Donnerstag, 23. März 2017

Nur schon ein Terrorist ist zu viel

"Es sind nur ganz wenige, die Anschläge ausüben",

wird immer wieder moniert. Daraus könnten wir folgern: Bauschen wir doch die Terroranschläge nicht auf.
Es gilt aber zu bedenken. Schon ein einzelner Terrorist kann als lebende Bombe in unserer zivilisierten Gesellschaft verheerende Schäden anrichten.
Es ist gefährlich, mit Vergleichendie Gefahr fanatischer Einzeltäter zu bagatellisieren.
Der jüngste Anschlag in London wurde auch von einem Einzeltäter ausgeübt. Nicht die grosse Zahl der Terroristen muss uns zu denken geben. Nur schon EIN Täter ist zu viel.


Terroranschlag in London: Mehrere Tote und Verletzte durch IS-Terror


(Zitat NZZ) Selbstverständlich sterben mehr Menschen an Autounfällen als an Terroranschlägen. Es sind ja viel mehr Autos als Terroristen auf den Strassen unterwegs.
Auch der Vergleich zwischen Opferzahlen in europäischen und nicht-europäischen Ländern ist nicht hilfreich. Denn zu wissen, wie viele Tote der Terror im Irak gefordert hat, sagt noch nichts darüber aus, wie wir auf eine mögliche Gefahrsituation in der Schweiz reagieren sollen.


Um Zahlen vergleichen zu können, müssen wir sie miteinander vergleichbar machen. Ansonsten bleibt der Erkenntnisgewinn aus. Was lernen wir aus der Tatsache, dass der Terror in Europa weniger Menschenleben fordert als Autounfälle, Blitzschläge oder verschluckte Fischgräten? Dass Autos und Fischgräten gefährlicher sind als Terroristen? Gilt das pro Jahr beziehungsweise verspeiste Gräte oder hochgerechnet auf alle Ereignisse? Und bedeutet das im Umkehrschluss, dass sich ein zugfahrender Vegetarier mehr vor dem Terror fürchten sollte als ein fischliebender Autonarr?
Natürlich nicht. Selbst wenn die Vergleichszahlen stimmen – und das tun sie im Falle der Fischgräte schon mal nicht – wird hier ein allzu simpler Ansatz gewählt, um Wahrscheinlichkeiten zu berechnen: Anzahl Tote geteilt durch Gesamtbevölkerung – fertig ist das Sterberisiko durch Terroranschläge, Blitzschläge oder Fischgräten. Eine reine Milchbüchleinrechnung.
Selbstverständlich sterben mehr Menschen an Autounfällen als an Terroranschlägen. Es sind ja viel mehr Autos als Terroristen auf den Strassen unterwegs. Auch Blitze schlagen häufiger ein, als Autobomben gezündet werden. Und jeder von uns würde wohl lieber einen besonders grätigen Fisch verspeisen, als ein Rendezvous mit einem Terroristen zu haben.

Vielen Risiken können wir  kontrollieren. Ein Forstwart wird eher von einem Baum erschlagen als ein Bankangestellter. An einem Motorradunfall stirbt nur, wer Motorrad fährt. Auf dem Trockenen ist noch niemand ertrunken.

Bei einem Terroranschlag gibt es aber kaum Möglichkeiten zur individuellen Vorbeugung. Zumindest nicht, ohne massive Einbussen der eigenen Lebensweise in Kauf zu nehmen.

Ethik und Recht unterscheiden klar zwischen vorsätzlicher Schädigung und Unfall; zwischen Ereignissen höherer Gewalt und menschlicher Niedertracht. Diese Unterscheidung wird ausgeblendet, wenn man einen terroristischen Anschlag mit dem Verschlucken einer Gräte vergleicht.

Egal, um welche politische Frage es geht: Wir dürfen Zahlen nicht für sich selber sprechen lassen, sondern müssen ihnen immer einen gesellschaftspolitischen Wert zuweisen. Ansonsten stiften wir Verwirrung, anstatt Klarheit zu schaffen.
Nur schon ein Täter ist zu viel. 

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