Die NZZ am Sonntag wurde mit dem Q als Siegerin des Qualitätsjournalismus bei den Sonntagszeitungen gekürt und nun lesen wir:
Während mehrerer Jahre hat «Spiegel»-Journalist Claas Relotius seine
Leserinnen und Leser getäuscht. Unter anderen hat er Hauptdarsteller
frei erfunden oder Handlungen aufgebauscht. Vergangene Woche hat das
deutsche Nachrichtenmagazin den Betrugsfall publik gemacht (persoenlich.com berichtete). Die Medienbranche reagierte erschüttert.
Auch in der Schweiz veröffentlichte der 33-jährige deutsche Reporter
seine Texte – so auch in der «Weltwoche» und der «NZZ am Sonntag». Wie
die NZZaS am Mittwoch gegenüber persoenlich.com ankündigte, unterzog die
Redaktion die sechs Artikel einem Faktencheck. Eine erste Überprüfung
dieser Texte habe den Manipulationsverdacht bestätigt, schreibt die «NZZ am Sonntag»
(Artikel kostenpflichtig). Mindestens zwei der sechs zwischen 2012 und
2014 erschienenen Texte würden fingierte Angaben enthalten.
In der Reportage «Gangster’s Paradise», erschienen am 8. April 2012,
berichtete Relotius über die norwegische Gefängnisinsel Bastoy. Am Ende
des Artikels beschrieb er den Gefangenen Per Kastaad, der um eine
Verlegung in ein anderes Gefängnis ersuchte. Doch Per Kastaad ist reine
Fiktion, wie die Recherche der NZZaS zeigt. «In unseren Aufzeichnungen
gibt es keinen Per Kastaad und keinen Gefangenen mit ähnlich klingendem
Namen», teilte der Gefängnisdirektor Tom Eberhardt der Zeitung mit.
Unwahrheiten enthält auch die NZZaS-Reportage «Auge um Auge», ein
Text über die Blutrache in Albanien, erschienen am 9. Dezember 2012.
Auch in diesem Fall erfand der Reporter einen seiner Hauptdarsteller,
den er angeblich bei der Arbeit begleitete. Die Existenz der anderen
Protagonisten in der Geschichte zu überprüfen, sei bis jetzt nicht
gelungen. Und: «Vielleicht wird das nie gelingen», so die NZZaS. (Quelle: Persönlich.com)
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