Donnerstag, 27. Juli 2017

Die Klassiker der TV Eklats

Die Klassiker der TV-Eklats  

 

Was haben Wolfgang Bosbach und Nina Hagen gemeinsam?




  HANDOUT - Die vom WDR zur Verfügung gestellt Aufnahme zeigt Wolfgang Bosbach (CDU) am 12.07.2017 in Berlin während der Fernsehsendung «Maischberger» zum Thema «Gewalt in Hamburg: Warum versagt der Staat?». (zu dpa «Bosbach streitet sich mit Ditfurth und verlässt «Maischberger»-Talk» vom 13.07.2017) ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die genante Sendung und nur bei vollständiger Nennung der Quelle: Foto: Melanie Grande/WDR/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wolfgang Bosbach (CDU) ist nicht der Erste, der sich durch die ehemalige Grünenpolitikerin Jutta Ditfurth beleidigt fühlte
Quelle: dpa
Gar nicht so wenig. Dass ein Gast noch während der Sendung eine Talkshow verlässt, kommt nicht oft vor. Doch es gibt Momente, die Geschichte schreiben. Auch Jutta Ditfurth ist Wiederholungstäterin.




Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach war nicht der Erste, der sich von Jutta Ditfurth provoziert fühlte und die Sendung von Sandra Maischberger verließ. 2005 hatte Ditfurth in einer Sendung die Sängerin Nina Hagen angegriffen. Ditfurth hatte ihr vorgehalten, von dem Thema (es ging um den Jugoslawienkrieg) nichts zu verstehen, weil sie sich zu der Zeit in einem Ashram aufgehalten habe. Daraufhin sagte Nina Hagen an die Adresse von Ditfurth: „Ich find das furchtbar, was diese dicke Frau mit mir macht. Jutta Ditfurth ist eine blöde, blöde Kuh. Mit dir werde ich nie wieder reden in der Öffentlichkeit!“ Hagen blieb aber in der Sendung.
Doch auch Hagen hatte bereits, ebenfalls bei Maischberger, Gäste beleidigt. 2007 gerieten die Sängerin und der ZDF-Wissenschaftsmoderator Joachim Bublath über das Thema „Ufos, Engel und Außerirdische“ aneinander. Die Beleidigungen, die Nina Hagen gegen ihren Sitznachbarn ausstieß, wurden immer wüster. „Mir ist ganz schlecht. Ich muss mich umsetzen. Der zieht alles ins Lächerliche, schaut doch mal, wie dreckig der lacht.“ Blublath hatte genug und verließ die Sendung. Nina Hagen jubelte: „Der Typ ist weg. Und wenn wir es jetzt noch schaffen, dass auch die anderen Bösen verschwinden wie George W. Bush, dann ist alles schön.“


Die ehemalige Fernsehmoderatorin Eva Herman verlässt am Dienstag (09.10.2007) während der Aufzeichnung in Hamburg die Talkshow "Johannes B. Kerner". Themen der Sendung waren die Familienpolitik in der heutigen Zeit und die umstrittenen Äußerungen von Eva Herman über die NS-Familienpolitik. Foto: Kay Nietfeld dpa/lno +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Johannes B. Kerner benutzte seine Talkshow für einen selbst gemachten Skandal. Erst lud er Eva Herman in seine Sendung ein, dann warf er sie während der Sendung hinaus
Quelle: picture-alliance/ dpa
Ebenfalls 2007 wurde die ehemalige Moderatorin Eva Herman von Johannes B. Kerner aus der Sendung geworfen. Anlass war Hermans Buch, das in die Kritik geraten war, weswegen Herman später sogar ihren Job verlor. Johannes B. Kerner stellte sie in seiner Sendung mit den Worten vor: „Sie hat sich ein wenig verharmlosend über die Familienpolitik im Dritten Reich geäußert.“ Nun wollte Kerner eine Entschuldigung von seiner ehemaligen Kollegin hören, doch sie weigerte sich. Dann sagte Kerner: „Es sind ja doch die besonders spannenden Momente, wo man sich selbst Gedanken darüber macht, wie es jetzt weitergeht. Die habe ich mir jetzt gemacht und habe mich entschieden, dass ich mit meinen drei Gästen weiterrede und dich, Eva, verabschiede.“ Tatsächlich verließ Eva Herman das Studio.

Alte und neue Skandale

Zu Beginn der Ära des Privatfernsehens war der Entertainer Karl Dall der Meister der Provokation. Im September 1986 lud er den Schlagersänger Roland Kaiser in seine RTL-Talkshow ein und beleidigte ihn mehrfach so penetrant („Na sing’ schon, damit wir es hinter uns haben!“), dass Kaiser nach Hälfte der Aufzeichnung aufstand und ging.


