Samstag, 15. April 2017

Der Bulle und das Mädchen

Der Künstler will keine Umdeutung seines Werkes


Seit rund einem Monat stellt sich in New York ein Mädchen dem angriffslustigen Bullen an der Wall Street entgegen. Das passt dem Schöpfer des «Charging Bull» nicht: Er will, dass die Mädchen-Statue entfernt wird.


 Stellt sich dem Bullen entgegen: die Statue des furchtlosen Mädchens an der Wall Street in New York. Keystone
 
Wer schon einmal in New York war, kennt ihn wahrscheinlich: Den «Charging Bull», den schnaubenden, angriffslustigen Bullen vor der New Yorker Börse. (Aus SRF)

Symbol für die Gleichberechtigung

Seit dem 8. März steht der Bulle nicht mehr allein an der Wall Street. Am internationalen Frauentag wurde ihm die Statue des «Fearless Girl» – des furchtlosen Mädchens – vor die Nase gestellt. Die Bronze-Statue der Künstlerin Kristen Visbal mit trotzig in die Hüfte gestemmten Armen ist zum Symbol für die Gleichberechtigung von Frau und Mann geworden.
Dagegen wehrt sich nun der Schöpfer des «Charging Bull»: Der Künstler Arturo Di Modica will das Mädchen vor seinem Bullen weg haben.

Künstler: nicht gegen Gleichberechtigung, aber...

Arturo Di Modica 
Bildlegende: Arturo Di Modica stört sich an der Mädchen-Statue. 

An einer Medienkonferenz hat er gemeinsam mit seinem Anwalt erklärt: Er sei natürlich nicht gegen Gleichberechtigung, aber die Mädchen-Statue verändere die Bedeutung seines Kunstwerks. Er habe den Bullen als positives, optimistisches Symbol an der Wall Street installiert. Nun mit dem trotzigen Mädchen als Gegenüber sei der Stier zu etwas Negativem, etwas Bedrohlichem geworden.
Sein Anwalt verlangt deshalb, dass die Skulptur entfernt wird und an einem anderen Ort in New York aufgestellt wird. Der Anwalt sieht auch die Rechte seines Klienten verletzt, das «Fearless Girl» habe klar eine kommerzielle Absicht – zumal eine grosse US-Investmentfirma die Skulptur in Auftrag gegeben habe.

KOMMENTAR: Sehr wahrscheinlich kommt es zu einem Kompromiss, nachdem der Bürgermeister das Mädchen vorläufig stehen lassen will. Ich vermute: Die Verfremdung des Kunstwerkes wird  zeitlich begrenzt.

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