(aus NZZ)
Siegfried Lenz
Hingabe an die Stille
Die Literatur von Siegfried Lenz war voller
Melancholie und Menschlichkeit. Das Schweigen in seinen Büchern hat ihn
als Schriftsteller so besonders gemacht.
Der Schriftsteller Siegfried Lenz im Jahr 2009 |
(aus die ZEIT)
Schriftsteller: Siegfried Lenz ist tot
Er war einer der bedeutendsten
Schriftsteller im Nachkriegsdeutschland. Seine Romane wie
"Deutschstunde" oder "Heimatmuseum" lasen Millionen. Jetzt ist Siegfried
Lenz gestorben. Er wurde 88 Jahre alt.
Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten und meistgelesenen
Schriftsteller der deutschsprachigen Nachkriegs- und
Gegenwartsliteratur, ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 88
Jahren in Hamburg im Kreise der Familie, wie der Verlag Hoffmann und
Campe mitteilte.
Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Romane "Deutschstunde" (1968)
und "Heimatmuseum" (1978). Besonders beliebt war sein Erzählband "So
zärtlich war Suleyken" (1955) mit humorvollen Geschichten aus
Ostpreußen.
Dort, in der Stadt Lyck (heute Elk/Polen) wurde Siegfried Lenz am 17.
März 1926 als Sohn eines Zollbeamten geboren. Er war dort ebenso
Ehrenbürger wie in Hamburg, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg lebte. Als
17-Jähriger wurde Lenz 1943 in die Kriegsmarine einberufen und geriet
1945 in britische Gefangenschaft, aus der er aber schon bald entlassen
wurde.
Seine NSDAP-Mitgliedschaft wurde 2007 enthüllt, er bestritt aber, einen Aufnahmeantrag unterschrieben zu haben.
Welterfolg mit "Deutschstunde"
1948 nahm er in Hamburg ein Volontariat bei der Tageszeitung "Die
Welt" auf, machte sich aber 1951 als freier Schriftsteller
selbstständig, sein erster Roman "Es waren Habichte in der Luft"
erschien. Als Theaterautor gelang ihm mit "Zeit der Schuldlosen" ein
großer Erfolg. 1955 gab er sich mit seinen masurischen
Schelmengeschichten "So zärtlich war Suleyken" überaus erfolgreich als
Meister der humoresken Kleinform zu erkennen.
Ein Welterfolg wurde sein 1968 veröffentlichter Roman "Deutschstunde"
um den Konflikt von Macht und Kunst. Das Buch handelt von einem
Polizisten im Dritten Reich, der aus einem pervertierten Pflichtgefühl
heraus das Malverbot seines Freundes überwacht. Das auch verfilmte und
zur Pflichtlektüre an Schulen avancierte Buch erzielte eine Erstauflage
von mehr als 700.000 Exemplaren und sicherte dem Schriftsteller die
wirtschaftliche Unabhängigkeit.
Im Roman "Heimatmuseum" machte Siegfried Lenz 1978 Flucht und
Vertreibung zum Thema, seinerzeit ein gewagtes Thema für einen deutschen
Schriftsteller. Für die "FAZ" war es sein "reifstes und am
sorgfältigsten gearbeitetes Werk"; es wurde 1988 als TV-Dreiteiler mit
Mario Adorf verfilmt - eine von zahlreichen Adaptionen von
Lenz-Geschichten.
(aus der SPIEGEL)
Er kannte die Um- und Abwege des täglichen Lebens
Sigfried Lenz, der im Alter von 88 Jahren verstorben ist,
beschäftigte sich mit dem Leben in Nischen. Der Autor der
«Deutschstunde» schrieb eine Prosa, deren Grösse aus der Verkleinerung
wächst.
Unter den grossen deutschen Schriftstellern der Nachkriegszeit ist Siegfried Lenz stets der unaufdringlichste gewesen.
(aus Tagi)
KOMMENTAR: Ich lese heute die SCHWEIGEMINUTE noch einmal. Erneut packt mich die Fähigkeit des verstorbenen Autors, die Szenen so zu beschreiben, dass wir alle Details nachvollziehen können. Vor allem die Verwendung treffender Verben.