Schule wohin?
Antworten eines Kulturpublizisten in einem Interview:
.......Die Grundideen einer modernen Bildung des Menschen haben
sich seit Wilhelm von Humboldt (1767–1835) nicht wesentlich geändert.
Inwiefern?
Es geht um Aufklärung, um ein mündiges Subjekt, es geht auch heute noch
darum, Menschen zu befähigen, am Gemeinwesen teilzunehmen, sie so zu
bilden, dass ihre Einstellung zur und ihr Wissen von der Welt im
Wesentlichen durch Wissenschaftlichkeit und Rationalität geprägt wird,
es geht um Urteilskraft und Kritikfähigkeit. Das waren die Ideen des 18.
Jahrhunderts. Was davon soll heute denn nicht mehr aktuell sein?
Wissen ist heute im Internet verfügbar. Die Schüler müssen es bloss abrufen können.
Im Internet finden sie keine Antwort auf die Frage, welche
Persönlichkeit jemand entwickeln muss, um ein aktiver Bürger zu werden
oder soziale Konflikte zu lösen. Die Basisinformationen im Internet
werden erst lebendig, wenn jemand sie sich in einem Lernprozess
aneignet. Das Internet ist nichts anderes als eine universell gewordene
Bibliothek mit unendlich vielen Vorteilen. Aber ich bin noch nicht
literarisch gebildet, wenn ich weiss, wo ich im Internet die Romane und
Theaterstücke von Friedrich Dürrenmatt oder Max Frisch finde. Gebildet
bin ich erst dann, wenn ich diese Texte gelesen habe und deren Lektüre
in mir etwas zu bewirken vermochte.
KOMMENTAR: Gut gebrüllt Konrad Paul Liessmann.
Die Fülle an Reformen und all die überschnellen Anpassungen in unseren Schulen lässt vergessen, dass wir Menschen in der Bildung befähigt werden müssen, am Gemeinwesen teil zu nehmen. Unsere Kinder sollten das Leben meistern können.
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