Wiederholt sich das Phänomen, wie beim FA18?
Es wäre nicht das erste Mal, dass auf die Meinungsinstitute kein Verlass ist .
Obschon die Gripen Befürworter mehr als schlecht kommuniziert haben (Hin und Her - Info mit Plan B - dann wieder eine Korrektur) könnte es an der Abstimmung wiederum zu einer Ueberraschung kommen. Weshalb?
Wie bei der Masseneinwanderungsinitiative sagen die Befragten nicht die Wahrheit.
Am Schluss wird indirekt die Gretchenfrage gestellt. Wollt ihr eigentlich noch eine Armee?
Wollt ihr weiterhin eine taugliche unabhängige Luftverteidigung
d.h.:
Wollt ihr an der bewaffneten Neutralität festhalten?
Persönlich sehe ich auch schwarz für den Gripen.
Aber ich rechne wie beim FA18 wiederum, dass die Analytiker sich einmal mehr vertippt haben.
Ich zitiere Tagi:
«Pfusch der Meinungsforscher»
Der
F/A-18 ist heute bekanntlich ein fester Bestandteil der Schweizer
Luftwaffe, am 6. Juni 1993 legten 57,1 Prozent der Stimmbürger ein Ja in
die Urne. Angesichts der grossen Diskrepanz zwischen Umfrage und
Abstimmung sahen sich die Medien dazu veranlasst, die Resultate kritisch
zu hinterfragen. Vom «Pfusch der Meinungsforscher» berichtete die
«Schweizer Woche», «Präzis daneben» titelte die Wirtschaftszeitung
«Cash».
Doch die Meinungsforscher verwahrten sich gegen
jede Kritik. Würde man die Unentschlossenen dem Nein-Lager zuschlagen,
hätte die Umfrage das tatsächliche Resultat genau getroffen, erklärten
sie. Ausserdem seien die Resultate nicht als Prognosen zu verstehen,
sondern lediglich als Momentaufnahmen, als Stimmungsbarometer. Damals
wie heute erkundigen sich die Interviewer nämlich nicht nach den
tatsächlichen Stimmabsichten der Befragten, sondern nach einer
hypothetischen. Sie fragen, wie diese entscheiden würden, wenn am
«nächsten Sonntag» abgestimmt würde.
«Schlagzeilenträchtige Überreaktionen»
Und schliesslich seien es die Journalisten, die die Zahlen nicht zu interpretieren wüssten. Claude Longchamps vom
GFS-Institut in Bern war damals zwar nicht für die Umfrage zuständig,
aber trotzdem schon ein begehrter Gesprächspartner vor und nach
Abstimmungsterminen. Er erklärte dem «Cash»-Reporter, die Journalisten
würden angesichts der Umfrageergebnisse eben zu schlagzeilenträchtigen
Überreaktionen neigen.
Obwohl seither mehr als zwei
Jahrzehnte vergangen sind: Geändert hat sich wenig. Das Interesse an den
Umfragen ist ungebrochen – und die Überraschung gross, wenn sie sich
nicht mit den Abstimmungsresultaten decken. Claude Longchamps ermittelte
vor der Minarettabstimmung eine Zustimmung von 37 Prozent zur
Initiative, angenommen wurde sie mit 57,5 Prozent. Im letzten Januar
ermittelte Longchamps in der ersten Welle eine Zustimmung von 37 Prozent
zur Masseneinwanderungsinitiative, die wenig später auf 43 Prozent
wuchs. Dass das Nein dieser Momentaufnahme in ein Ja zu kippen vermag,
glaubten viele erst, als es so weit war.
Dienstag, 15. April 2014
Sind solche Kosten noch verhältnismässig?
Wie lange wollen wir uns dies noch leisten?
Die Bevölkerung hat Mühe, wenn ein Straffälliger pro Monat 50 000 Fr kosten kann und die Opfer gleichsam leer ausgehen und wenn es gut kommt, nur eine kleine Entschädigung erhalten.
Ich zitiere Tagi:
«Ich habe jetzt gute Medis. Focalin, das ist wie Ritalin. Und ein Schlafmittel. Ich reisse mir den Arsch auf. Kei Faxe mee.»
Mit Faxen meint Sam* (16), Flaumbart über der Oberlippe, was ihn in die Durchgangsstation Winterthur gebracht hat. Andere ausnehmen. Einbrüche, Schlägereien, «Stress halt». Sam, geboren und aufgewachsen im Grossraum Zürich, zählt auf: viermal Gefängnis Limmattal, achtmal Polizeigefängnis Zürich, zwei Heime. Nun ist er einer der acht Jungen in der einzigen geschlossenen Institution für 13- bis 18-Jährige im Kanton. Hier landen jene, «bei denen schon vieles versucht worden ist», sagt Geschäftsleiter Wolfgang Schmidt. Die aus anderen Jugendheimen rausgeflogen sind. Die ein halbes Jahr kiffend zu Hause gehockt sind, statt zur Schule zu gehen. Hier klären Sozialpädagogen, Psychologen, Familientherapeuten und Lehrer ab, wie es weitergehen soll – Schul-, Lehrlings- oder Jugendheim? Betreutes Wohnen? Oder zurück nach Hause?
Bei allen geht es um familiäre Probleme. Manche hat die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde eingewiesen. Bei anderen, wie Sam, ist die Jugendanwaltschaft mit im Spiel. Und oft kommt ein externer Gutachter hinzu, der den psychischen Zustand des Jungen abklärt. Auch Sam sprach mit einem forensischen Psychologen, «Tests und so». Er sagt, im letzten Heim sei er ausgerastet. «Aber das ist jetzt vorbei.»
Die Tagessätze in der Durchgangsstation betragen 600 Franken für strafrechtlich eingewiesene Jungen aus dem Kanton Zürich, 867.65 Franken für alle anderen. Sam ist seit zwei Monaten da. Macht 36 000 Franken.
Der Effekt des Balkankonflikts
Sam beschäftigt die Jugendanwälte seit mehreren Jahren. Auch wegen Fällen wie ihm sind die Kosten der Jugendstrafrechtspflege stetig gestiegen. Eine Auswertung des TA zeigt: In den letzten Jahren haben sie sich fast verdoppelt, von 26 (2001) auf 44 (2012) Millionen Franken. Die Regierung fuhr die Stellen der Jugendanwaltschaften von 64 (2001) auf 81 (2014) hoch. Lange Zeit nahm auch die Jugendkriminalität stark zu. Doch 2009 kehrte der Trend um: Von 12 361 Fällen ging es runter auf 8129 (2012). 2013 bearbeiteten die Jugendanwaltschaften 609 Gewaltdelikte, was beinahe einer Halbierung in vier Jahren entspricht. 2001 lagen auf dem Tisch eines Jugendanwalts im Schnitt 111 pendente Dossiers. 2012 waren es noch 52.
Jene Behörden, die mit Jugendgewalt zu tun haben, wurden stark ausgebaut: die Polizeien mit ihren Jugenddiensten, die Schulen mit Frühförderung und Sozialarbeitern, der jugendpsychiatrische Dienst. Der Druck dazu sei von innen, aber auch von aussen gekommen, so Delli Gatti. Fälle wie die Vergewaltigung von Seebach oder die Schlägerei in München bewirkten einen öffentlichen Aufschrei. Jugendgewalt war plötzlich in aller Munde, auch in den Medien. «Der Druck auf unsere Leute ist dadurch enorm gestiegen. