Freitag, 13. Januar 2017

Was will Trump sagen?

Eine Analyse (Quelle BiLD-online)

Und das waren die zehn wichtigsten Sätze:




1. „Wenn es um die Hacker-Angriffe geht, denke ich, dass es Russland war.
 



Donald Trump hatte diese Worte beinahe nebenbei ausgesprochen. Tatsächlich ist es das erste Mal, dass er dieser Erkenntnis der US-Geheimdienste zugestimmt hat.

Damit bleiben kaum noch Zweifel: Der Kreml hat offenbar die amerikanischen Präsidentschaftswahlen manipuliert und Russlands Präsident Wladimir Putin hat Donald Trump geholfen, der nächste Commander-in-Chief der größten Militärmacht der Welt zu werden.
 




2. „Aber wisst ihr was, es könnten auch andere gewesen sein. Alle hacken uns. Russland. China. Alle.“
 



So antwortete Trump als er wenig später gefragt wurde, warum er so kritisch mit den US-Geheimdiensten umgegangen sei, wenn Russland tatsächlich hinter den Hacker-Angriffen gegen die Demokraten steckte. 




Motiv der widersprüchlichen Aussagen: Trump will nicht wie die Marionette Putins aussehen. Das zeigte auch einer seiner Tweets, den er um 7.44 Uhr morgens abgesetzt hatte, in dem er schreibt: „Ich gewinne eine Wahl spielend und eine grosse Bewegung wird bestätigt und korrupte Gegner versuchen unseren Sieg mit FAKE NEWS zu verkleinern.“

Trump leidet offensichtlich darunter, dass so viele Amerikaner ihn nicht lieben und seinen Sieg (drei Millionen Stimmen weniger als Hillary Clinton) nicht anerkennen. Doch seine Auftritte helfen ihm nicht. Im Gegenteil. Laut einer neuen Umfrage der Quinnipiac Universität halten nur noch 37 Prozent der Amerikaner ihn für eine gute Wahl. Noch vor einem Monat waren es 48 Prozent. Zum Vergleich: Barack Obama bekam in derselben Umfragen die Zustimmung von 55 Prozent der Befragten.







3. „Es war eine Schande, eine Schande, dass die Geheimdienste Informationen durchsickern liessen, von denen sich herausstellte, dass sie falsch waren. “ 




Mit diesen Worten versuchte er, einen Tweet vom Morgen zu entschärfen, in dem er CIA, FBI und Co. mit Nazi-Deutschland verglichen hatte. „Dies war ein letzter Schuss gegen mich“, schrieb er auf Twitter. „Leben wir hier in Nazi-Deutschland?“ 



Hintergrund: Der kommende US-Präsident liegt mit seinen eigenen Geheimdiensten im Clinch. Er hält sie offensichtlich für ein Instrument von Barack Obama und den Demokraten, die ihn diskreditieren und seinen Wahlsieg als illegitim darstellen wollten. 







Trump war seinen zur Pressekonferenz gekommen: Eric, Ivanka und Donald Jr. (v.l.)
Trump war mit einem Teil seiner Familie zur Pressekonferenz gekommen: Eric, Ivanka und Donald Jr. (v.l.)Foto: Evan Vucci / AP Photo / dpa
Doch Geheimdienst-Experten beider Parteien versichern, dass die Agenten stolz darauf sind, nicht einer Partei oder einem Präsidenten zu dienen, sondern dem Land. Ex-CIA-Chef John Brennan warnte Trump vor den Konsequenzen: „Er könnte dafür sorgen, dass erfahrene Agenten die Geheimdienste verlassen werden. Dies würde die USA sehr angreifbar machen.“ 



Der republikanische Ex-Senator Rick Santorum meinte dagegen: „Trump hat keine Probleme mit den Agenten, sondern nur mit der Führung der Geheimdienste, die von Obama eingesetzt worden sind.“
 



4. „Wenn Putin Donald Trump mag, dann ratet mal was, Leute: Das nennt man ein Plus und nicht eine Belastung. Eine gute Beziehung unserer Länder könnte uns im Kampf gegen ISIS helfen.“
 



Übersetzt: Trump liebäugelt weiter damit, die gesamte Geopolitik des Westens seit dem Zweiten Weltkrieg auf den Kopf zu stellen. Er ist offen für eine Partnerschaft mit Putin. Und der hat in seinem zwielichtigen Kampf gegen die Terror-Miliz klar gemacht, dass er Syriens Despoten Assad im Amt behalten will.
 

5. „Er sollte dies nicht tun. Er wird es nicht mehr tun. Russland wird vielmehr Respekt vor unserem Land haben, wenn ich es führen werde.“

Donald Trump auf die Frage, welche Botschaft er in Sachen Hacker-Angriff für den Ex-KGB-Agenten Putin habe. Der nächste Commander-in-Chief fügte an: „Entweder wir kommen gut mit einander aus oder nicht. Wenn nicht, glaubt irgendeiner im Raum, dass Hillary Clinton härter als ich gegen Russland vorgehen würde? Ihr müsst Witze machen.“ 



Eine klare Ansage an Putin, dass er mit Trump einen knallharten Gegner haben wird, wenn er versuchen wird, den kommenden US-Präsidenten auszutricksen. Der 1,92 Meter grosse Trump markiert den starken Mann. Ein Spiel, das der 1,73 Meter kleine Wladimir Putin ebenfalls beherrscht. 



Trump will aber auch seinen Landsleuten und Kritikern signalisieren, dass er nicht blauäugig in eine Falle Russlands treten wird.
#TrumpPressConference – User sind «not amused» 







(Karrikatur aus SRF)

KOMMENTAR:
Trump führt kommunikativ einen Zick-Zack - Kurs.
Vorwürfe versteht er sehr gut zu parieren oder zu ignorieren.
Trump ist erstaunlich schlagfertig.
Seine Auftritte haben stets einen gewissen Unterhaltungswert. 
Weitere Ueberraschungen sind immer vorprogrammiert.
Für Trump besteht die Gefahr, dass er an Akzeptanz verliert.
Er hat bereits am Beliebtheit enorm eingebüsst.

Dieser letzte Auftritt war alles andere, als ein würdig-präsidialen Moment. Es war eine  Mischung aus Selbstbeweihräucherung, Verschleierungstaktik und Verachtung für demokratische Selbstverständlichkeiten, wie eine freie Presse und tadellose Regierungsorgane.

Trump sagt zwar, er habe "großen Respekt für die Pressefreiheit und all das". Nachher verteufelt er aber die jüngsten Medienberichte als "absolute Schande". Den CNN-Reporter Jim Acosta greift er sogar vor laufender Kamera an: "Dir gebe ich keine Frage, Ihr seid Fake News!" Auch andere behandelt er wie Untertanen, erteilt ihnen entweder huldvoll das Rederecht oder bringt sie mit einer abfälligen Handbewegung zum Schweigen.

Fazit: Es wäre naiv, zu glauben, Trump könne mit seiner Haltung zu Putin, diesen verlässlicher zu machen.
Unter dem neuen Präsidenten werden wir auch künftig viel Drama, viele Tweet mit bekommen. Trump wird sich auch künftig nicht an die bisherigen Spielregeln in Washington halten.

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