisierungen sind Gift für jedes gute Gespräch

Es bringt nichts, anderen Kommentierern diese oder jene Ideologie oder Behinderung, diesen oder jenen Intelligenzgrad oder Bildungsstand zu unterstellen. Denn es verführt die anderen dazu, gleich beleidigend zurückzugeben, und lenkt vom eigentlichen Thema ab. Über rassistische, sexistische, homophobe und andere diskriminierende Sprüche sollten wir 2019 eigentlich nicht mehr reden müssen. Weil wir es doch tun müssen, hier ein Selbstcheck: Hast du mit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ein grundsätzliches Problem? Falls nein: Dann urteile auch nicht pauschal über diese Gruppe. Falls ja: Dann urteile erst recht nicht pauschal über diese Gruppe.
Verzichte auf Beleidigungen und Kraftwörter

Muss man dir ja nicht erklären.
Überprüfe deine Fakten, Vorsicht mit Behauptungen

Es kann ja sogar sein, dass das, was der Kioskmann an deiner Haltestelle und der entfernte Facebookfreund über diese Firma oder jenen Politiker gesagt hat, einen Kern Wahrheit enthält. Aber Fakt ist: Es könnte genauso gut komplett falsch sein. Falls du nicht sicher bist, dann beschreibe es mit der gebotenen Vorsicht. Oder stell eine Frage. Vielleicht wissen es deine Mitkommentierer genauer.
Häme und Zynismus verderben die Gesprächsatmosphäre

Du bist ja damit nicht allein. Wir alle waren schon da. Schadenfreude ist menschlich und dieses Die-ganze-Welt-kann-mich-mal-Gefühl auch. Aber es sind private Gefühle, die dich nicht unbedingt sympathischer machen. Ganz besonders dann nicht, wenn du dich an Menschen austobst, denen etwas Schlimmes widerfahren ist und die allen Mut zusammengenommen haben, für einen Artikel mit Namen und Gesicht hinzustehen. Also: Du bist schlecht drauf, weil dein Chef dich gerügt hat? Kommentier doch erst morgen wieder.

Mach nicht die Redaktion runter. Es ist uncool

Du hast einen Schreibfehler entdeckt? «Wieder nur Praktikanten am Werk», schimpfst du? Ja, es arbeiten auch Praktikanten auf der Redaktion. Ja, sie machen manchmal Fehler, genauso wie die erfahrensten Redaktoren und Redaktorinnen auch. Aber sie geben auch täglich ihr Bestes, um das grösste und erfolgreichste Medium der Schweiz für dich so aktuell, so spannend, so vielseitig und unterhaltsam wie nur irgend möglich zu machen. Und sie alle haben Gefühle. Wie du auch.
Kommentar:
Gaudenz Looser spricht damit einige Grundregeln der zwischenmenschlichen Kommunikation an
wie:
Beschreibe Sachverhalte
Halte Dich an Fakten
Gehe auch mit dem Gegner respektvoll um
Höflichkeit ist Gold wert

Ich finde es lobenswert, dass 20 Min keine Zensur einführt wie andere Medien. Dem offenen Forum in den Kommentarspalten verdankt 20 Minuten auch die hohe Akzeptanz. Die meisten Printmedien bauen bewusst Hürden ein, damit die Leser nicht  mehr spontan ihren Kommentar abgeben können. 20 Min spiegelt - wie kaum ein anderes Medium - die Volksmeinung. Das wird von Otto Normalverbraucher geschätzt. Es spricht auch für die Redaktion, dass sie möglichst viele Rückmeldungen zulässt und sich nicht als Medienprieser aufspielt. Die 20 Min Journalisten sind wohl bewusst, dass sie nicht die alleinsigmachende Wahrheit gepachtet haben. Die Kommentarspalten sind aus meiner Sicht ein wichtiges Ventil, um Druck abzulassen.

Asyl- Irrsinn

Unglaublich!

Der 27-jährige abgewiesene Asylbewerber Moestafa K.* tanzt den Schweizer Behörden auf der Nase rum. Der Marokkaner klaut und schlägt zu – und keiner kann ihn stoppen. Im Dezember 2018 hat er in Frauenfeld zwei Lädelibesitzer überfallen, um ihnen die Einnahmen von 3500 Franken zu entreissen. Er verletzte dabei seine Opfer. Doch die Staatsanwaltschaft schob dem Paar sogar eine Mitschuld in die Schuhe.
Das Problem im Fall Moestafa K. liegt in seinem Heimatland. Die marokkanischen Behörden sind nicht gewillt, den 2016 von der Schweiz abgewiesenen Asylbewerber zurückzunehmen. Es gibt kein Rücknahmeabkommen. So bleibt Moestafa K. weiterhin in der Schweiz auf freiem Fuss. Wo er ist, weiss keiner. Der Marokkaner ist seit längerer Zeit untergetaucht.
Der von BLICK aufgedeckte Asyl-Irrsinn um Moestafa K. zeigt, dass das Verhältnis zwischen Bern und Rabat weit mehr getrübt ist als bisher angenommen. Es gibt viel zu tun für den neuen Schweizer Botschafter Guillaume Scheurer (55). Gestern, ausgerechnet inmitten der angespannten Situation, hat er sein Amt angetreten. (Quelle Blick)