Samstag, 17. Januar 2015

"Lügenpresse"

Das Unwort "Lügenpresse" diente schon im Krieg als Kampfbegriff zur Diffamierung unabhängiger Medien.

Doch sind Lügen in der Presse nicht nur  Hirngespinste der Pegida Anhänger, welche sich an der Berichterstattung über die Demonstrationen ärgerten. Was generell gesagt werden kann: Es gibt  tatsächlich auch Lügen bei Berichterstattungen. In Wort und Bild.

(Aus Spiegel)

Bei der jüngsten Demonstration in Paris war die Wirkung der Bilder - übrigens auch für deutsche Medienmacher - manchmal wichtiger ist als die Dokumentation der Realität".
Daran knüpften weitere Medienkritiker an. Die französische Tageszeitung "Le Monde", so der Blogger Stefan Niggemeier, habe gezeigt, dass die Staats- und Regierungschefs beim großen "Republikanischen Marsch" in Paris den Zug gar nicht angeführt hätten, wie man es aufgrund der Berichte und Bilder in vielen deutschen Medien glauben mochte. Sie waren nicht wirklich Teil der Menschenmenge; vor und hinter ihnen war die Straße offenbar abgesperrt.
Politiker bei Pariser Gedenkmarsch: Von der Menge getrennt Zur Großansicht
AFP
Politiker bei Pariser Gedenkmarsch: Von der Menge getrennt
Niggemeier: "Ich kann verstehen, dass Menschen das ärgert, wenn sie das erfahren. Wenn sie Grund haben anzunehmen, dass Journalisten ihnen etwas vormachen und Komplizen bei einer Inszenierung sind, anstatt diese Inszenierung kenntlich zu machen." Denn es sei nicht "die Aufgabe von Journalisten, den Aufmarsch von mehreren Dutzend Staats- und Regierungschefs durch eine geschickte Wahl der Perspektive besonders eindrucksvoll wirken zu lassen. Die 'Tageschau' und andere Medien hätten uns über die genauen Umstände der versendeten Bilder informieren müssen."
ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke platzte daraufhin der Kragen: Der Vorwurf der Inszenierung sei eine "wilde Verschwörungstheorie" und "kompletter Unfug". Später bedauerte er seine Wortwahl, blieb in der Sache aber hart.

Die Diskussion über diesen Punkt hält noch an.
Mit Merkel - ohne Merkel
Währenddessen ergaben sich weitere Merkwürdigkeiten bei der Berichterstattung über den Pariser Trauermarsch: "Zeitungen strenggläubiger Juden", so lasen wir zum Beispiel in der "FAZ", zeigten keine Fotos von Frauen. Sie halten solche Aufnahmen für unzüchtig. Deshalb sahen sich "zwei ultraorthodoxe Zeitungen" veranlasst, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wegzuretuschieren. "Statt Angela Merkel lief nun der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas neben dem französischen Staatschef Francois Hollande."
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GPO/ Haim Zach
So erschien dieselbe Aufnahme in der ultraorthodoxen Zeitung "Hamodia" (Der Verkünder), Auflage 25.000:
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The Announcer
Beispiele manipulierter Pressebilder zu finden, ist nicht schwer. Vieles ist eher kosmetisch - etwa, wenn man Bilder aus Bayreuth zwar nicht um die Kanzlerin, aber um deren Schwitzflecken bereinigt. Auch die "taz" gerät zuweilen in Manipulationsverdacht. Als etwa der 20-jährige Jonny K von einer Gruppe junger Männer mitten in Berlin totgeprügelt wurde, berichteten viele Medien, die Täter hätten ein "südländisches Aussehen" gehabt.
In der "taz" fehlt dieser Hinweis. Die Staatsanwaltschaft aber hatte tatsächlich "Hinweise auf eine vermutlich türkische Herkunft der Täter". Ist es diskriminierend, gar rassistisch, diesen Umstand zu erwähnen, fragte sich die "taz" später selbstkritisch. Und antwortete: "Besser: Man sagt, wie es ist."
Alle geschilderten Fälle haben eines gemeinsam: Sie kamen ans Licht und wurden dann - oft kontrovers - diskutiert, eingeordnet und wenn nötig richtiggestellt, und zwar, das ist unser Argument, von unseren Medien selbst - zu denen im Übrigen nicht nur "Tagesschau", "taz" oder SPIEGEL, sondern natürlich auch Blogger und Publizisten zählen.


KOMMENTAR: Die Fälle machen  deutlich, dass zwar Medien Lügen verbreiten können, es anderseis auch die Medien sind, die selbstkritisch erkannte Lügen transparent machen und nachträglich meist entlarven.
Die Wächterfunktion der Presse in einer offenen Gesellschaft liegt nicht darin, dass jede Meldung eines jeden Blattes immer richtig und sachgerecht verfasst wird. Subjektive Wahrnehmungen und Verzerrungen, auch Lügen und Manipulationen können in Medien auch künftig immer wieder vorkommen. In totalitären  Staaten jedoch viel mehr.
Das Prinzip der Pressefreiheit gründet  auf der Überzeugung, dass eine freie Berichterstattung die beste Garantie dafür bietet, dass die Wahrheit am Ende doch noch herausgebracht wird. Die lieben Kollegen sorgen meist rasch dafür, dass kleinste Fehler genüsslich und hochtrabend gezeigt werden, ganz so, wie wir es jetzt bei den aktuellen manipulierten Fotos erlebt haben.
Uebrigens wurden auch in der Presse im nahen Osten alle Frauen beim Trauermarsch wegretuschiert.



 Auch unsere Bundespräsidentin. 

Somit könntenwir an Stelle des Wortes "Lügenpresse" einfach  "Die Lügen der Presse" schreiben.

LINKS:
Oft ist man sich nicht bewusst, wie leicht heute Bilder manipuliert werden können. Wir sammeln hier Beispiele, wo Bildmanipulationen Schlagzeilen gemacht ...
www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/Bildmanipulation.html

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