Donnerstag, 18. Januar 2018

Zum Dialog mit der Bevölkerung

 

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18.01.2018 - Marcus Knill

Leserkommentare sind ein wichtiges Ventil

Die NZZ würgt aufschlussreiche Meinungsäusserung der Konsumenten ab. Vorbildlich löst das 20min.ch.

 

 

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Leserkommentare sind ein wichtiges Ventil


Marcus Knill

Wer sich im eigenen Bekanntenkreis klug macht, stellt fest: Voreingenommenheit und Einseitigkeit wird als störend empfunden. Nach meinem Dafürhalten sind vor allem die Kommentarspalten der Medien eine wichtige Kommunikationsplattform, die nicht manipuliert werden darf. Die Leserkommentare sind ein wichtiges Ventil, wo jedermann seinen Ärger und Frust los werden kann. Die offenen Kommentare haben einen positiven Effekt für die Psychohygiene der Leser. Wenn jemand  in einem Kommentar Dampf ablassen kann, so ist dies besser, als wenn sich bei ihm der Ärger aufstaut. Die offenen Kommentare, persönliche Rückmeldungen sind auch aus Sicht der Dialogik ein wichtiges Element. Echos lassen zudem den Journalisten erkennen, wo den Lesern der Schuh drückt.

Die Leserkommentare sind zwar für die Redaktion mit Nachteilen verbunden:
- Die Meinung des Volkes deckt sich selten mit der Meinung der Redaktion.
- Es müssen persönlichkeitsverletzende, rassistische Beiträge eliminiert werden. Dies verursacht zusätzlichen Aufwand.

Nach Medienforscher Martin Wettstein ist es für «20 Minuten» wichtig, dass es kontroverse Themen gibt, über die man redet. «Blick» lässt es bewusst zu, dass die Leute ihre Gefühle mitteilen können. Es ist noch nicht so lange her, dass die NZZ entschieden hat, dass ihre Journalisten die Fragen und Leserbeiträge auswählen und bewusst  Hürden einbauen, damit nicht jeder seine Meinung mit einem Klick bewerten kann. Auf diesen bedauerlichen Eingriff angesprochen (in einem Lilienberger-Gespäch), konnte NZZ-Chefredaktor Eric Gujer die neue Regelung nicht einleuchtend begründen.
Die Haltung der NZZ zeigt, dass hier Medienpriester am Werk sind, die dem angeblichen Populismus Parole bieten möchten. Dabei auferlegen die Medienmissionare all jenen Bürgern einen Maulkorb, die bislang ihre Meinung im Netz unzensiert schreiben konnten. Die Redaktion würgt jedoch aufschlussreiche Meinungsäusserung der Konsumenten  ab – alles unter dem Vorwand der Fairness, mit der Begründung, es werde sachgerechter debattiert. Gegen das Löschen von Beiträgen, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstossen (Persönlichkeitsrecht usw.) hat niemand etwas einzuwenden. Wenn aber Journalisten misslieblige Beiträge  ausklammern und jene Kommentare bevorzugen, die der eigenen Ideologie entsprechen, wird das Filtern fragwürdig.

Nach meinem Dafürhalten löst 20min.ch die Thematik Kommentarspalten vorbildlich. Dort haben wir stets ein Abbild der Bevölkerungsmeinung. Und das Portal lässt auch Beiträge stehen, die weniger zimperlich sind. Die Redaktoren zensieren nicht dermassen stark, wie beispielsweise der «Tages-Anzeiger». Die offene Kommunikationskultur zeigt sich auch dort, wo Leser bei Kommentaren ohne Hürde ihre Zustimmung oder Ablehnung anklicken können.

Fazit: Der beste Journalismus ist unparteiisch. Er lässt Meinung und Gegenmeinung zu Wort kommen.

Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik und Autor der virtuellen Navigationsplattform für Kommunikation und Medien www.rhetorik.ch.

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