Freitag, 5. Mai 2017

Zum Favorit Macron

Macron - der Mister "Sowohl als auch"

Er ist weder links noch rechts, aber sowohl als auch. Ist er Klon seiner Vorgänger oder Ödipus in Merkels Bett? 


Macron posiert für ein Selfie auf dem Großmarkt Rungis in Paris
 
Wer interviewt wen, du mich oder ich dich?“: Es ist die erste Frage des Gesprächs, gestellt wird sie von Emmanuel Macron. „Un peu les deux“, sowohl als auch, antwortet ihm der Schriftsteller Michel Houellebecq. Ihn hatte das Kult-Magazin „Les Inrockuptibles“ vor einem Jahr als Gastchefredakteur engagiert, sein Wunsch war es, Macron zu „interviewen“. Houellebecq stimmt ein Lob auf die direkte Demokratie an und zeigt sich angetan von Macrons Anspruch, das Links-rechts-Schema zu überwinden. Der Schriftsteller der „Elementarteilchen“ hatte wieder einmal den besten politischen Instinkt im Lande. Später bezeichnete er Macron mit einem Begriff aus dem Labor der genetischen Veränderungen als „mutant“: Macron, ein „Mutierter“.
 
Einen „Zyniker“ nannte ihn Nicolas Sarkozy, als immer deutlicher wurde, dass auch Emmanuel Macron Staatspräsident werden will. Beschrieben aber hat Sarkozy den Rivalen als Zwitter: „Ein bisschen Mann. Ein bisschen Frau. Das ist die neue Mode. Androgyn.“


Macron – dessen Vorname für Männer und Frauen gleich ausgesprochen wird – ist die Inkarnation des neuen Menschen der sozialistischen Utopie. Und auch noch jung, blond, blauäugig, kultiviert und intelligent.

Die Heilserwartungen der Franzosen


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Die Anhänger der Bewegung „En marche!“ unterstützen ihren 
Kandidaten Macron mit Plakaten, die an die französische Revolution 
erinnern: „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“

 
Wie ein Messias hatte derweil der dissidente Sozialist Macron zum Höhenflug angesetzt. Als Offenbarung gegen den unaufhaltsamen Aufstieg von Marine Le Pen wurde er empfunden. Er legte ein Gelübde für Europa ab und schimpfte die französische Flüchtlingspolitik als das, was sie ist: eine Schande für die Republik. Neue, versöhnliche Töne schlägt er an. Im Fernsehen schüttelt er seinen Gegnern ostentativ die Hand. Wie sehr sich die Heilserwartungen der Franzosen nach der Revolution von der Religion auf die Politik übertrugen, hat der Historiker François Furet beschrieben. Ihr Erbe will Macron erneuern – Titel seines Buchs: „Revolution“ – und gleichzeitig die Spaltung in Linke und Rechte überwinden. (Quelle FAZ)

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