Samstag, 29. April 2017

Der Kelch ging an ihm vorüber

 

Marcus Knill

29.04.2017


Urs Rohner als VR-Präsident wieder gewählt – trotz Ohrfeige. Aber...




Urs Rohner wieder gewählt - trotz Ohrfeige, ABER...


Erstaunlich: Heftige Kritik prasselte an der Generalversammlung auf den Präsidenten der Credit Suisse nieder. Von zahlreichen Rednern wurde auf die Führungscrew eingeprügelt. Doch scheint Rohner gegenüber der hefigen Kritik zahlreicher Aktionäre immun zu sein.
Als ich ihn jedoch am Bildschirm genauer beobachten konnte, stellte ich einmal mehr fest:

Der Körper verrät meist mehr als die Worte.

Rohner wirkte trotz des Bemühens "sich im Gegenwind souverän zu verhalten" recht gestresst,  nervös. Der rhythmische Akzent liess immer wieder zu wünschen übrig.  Sein Körper schwankte vor allem in angespannten Situationen. Dies signalisierte: Der Redner muss Stress abbauen. Der Blickkontakt war vielfach unruhig und fahrig. Bei den Nahaufnahmen fielen die Zuckungen in der Stirnpartie und das unpassende abrupte Augenbrauenheben auf. Auffällig vor allem beim Beantworten heikler Fragen.
Für Kommunikationsinteressierte war diese CS Generalversammlung spannend wie ein Krimi.

Erfahrene Aktionäre wissen zwar, dass bei Generalversammlungen die Grossaktionäre die Abstimmungen bestimmen und die besten Argumente der anwesenden Kritiker kaum etwas ausrichten können.
Dass jemand eine Belohnung erhält für eine Fehlleistung ist eigentlich grotesk.
Martullo Blocher brachte es auf den Punkt:

"Manager sollen gut verdienen, wenn sie Erfolg haben - aber wenig, wenn sie es nicht haben."

Für Otto Normalverbraucher ist nicht nachvollziehbar, dass Versager Millionen zugeschaufelt werden (bei Verlusten von Milliarden). Im Grunde genommen müssten eigentlich Manager für schlechtes Management mit einem Malus bedacht werden.

Zurück zum Verhalten Rohners:

Rohners Aussagen widerspiegeln immer wieder einen Realitätsverlust. 
Ich zitiere zwei  Beispiele:

1. Beispiel

  "Das Hin und Her um die Boni ist letztlich eine philosophische Frage – darf man ein Management, das seine vorgegebenen Leistungsziele erreicht hat und operative Gewinne erzielt, für Verluste aufgrund von Ereignissen aus der Vergangenheit büssen lassen?"

Der Realitätsverlust: Vergütungsberichte haben mit Philosophie nichts zu tun.

2. Beispiel 

«Ich habe vom ersten Tag an bei der CS und in jeder Funktion, die ich hatte, meinen Beitrag dazu geleistet, dass sich die Firma und die Prozesse verbessern und dass sich Sachen, die ich nicht für richtig angesehen habe, verändern.»
 
Zum Realitätsverlust: Rohner, der  gewiefte Taktiker  geht davon aus, mit seinem Beitrag die Investoren zu beeindrucken. Es gilt zu bedenken: Seit dem Start als CS-Präsident im April 2011 hat die Aktie der Grossbank 57 Prozent ihres Börsenwerts eingebüsst.




Im Hallenstadion ging zwar  der Kelch an Rohner vorüber, die Grossaktionäre spielten für ihn einmal mehr die Retter.

ABER: Der Wink mit dem Zaunpfahl  der Aktionäre wird bestimmt nicht nur bei Urs Rohner Spuren hinterlassen. Obwohl das Management der CS vorläufig  noch dem Gegenwind standhalten konnte, wird  es wohl nach diesem Vertrauenverlust  zwangsläufig  doch noch zu personellen Veränderungen kommen. Denn: Ein Kapitän mit Realitätsverlust ist nicht nur  für die Aktionäre unzumutbar.

 






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