Warum wollen Männer nicht auf ein Vollpensum verzichten?
Obschon die Teilzeitarbeit für Männer in den Medien propagiert wird, damit Hausarbeit und Kinderbetreuung mit der Frau geteilt werden können, wünschen sich 9 von 10 Männern keine Teilzeitarbeit.
Teilzeitarbeit ist für sie mit zu vielen Nachteilen verbunden:
- Sie ist eine Karrierekiller, weil heute im Job hundertprozentiger Einsatz verlangt wird.
Wer Teilzeit arbeitet, bezahlt dies später mit reduzierten Pensionsbeiträgen.
Wer nicht voll arbeitet, leidet bei den Kollegen an Ansehen.
Zu den Gründen (aus NZZ):
Ernährerrolle: Viele Väter sehen sich nach wie vor in der Rolle des
Ernährers ihrer Familie. Ihre Männlichkeit würden sie über
Leistungsfähigkeit und Karriere definieren. Wer Teilzeit arbeite, fühle
sich auch «nur noch als eine halbe Portion». Fehlende Vorbilder: Der
Wunsch nach Teilzeitarbeit hänge auch von der Akzeptanz im betrieblichen
Umfeld ab. Der Vergleich mit anderen Männern sei wichtig, so Theunert:
«Erst wenn 2 von 7 Teamkollegen auch Teilzeit arbeiten, ist die
kritische Masse erreicht, damit sich das Verhalten ändert.» Ökonomische
Gründe: Die wirtschaftliche Unvereinbarkeit sieht besonders Patrik
Schellenbauer, Projektleiter bei Avenir Suisse, als ein Problem an. Die
Gleichstellungsvision, dass sowohl Väter als auch Mütter je 60 Prozent
arbeiten würden, sei zwar sympathisch, stehe aber konträr zu den
globalen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Es werde immer mehr
Spezialisierung erforderlich, was die Angestellten extrem in ihre Arbeit
einbinde. Wer auf diesem Markt Teilzeit arbeiten wolle, zahle «einen
hohen Preis», denn bei der Entlöhnung würden speziell Männer
überdurchschnittlich bestraft. Jürg Wiler vom Projekt Teilzeitmann
Schweiz bestätigt diese Hemmschwelle: «Teilzeitarbeit wird als
Karriere-Killer empfunden. Das Statusdenken hält die Männer von der
Teilzeitarbeit ab.» Gesellschaftsbild: Der Teilzeitmann entspreche auch
nicht dem kulturellen Leitmotiv, sagt Markus Theunert. Väter, die sich
nur um Kinder und Haushalt kümmern würden, sähen sich Abwertungen
ausgesetzt.
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