Montag, 10. Dezember 2018

Zur Körpersprache der Kandidaten

Die Körpersprache über die CDU-Kandidaten verrät Jens Spahn - ein Mann will gewinnen





Drei aussichtsreiche Kandidaten kämpfen auf dem CDU-Parteitag in Hamburg um die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel. Drei Wochen sind sie durch das Land gereist und haben sich den Mitgliedern vorgestellt. Körpersprache-Experte Stefan Verra hat sie beobachtet - und dabei gesehen, was sie nicht sagen. 

Teil 3: Jens Spahn.

Der jüngste der drei Kandidaten um Angela Merkels Nachfolge hat auch die jüngste Körpersprache. Diese zeichnet sich durch hohe Frequenz und große Amplitude aus. Je jünger wir sind, desto schneller und ausladender gestikulieren wir. Und je langsamer das passiert, desto älter wirkt ein Mensch. (Grüße von Helmut Schmidt!).
Stefan Verra


  • Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Seine Vortragsreisen führten ihn bisher in 13 Länder auf vier Kontinenten. Er ist Universitätsdozent, Bestsellerautor und teilt seine Tipps und Körpersprache Analysen auf  
  • www.stefanverra.com.
Jens Spahn bewegt sich flink, sucht ständig den Blickkontakt zu allen Anwesenden im Saal. Er schaut weit links, weit rechts, so dass man meint, er möchte alle, wirklich alle Delegierten erreichen. Seine Augen sind wach, er lächelt und gestikuliert offen. Das bringt ihm Sympathiepunkte. Bei den Älteren nicht so viele wie bei den Jungen. Spahn ist derjenige, der von allen drei Kandidaten am freiesten redet. Sein Skript liegt zwar da, aber er benutzt es wenig. Damit haben die Delegierten das Gefühl, dass er direkt mit ihnen spricht und nicht einem vorgeschriebenen Drehbuch folgt. Er macht also vieles richtig - wenn wir ihn nicht schon eine Weile kennen würden...

Spahn und der Ehrgeiz
Wer zum Tischler geht, will, dass der den bestellten Tisch mit voller Hingabe baut. Vielleicht betraut man ihn dann eines Tages mit dem Bau der gesamten Hauseinrichtung. Wenn der Tischler aber von vornherein vermittelt, dass er den Tisch zwar tischlert, aber eigentlich von Anfang an auf die Hauseinrichtung abzielt, wird den Großauftrag nie erhalten.
Genau dieser Ruf aber hängt Jens Spahn nach. Sein Ehrgeiz hat mehr Schlagzeilen gemacht, als seine Arbeit in den jeweiligen Ämtern. So etwas wird meist bestraft.
Wer der CDU wohlgesonnen ist und nicht will, dass die Partei denselben Fehler macht wie die SPD, sollte allerdings weniger dran denken, wer den Parteigremien am genehmsten ist. Freunde der CDU sollten eher dran denken, wer dazu in der Lage ist, in jenen Menschen das Feuer zu entzünden, die bisher noch nicht CDU gewählt haben. Und die sind nämlich mehr. Nichtwähler, Wähler anderer Parteien, Wechselwähler sind es, die angesprochen werden müssten.

Lesen Sie auch die anderen Teile der Serie:
Teil 1: Annegret Kramp-Karrenbauer
Teil 2: Friedrich Merz
Teil 3: Jens Spahn


Bei Jens Spahn bleibt ein klein wenig das Gefühl, er habe Großes vor. Allerdings nicht für Deutschland oder seine Partei, sondern vor allem für sich selbst. Schade, denn so viel kommunikatives Talent findet sich in der politischen Landschaft in Deutschland nicht sehr oft

Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten in Deutschland, Dozent und Autor zahlreicher Bücher. Verra ist Mitglied der Meinungsmacher von manager-magazin.de. Dennoch gibt sein Beitrag nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. 
 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen