Dienstag, 15. Januar 2019

Es gibt immer mehr angeblich kreative, coole Jobtitel, die aber niemand versteht

Berufsbezeichnungen wurden schon vor Jahren geschönt

Statt Putzfrau sprach man beschönigend von Raumpflegerin.
Die Zahnarztgehilfin wurde zur Zahnarztassistentin.
Auch die Sekretärinnen mutierten zu Assistentinnen.
Auf Visitenkarten wurden die üblichen Berufsbezeichnungen mit englischen Begriffen aufgewertet.
Die Arbeit ist aber immer noch die selbe.
Auch Coiffeure und Automechaniker haben heute vielfach Berufsbezeichnungen, die nach aussen so wirken, als hätten sie ein Hochschulstudium absolviert.
Anderseits versuchte hitle im Nazideutschland alle Bezeichungen ohne deutschen Ursprungs zu verdeutschen.
Er betrieb eine sprachliche Säuberung.
Statt:
Trottoir = Gehsteig
Liftboy = Hebekastenjunge
Schokolade = Wonnekleister
Auto = Kraftwagen
Benzin = Kraftstoff
Dessert = Nachspeise usw.
Auch dies führte zu grotestken Formulierungen.

FAZIT:
Die Sprache muss immer verständlich sein und jeweils den Adressaten angepasst werden.


Heute schreckt man bei Stellenausschreibungen  selbst vor den absurdesten Titeln nicht zurück.

Dies ist kontraproduktiv. Denn die Stellensuchenden sind mit den angeblich kreativen Bezeichungen überfordert. Bei Stellenbezeichungen sollte man nicht kreativ sein.
Kennen Sie beispielsweise folgende Berufsbezeichnungen?

- Chief Happiness Officer
Deutsch: "Generaldirektor des Glücks"
Manche Firmen bezeichnen HR-Spezialisten als Happiness Officers.
Sie sollen dafür sorgen, dass Mitarbeiter glücklich sind.


- Brand Evangelist
Deutsch: "Markenprediger"
Seine Aufgabe besteht darin, sich auf den sozialen Medien als Superfan einer Marke auszugeben.
Das kann auch ein "Influencer" mit "Sponsoren Deal" sein.


- Innovations Sherpa
Deutsch: "Neuerungssherpa"
2013 hatte Microsoft einen Innovations Sherpa.
Sein offizieller Titel lautete damals:
"Dynamics CRM Solution Spezialist"
Der Angestellte suchte verständlicherweise eine prägnantere Bezeichnung. 
  


 (Ich zitiere 20 Min):  

Diese fünf Beispiele überfordern sogar  Experten:
«First Impression Manager» (dt.: «Manager des ersten Eindrucks»)

Das versteht Buckmann: Callcenter oder Verkauf
Das ist gemeint: Menschen mit diesem Job-Titel sitzen beispielsweise an der Rezeption von Hotels oder grossen Firmen, es handelt sich also in der Regel um Rezeptionisten. Von daher sei der Begriff auch treffend, sagt Buckmann: «Es gibt kaum einen Beruf, in dem der erste Eindruck einer Einzelperson so viel ausmacht wie an der Rezeption.» Er bezweifelt aber, dass Rezeptionisten nach so ausgeschriebenen Stellen suchen würden.
«Growth Hacker» (dt.: «Wachstumshacker»)

Das versteht Buckmann: Gärtner
Das ist gemeint: Ein Wachstumshacker soll mit seinem technischen Know-how Wege finden, um mit möglichst niedrigen Kosten der Firma zum Wachstum zu verhelfen. Growth Hackers kombinieren in erster Linie IT-Wissen mit Marketing. Ein Beispiel für einen Growth Hack: Der Cloud-Service Dropbox bietet seinen Kunden mehr Speicherplatz an, wenn sie weitere Kunden anwerben.
«Chief Listening Officer» (dt.: «Generaldirektor des Zuhörens»)

Das versteht Buckmann: Pfarrer oder Psychologe
Das ist gemeint: Oft betonen Firmen, dass sie auf ihre Kunden hören. Bei manchen Unternehmen gibts dafür sogar extra eine Stelle. Der Chief Listening Officer (CLO) ist in der Regel für die Social-Media-Strategie einer Firma zuständig. Viele typische PR-Aufgaben gehören ebenfalls zum Profil: Der CLO verfolgt Konversationen online und gibt relevante Informationen ans Marketing-Team und andere Stellen weiter. Wer schon einmal eine Antwort von einer Firma auf Twitter erhalten hat, hatte es wahrscheinlich mit einem dieser professionellen Zuhörer zu tun.
«Cool Hunter» (dt.: «Cool-Jäger»)

Das versteht Buckmann: Kältemonteur
Das ist gemeint: Der Cool Hunter will eine Frage beantworten: Was ist gerade so richtig cool? Darum nennt man diesen Marketing-Job oft auch «Trend Spotting» (dt.: «Trends entdecken»). In diesem Beruf muss man sich insbesondere mit jungen Zielgruppen auseinandersetzen. Was beschäftigt sie, was ist ihnen wichtig und vor allem: Wie kann man sie von der eigenen Firma und deren Produkten überzeugen? Laut Buckmann nannte man diese Form von Marketing früher Jugendmarketing: «Jetzt soll es wohl noch etwas cooler tönen.»
«Ethical Hacker» (dt.: «Ethischer Hacker»)
Das versteht Buckmann: Spezialist für Corporate Governance
Das ist gemeint: Weil Hacking nach illegaler Aktivität klingt, suchen Firmen lieber nach Ethical Hackers. Diese Computer-Cracks sind darauf spezialisiert, Sicherheitslücken zu finden – aber nicht, um sie auszunutzen, sondern um die betroffene Firma zu warnen und dabei zu helfen, das Loch zu stopfen. Da die IT-Branche sehr spezialisiert ist, glaubt Buckmann, dass solche Spezialbezeichnungen hier durchaus sinnvoll sind. Wem das Konzept eines ethischen Hackers noch zu abstrakt ist, kann diese Berufsgruppe auch als «White Hat Hackers», also Hacker mit weissen Hüten, bezeichnen.

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