Illegales Radio
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Als die PTT Piraten jagte
In den 70er-Jahren gab es in der Deutschschweiz nur zwei
Radiosender: DRS1 und DRS2. Dagegen kämpften unerschrockene Radiopiraten
an. Doch die wurden vom Staat gnadenlos verfolgt.
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In Bezug auf illegale Radiosender kannte die PTT in den 1970er-
und frühen 1980er-Jahren kein Pardon: Mit Funkpeilwagen machten die
Bundesbeamten Jagd auf die Radioamateure.
Bild: Keystone/str
Rock- und Popmusik war noch in den 1970er-Jahren kaum am
Radio zu hören. Die zwei Deutschschweizer Sender richteten sich an ein
älteres Publikum. Die Zielgruppe der Jugendlichen sei nicht bedient
worden, wie Stefan Länzlinger vom Schweizerischen Sozialarchiv im
Gespräch sagt. Die PTT hatte damals das alleinige Recht, Funkantennen zu
erstellen und zu betreiben.
Schawinski - Vom Radiopirat zum Medienzar
Gleichzeitig wurden in den 1970er-Jahren Bauteile für Sender
billiger und kleiner. Jeder konnte problemlos für ein paar Hundert
Franken einen handlichen Sender selber bauen. Damit begann der
Widerstand gegen das SRG-Monopol in der Schweiz: Der erste illegale
Sender Radio-Pirate sendete im Frühling 1976 aus Genf, wie der Zürcher
Historiker Adrian Scherrer sagt.
In den nächsten Jahren
gab es immer mehr Piratenradios, heute weiss man aber kaum mehr etwas
darüber. Scherrer ist im PTT-Archiv auf Spuren von über 30 Sendern
gestossen. Es habe aber sicher noch mehr gegeben, sagt er. Die meisten
sendeten aus Zürich und Umgebung.
Von stümperhaft bis hervorragend recherchiert
Das
Sozialarchiv erhielt kürzlich von einem Radiopiratenfan über 30
Sendungen von Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre. Die
Sendungen sind nun auf der Website des Archivs aufgeschaltet. Die Sender
hiessen etwa Gäterlischlitzer, Alibaba, Wällensittich oder Känguruh.
Einige sendeten gerade mal ein paar Minuten, andere regelmässig bis zu
zwei Stunden in der Woche.
Auch die Qualität war
unterschiedlich – von stümperhaft bis zu hervorragend recherchiert, wie
Scherrer sagt. Die Frequenzen lagen immer zwischen 100 und 104
Megahertz. Hier war sonst nur Rauschen zu hören. Gemäss offizieller
Begründung war dieser Platz für Kriegszwecke reserviert.
Neben
den Unzufriedenen, die am SRG-Monopol rüttelten, gab es – vor allem aus
linken Kreisen – politisch Aktive, die ihre Botschaft über den Äther
verbreiten wollten. So kamen die «Wellenhexen», die den ersten
politischen Piratensender in der Deutschschweiz betrieben, aus der
Frauenbewegung.
Vom Peilwagen erwischt: Busse oder Gefängnis
Die
PTT schaute dem Treiben aber nicht tatenlos zu: Mit Peilwagen machte
sie Jagd auf die Sender. Wurden die Piraten erwischt, bedeutete das
nicht nur den Verlust der Technik, sondern auch eine Busse von bis zu
1000 Franken. Einige seien auch im Gefängnis gelandet, sagt Scherrer.
Um
nicht erwischt zu werden, wechselten die Radiomacher immer wieder ihren
Sendeort. Die meisten machten für ihre Sendungen auch keine Werbung im
Voraus. Viele behalfen sich aber mit einem Trick, wie Scherrer erzählt.
Sie überlagerten kurz einen anderen, offiziellen Sender, kündigten
darauf ihre Sendungen an und hofften, so Hörer abwerben zu können.
Schawinski nutzte italienische Liberalisierung
Piratensender
waren aber kein Schweizer Phänomen. Auch in anderen Ländern herrschte
ein staatliches Radiomonopol. Als erstes europäisches Land
liberalisierte Italien den Radiomarkt im Jahr 1976. Und genau dies
nutzte Roger Schawinski vor 35 Jahren aus.
Er deklarierte
sein Radio 24 als italienisches Lokalradio und sendete ab November 1979
mit einer riesigen Antenne vom Gipfel des Pizzo Groppera in Richtung
Schweiz, sodass man die Sendungen auch in Zürich noch hören konnte.
Im
Juni 1983 bewilligte der Bundesrat schliesslich 36 Lokalradioversuche.
Am 1. November 1983 schickten die ersten Privatradios – darunter Radio
24 – ihre Sendungen über den Äther. Damit endete die Ära der
Piratenradios.
Die Geschichte von Radio 24 (Video: Youtube/Radio 24)
Kommentar: Auch in Schaffhausen gab es den Piratensender "Tutti Frutti".
Kantonsschüler berieselten 1980 vom Kohlfirst aus mit einem selbst gebastelten UKW-Sender regelmässig am Donnerstagabend die Region Schaffhausen.
Die Piraten mussten mehrmals fliehen, weil sie angepeilt wurden. Einmal mussten sie den Sender zurück lassen.
Heute gibt es dort eine Gedenktafel.
Heute ist diese illegale Tat verjährt. Zu den Piraten zählte Matthias Ackeret, die Gebrüder Knill und Julian Schütt.
LINKS:
www.blickamabend.ch schenkte der Chefredaktor
ZUM GEBURTSTAG VON MATTHIAS ACKERET
eine gefakte SONDERAUSGABE. Darin lesen wir:
Erst Pirat, dann Medienstar
ABENTEUER
Matthias Ackeret hat ihn tatsächlich geschafft -
den Aufstieg vom Radiopiraten zum Chefredaktor,
Autor, Talkmaster. Den bedeutendsten Grundstein legte
A c k e r e t n i c h t a l s M o d e r a t o r d e r
To u r d ' U h w i e s e n
o d e r a l s Autor von Gedichten für die «oder..?»
- Sendung des Schweizer Radios DRS.
Es waren die wilden Zeiten der Radiopiraten,
welche den Lebenslauf des jungen Medienschaffenden
prägten.
Während die anderen Mitbegründer eines lokalen
P i r a t e n - r a d i o s i n d e n
7 0 e r - u n d 8 0 e r - J a h r e n n o c h h e u t e i m
Sumpf der Anonymität versinken, ist Ackeret zum
Medienstar avanciert.
« R a d i o T u t t i f r u t t i » w a r m e h r a l s e i n
Abenteuer von Jugendlichen aus Uhwiesen ZH.
Es manifestierte den Aufstand gegen einen Monopolisten,
die Öffnung der digitalen Medien. Und so steht heute
noch an der Gedenktafel auf dem Kohlfirst bei
Schaffhausen geschrieben;
"An diesem heiligen Ort hat sich «Radio Tutti Frutti» für die
Freiheit des Äthers aufgeopfert. Möge derGedanken an diese
heldenhafte Tat ewiglich wahren. Fortes fortuna."
Dein Wegbegleiter Matthias Knill
www.rhetorik.ch/Aktuell/08/10_09/
09.10.2008 - ... zusammen mit Freunden einen Piratensender "Tutti Frutti" in Schaffhausen betrieben. Auch Heinz Lindenmann nahm an der Exkursion teil.
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
14. Sept. 2013 ... «An diesem heiligen Ort hat sich «Radio Tutti Frutti» für die. Freiheit des Äthers
aufgeopfert. Möge der Gedanken an diese heldenhafte Tat ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/13/01_11/AckeretGeburtstag.pdf