Samstag, 9. Juni 2018
Blog von René Hildbrand (Persönlich.com)
TV-Kritik
Was hat Projer gegen Somm?
Die SRF-Diskussionsrunde vom Sonntag (v.l.): Markus Somm, Christina
Surer, Moderator Jonas Projer, Cécile Bühlmann und Fabian Molina.
(Bild: Videostill SRF)
Markus Somm platzte in der neuen Ausgabe von «Arena/Reporter» der Kragen. Verständlich. Im ersten Teil der Sendung wurde der eingeladene Chef der «Basler Zeitung» von Moderator Jonas Projer immer wieder ungerechtfertigt abgeklemmt. Somm machte seinem Ärger so Luft: «Ich komme nicht mehr in diese Sendung, wenn ich nur drei Sätze sagen kann und Sie mich unterbrechen. Dann habe ich keine Lust mehr.» Und: «Sie müssen mich nicht erziehen!» Projer hielt sich danach besser im Zaum. Egal, ob man seine Meinung teilt oder nicht: Der Noch-BaZ-Chef ist in jeder Diskussionssendung eine Bereicherung. Das weiss selbstverständlich auch der findige Projer. Nur müsste man Somm reden lassen.
«Wer rettet die Welt?», lautete das Thema.
KOMMENTAR: Wer vor Mikrofon und Kamera die Nerven verliert, erntet zwar Aufmerksamkeit. Aber letzlich hat er das Zwei am Rücken.
Es ist eine Kunst, die Balance zu finden zwischen sachlicher Kundgebung des Aergers und souverän zu bleiben, ohne auf Personen zu schiessen.
Wolfgang Bosbach hat den Talk
bei "Maischberger" wutentbrannt verlassen. Doch es gab schon weitaus
schlimmere Ausraster im TV. Eine Liste.
Es ist das Thema der Stunde: Der ehemalige CDU-Politiker Wolfgang Bosbach fühlte sich in der Talkshow "Maischberger"
von Jutta Ditfurth provoziert und verliess während der Sendung das
TV-Studio. Doch im Vergleich zu anderen Eklats reagierte Bosbach
geradezu sanft.
Die grössten Ausraster im TV
- "Es ist unerträglich mit Ihnen in einer Runde zu sitzen", schäumt Wolfgang Bosbach - und verlässt die Talk-Sendung bei Sandra Maischberger am Mittwochabend vor dem offiziellen Ende. Nach einer Diskussion mit Jutta Ditfurth über die G20-Krawalle verlässt der ehemalige CDU-Politiker wutentbrannt den Saal:
- Lothar Matthäus geht einen Moderator des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera an, und setzt dann seinen Wutausbruch am Telefon fort. Wobei der Ausraster von Matthäus durch seine rudimentären Englischkenntnisse einen komödiantischen Beigeschmack erhält:
- "Aber dieser Scheiss, der da immer gelabert wird: Da sollten sich alle mal Gedanken machen, ob wir in Zukunft so weitermachen können": Unvergessen ist die Wutrede Rudi Völlers im Jahr 2003. Nach einem Seitenhieb auf Moderator Waldemar Hartmann wird dieser anschliessend oft als "Weissbier-Waldi" bezeichnet.
- Der vielleicht legendärste Trainer-Ausraster aller Zeiten kommt von Giovanni Trapattoni 1998. Der Spieler Thomas Strunz ("Was erlaube") wird durch die Wutrede berühmt. Jahre später sagte Strunz im Interview mit der "SZ", dass er über das Ausmass von Trapattonis Zorn "geschockt" gewesen sei. "Ich habe fertig" ist längst zum geflügelten Wort geworden.
- Am Filmset von Fitzcarraldo in den frühen 80er Jahren rastet er aus, weil ihm das Essen des Caterings offensichtlich nicht zusagte. Der Choleriker beschimpft Regisseur Werner Herzog übel - und die Kameras laufen.
- Nicht nur gegenüber Regisseuren, auch gegenüber Journalisten wurde Kinski ausfallend. 1971 schreit er eine ZDF-Reporterin an, die gerade ein Interview mit ihm führt.
- Im Jahr 1993 kommt es zu einem regelrechten Skandal, als die Schriftstellerin Karin Struck mit der damaligen Bundesministerin für Frauen und Jugend, Angela Merkel, aneinander gerät. Struck zieht ihr Höschen aus und wirft es mitsamt Glaskaraffe ins Publikum. Eine Zuschauerin wird sogar verletzt.
TV-Kritik
Peinlicher «Arena»-Schlusspunkt
Die Fricktalerin Patti Basler, die nach eigenen Worten «die Bodenständigkeit einer Bauerntochter von der Heu- auf die Showbühne bringt» ist mit ihrer Slam-Poetry ganz gut unterwegs. Obschon von niemandem wirklich erwartet, wäre gegen einen Auftritt einer humoristischen Protokollführerin in der «Arena» nichts einzuwenden. Nur müsste das Resümee halt lustig sein. War es aber nicht. Und darum ist es so überflüssig wie ein Sändelikasten in der Wüste.
Das beschlossene Ständerats-Paket zur AHV-Sanierung und Steuerreform sowie das schnelle Zustandekommen des Referendums gegen Sozialdetektive waren die Themen des Polittalks. «Arena»-Gäste: Alt Bundesrat Moritz Leuenberger, FDP-Nationalrätin Christa Markwalder, CVP-Ständerat Primin Bischof und Politgeograf Michael Hermann. Die Runde lächelte verlegen während der verunglückten Darbietung der Kabarettistin.
Nach dem Engagement dieser Mitarbeiter konnte erwartet werden, dass Jonas Projer künftig auf seinen eigenen Schlusspunkt («Eine Frage hätte ich noch») verzichtet. Diese ist meist so unoriginell wie die Antworten seiner in dieser Beziehung überforderten Gäste. Der Moderator hat es nicht gelassen und wollte wissen: «Mit wem schauen Sie die WM?» Diese interessiert kaum jemand von der Runde. Pirmin Bischof will immerhin das Eröffungsspiel schauen – mit seinem zweieinhalbjährigen Töchterchen.
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06.06.2018 - Marcus Knill
Wer zusammenfasst, kann beeinflussen
Wenn die «Arena»-Slammerin ernsthafte Inhalte verzerrt wiedergibt, muss SRF die Übung vorzeitig abbrechen.