Dienstag, 20. August 2019

Tagi und Blick haben etwas gelernt

Die Kraft der Bildrhetorik





Provozierende Plakate wurden bislang zusätzlich verstärkt durch deren Abbildung in  kritischen Beiträgen.

Das bekannte Plakat mit dem schwarzen Schaf der SVP fand dank der Abbildung  der empörten Kritiker auf allen Kanälen zusätzliche Verbreitung.  Weil die Wirkung des Bildes wirksamer ist als noch so viele Worte, konnten sich die Provokateure die Hände reiben, wenn ihr Bild von den Empörten nochmals abgebildet wurde. Gratis ohne kostspielige Inserate.

Bei der jüngsten Provokation mit der Apfelkampagne der SVP, bei der der Apfel (die Schweiz) von Würmern durchlöcher wird (die Farben an den Würmern assozieren die Grünen, die Roten und die EU) , ging ich davon aus, dass die SVP Gegner den Provkateuren in gewohnter Manier auf den Leim kriechen werden.
Doch Blick und Tagi (Beide Blätter zählen zur SVP kritischen Presse) scheinen bei dieser jüngsten Kampagne von Psychologen beraten worden zu sein. Denn sie druckten das Apfel-Bild mit den Würmern am Montag nicht ab. Ich gehe davon aus, dass sie Redaktionen bewusst auf die Abbildung des Plakates verzichtet haben.
Nur in der Tagesschau wurde  die Analogie mit dem Apfel und den Würmern gezeigt. Blick hat dann am Dienstag das Bild doch noch abgedruckt aber zusammen mit dem Bild der Nazipropaganda (ebenfalls mit einem Apfel und Maden). Immerhin schwächten sie dadurch die Wirkung der SVP Bildrhetorik  mit einer Illustration ab.
Die SVP kritischen Journalisten waren sich vermutlich bei der jüngsten Provokation bewusst: Wir wollen bei dieser Kampagne nicht mehr - wie früher  - mit der Abbildung des Plakates zu einer zusätzlichen Gratiswerbung des Bildes Hand bieten. Wohl wissend: Trotz kritischem Text bleibt die Symbolik eines Bildes stets im Kopf haften, selbst dann, wenn versucht wird, das umstrittene Plakat verbal mit  der Kampagne der Nazis mit dem Ungeziefer Juden in Verbindung zu bringen. Die Kraft der Bildrhetorik ist stärker als jene mit Worten. «Einfach ignorieren», empfahl vernünftigerweise  SP-Fraktionschef Levrat, und ignorierte es dann doch nicht. Ich frage mich: Warum tappen die meisten immer wieder in die Aufmerksamkeitsfalle?



Es gibt Autoren und Filmemacher, die erst glücklich sind, wenn gegen eine Aufführung heftig protestiert wird. Sie wissen: Proteste, Bücherverbrennungen, Demonstrationen wecken die Aufmerksamkeit.
Proteste entlasten das Werbebudget. Als die katholische Kirche früher bei der Literatur eine Liste von Büchern auf einem Index als schädlich gebrandmarkt hatte, wurde dieser Index für viele Jugendliche als Liste genutzt, die es ihnen erleichterte, jene Bücher zu finden, die lesenswert sind.
Nichts schätzen Provokateure mehr, als die Welle der Empörung.
Mit anderen Worten: Nichts ärgert Provateure mehr, als nicht beachtet zu werden.
Fazit: Obschon es der SVP einmal mehr gelungen ist, zu provozieren, fällt die Bilanz schlecht aus. Die SVP Gegner sind zwar in die Aufmerksamkeitsfalle getappt.
Doch diese Apfelkampagne hätte ich nicht gebracht.Weil ebenfalls mit Bildern nachgewiesen werden konnte, dass sie sich zu stark an die Bildrhetorik der Nazipropaganda anlehnt. Mit dieser Kampagne kann somit die SVP nichts gewinnen aber wenig verlieren, denn die Partei hat es einmal mehr geschafft ohne grossen Aufwand von sich reden zu lassen.
Ich zitiere BLICK:

Blocher zum Maden-Plakat: «Es ist eine Punktlandung!»











Das Maden-Plakat provoziert und stösst sogar parteiintern auf Kritik.
SVP-Übervater Christoph Blocher freuts: Das Plakat bringe die Sache
auf den Punkt, sagt er.

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