Nach heftigen Wortwechseln mit Rocksängerin Nina Hagen (l) verlässt ZDF-Wissenschaftsmoderator Joachim Bublath am Dienstag (30.10.2007) in Köln das Studio - in der ARD-Sendung «Menschen bei Maischberger» ging es um «Ufos, Engel und Außerirdische» (Handout). Zu den weiteren Gästen von Sandra Maischberger (3.v.r.) zählten der Leiter der parapsychologischen Beratungsstelle Freiburg, Walter von Lucadou (2.v.l.), sowie die Autoren Johannes von Buttlar (von hinten, 2.v.r.) und Sabrina Fox (r). Hagen hatte sich überzeugt gezeigt, dass es Ufos gibt. Nachdem der promovierte Physiker Bublath das bezweifelt hatte, reagierte die Sängerin aufgebracht. «Mir wird schlecht, wenn ich neben solchen Menschen sitzen muss, die alles ins Lächerliche ziehen», sagte sie und nannte Bublath ein «Alien-Geschöpf». Daraufhin wechselte Nina Hagen den Sitzplatz. Nach etwa einer Stunde ging Bublath aus dem Studio. dpa/lnw (zu dpa 0452 vom 31.10.2007) ACHTUNG: Verwendung nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung und mit Urhebernennung Foto: WDR/Kohr +++(c) dpa - Report+++ | Verwendung weltweit
Nach heftigen Wortwechseln mit Sängerin Nina Hagen (l.) verlässt ZDF-Wissenschaftsmoderator Joachim Bublath das Studio
Quelle: picture-alliance/ dpa
Im Januar 2009 verließ der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein Diskussionspodium - vor großem Publikum und laufenden Kameras. Er fühlte sich öffentlich vorgeführt, nachdem er am Ende einer Debatte zum Nahost-Konflikt nur für kurze Zeit das Wort erteilt bekam. „Ich glaube nicht, dass ich nach Davos zurückkommen werde“, sagte er beim Verlassen der Bühne. Auf der Bühne zurück blieben unter anderen Israels Präsident Schimon Peres, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa.
Die Schriftstellerin und Moderatorin Charlotte Roche beleidigte 2012 den Sänger Max Herre in der ZDF-Talkshow „Roche & Böhmermann“. Roche sagte, Herres neue Lieder seien „sogar schlechter als zu Beginn deiner Karriere“. Der Sänger, der gut gelaunt erschienen war, verließ daraufhin wutentbrannt das Studio.
Im Jahr 2006 wollte der damalige italienische Premierminister Silvio Berlusconi in einem Interview mit dem Sender RAI nicht über seine Freundschaft mit George W. Bush reden. Er verließ das Studio mit den Worten: „Das wird ein Fleck bleiben auf Ihrer Karriere.“
Der österreichische Sänger Falco lobte 1992 in der „NDR Talkshow“ den Rechtspolitiker Jörg Haider und wurde dafür von seinen Gesprächspartnern angegriffen. Daraufhin verließ er die laufende Sendung.

„Gut, ich gehe“

Susanne Osthoff sollte in der Sendung „Nachtcafé“ über ihre Entführung im Irak sprechen. Dann kündigte der Moderator an, er wolle ein Video einspielen, das kurz nach Osthoffs Freilassung aufgezeichnet wurde. Darin trat Osthoff verschleiert auf und gab wirre Erklärungen ab. Susanne Osthoff verließ die Talkshow fluchtartig.
2014 trat der in Sachen Talkshowauftritte recht unerfahrene Bernd Lucke im „Studio Friedman“ auf. Der damalige AfD-Chef hatte dabei offenbar die Hartnäckigkeit des Moderators unterschätzt, der ihn mit Fragen zum Parteiprogramm löcherte. Doch der Fragestil missfiel Lucke offenbar, er verließ während der Aufzeichnung das Studio. Lucke versuchte sich später auch noch zu rechtfertigen: „Seriöse Moderation sieht anders aus. Ein Moderator hat sicherlich die Aufgabe, den Dingen möglichst auf den Grund zu gehen. Doch nicht, indem er unliebsame Antworten auf unseriöse Art unterbricht und dem Gefragten nicht einmal einen einzigen Antwortsatz zubilligt.“ Michel Friedman wollte Lucke dagegen wieder einladen.
Die Schriftstellerin und vehemente Abtreibungsgegnerin Katrin Struck geriet 1992 in der NDR-Talkshow mit der späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel aneinander, die damals noch Bundesfamilienministerin war. Die beiden Frauen gerieten beim Thema Abtreibung in Streit. Daraufhin riss sich Struck das Mikrofon ab, zog ihr Kleid hoch, die Strumpfhose aus und warf diese ins Publikum in Richtung Moderator, gefolgt von einem halb vollen Weinglas. Ihre letzten Worte in der Sendung waren: „Gut, ich gehe.“


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