Schreckensszenario "Grexit"
Was passiert, wenn Griechenland aus dem Euro fliegt?
Vom "Bank Run" in Griechenland bis zu höheren Steuern in
Deutschland: Sollten die Griechen den Euro verlassen, könnte das
gravierende Auswirkungen haben. So sieht das Katastrophenszenario aus.
Ein "Bank Run", also ein Ansturm auf Banken und Geldautomaten, wäre im Falle eines Grexits wahrscheinlich
Die
Griechenland-Krise spitzt sich zu: Vom 11. Februar an akzeptiert die
Europäische Zentralbank griechische Staatsanleihen nicht mehr als
Sicherheit. Das bedeutet, dass griechische Banken auf regulärem Weg kein
Geld mehr von der EZB bekommen. Das einzige, was die Griechen von da an
noch am Leben hält, ist ein Nothilfe-Programm namens ELA (Emergency
Liquidity Assistance). Es versorgt Griechenland vorerst weiter mit Geld,
wenn auch zu etwas höheren Zinsen. Der EZB-Rat kann dieses als
Zwischenlösung gedachte Programm aber jederzeit stoppen.
Die
Folgen eines solchen Stopps wären verheerend. Weil Griechenland nicht
mehr an frische Euros käme, müsste das Land wohl wieder eine eigene
Währung einführen. "Wenn die griechische Regierung Reformen verweigert,
wäre ein Austritt aus der EU und dem Euro nicht auszuschließen", sagt
Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft dem stern. Der Volkswirt hat den "Grexit" zusammen mit dem Kollegen Thomas Schuster in einer aktuellen Studie durchgespielt. "Ein Austritt aus dem Euro würde Griechenland vermutlich wesentlich mehr schaden als Europa", sagt Matthes.
Wie groß wäre das Chaos in Griechenland?
"Für
viele Griechen würde es ein böses Erwachen geben", prophezeit Ökonom
Matthes. Sollten die Griechen aus dem Euro austreten, würde es zum
Bank-Run kommen. Bereits in den vergangenen Monaten haben die Griechen
hohe Summen von ihren Sparbüchern abgehoben. Kommt der Grexit, würden
die Sparer wohl umgehend sämtliche Geldautomaten leerräumen. Die
griechischen Banken würden kollabieren.
"Eine neue
Währung kann man nicht über Nacht einführen", sagt Matthes. "Die
Liquiditätsversorgung würde vorübergehend zusammenbrechen. Die Menschen
könnten kein Geld mehr abheben, Unternehmen würden keine Kredite
bekommen." Die neue Währung würde zudem gegenüber dem Euro deutlich
abgewertet werden, die Schulden in Euro zurückzuzahlen, wäre dann noch
schwieriger.
Geht Europa mit unter?
Die
milliardenschweren Hilfskredite hat Griechenland ursprünglich ja nicht
nur aus Nächstenliebe bekommen. Befürchtet wurde vielmehr eine
Kettenreaktion, die die gesamte Eurozone in den Abgrund reißen könnte.
Mittlerweile sehen das viele Experten gelassener. "Die Gefahr von
Ansteckungseffekten ist aktuell relativ gering. Das sieht man auch
daran, dass die Staatsanleihen anderer Krisenstaaten trotz der
Irritationen um Griechenland nicht nennenswert gestiegen sind." Will
heißen: Obwohl die Griechenfrage offen wie nie ist, vertrauen die Märkte
anderen Sorgenkindern wie Spanien ihr Geld an.
Muss Deutschland die Rechnung zahlen?
Der
Worst Case geht so: Griechenland erklärt, seine Schulden nicht
zurückzuzahlen, und die deutschen Bürgschaften werden fällig. Um das
Loch in der Kasse zu füllen, holt sich die Bundesregierung das Geld
anschließend über höhere Steuern bei der eigenen Bevölkerung zurück.
Ökonom Matthes geht aber nicht davon aus, dass ein Grexit direkt auf den
deutschen Steuerzahler durchschlagen muss. "Sollte Griechenland seine
Schulden nicht bezahlen, braucht Deutschland nicht zwingend die Rechnung
zu zahlen."
Dann schlägt die Stunde der
Finanztrickser. Denkbar ist etwa, dass der Rettungsschirm die alten
Kredite einfach mit neuen ablöst. "Damit würde zwar eine Art
Schattenhaushalt geschaffen, aber die Bürgschaften der Euroländer würden
nicht fällig", sagt Matthes. Mit anderen Worten: Deutschland muss nicht
sofort zahlen, man würde das Problem stattdessen vor sich herschieben
und hoffen, dass man in Zukunft eine Lösung findet.
Schadet ein Grexit unserer Wirtschaft?
Hier
kommt die gute Nachricht. Griechenland ist als Wirtschaftsfaktor nicht
besonders relevant. "Wenn keine nennenswerten Ansteckungseffekte auf
andere Staaten entstehen, sind die Auswirkungen überschaubar", sagt
Matthes. "Griechenland ist kein großer Handelspartner und die
Konjunkturaussichten für Deutschland und die Eurozone haben sich zuletzt
wieder aufgehellt."
Kommt es zum Börsencrash?
Auf
kurzfristige Schocks reagieren die Börsen sofort. Die Frage ist, ob der
Schock eine Panik auslöst oder ob gegenteilige Effekte einen Absturz
abfedern. Da sich die übrigen Euro-Krisenstaaten derzeit passabel
entwickeln und das Geld bei der EZB locker sitzt, könnte eine
Abwärtsspirale vermieden werden. "Bei ausbleibenden Ansteckungseffekten
stehen die Chancen gut, dass es keinen nachhaltigen Absturz an den
Börsen gibt", sagt Matthes.
KOMMENTAR:
Weder Brüssel noch die Mitgliedstaaten wollen Griechenland kollabieren lassen. Falls Syriza seine teuren Wahlversprechen umsetzt und die Steuereinnahmen weiter absacken würde, könnte der Kollaps schon im März eintreffen. Dann wird der milliardenschwere Kredit an den Internationalen Währungsfonds (IWF) fällig.
Vielleicht kommt es zu einem Kompromiss.
Europa hat kein Interesse Griechenland fallen zu lassen.
Das weiss die neue Regierung und pokert hoch.
Meine Prognose: Einmal mehr werden die finanziell gesünderen Staaten dem "ungehorsamem Kind" nachgeben und für die Schulden aufkommen. Wetten?
Weder Brüssel noch die Mitgliedstaaten wollen Griechenland kollabieren lassen. Falls Syriza seine teuren Wahlversprechen umsetzt und die Steuereinnahmen weiter absacken würde, könnte der Kollaps schon im März eintreffen. Dann wird der milliardenschwere Kredit an den Internationalen Währungsfonds (IWF) fällig.
Vielleicht kommt es zu einem Kompromiss.
Europa hat kein Interesse Griechenland fallen zu lassen.
Das weiss die neue Regierung und pokert hoch.
Meine Prognose: Einmal mehr werden die finanziell gesünderen Staaten dem "ungehorsamem Kind" nachgeben und für die Schulden aufkommen. Wetten?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen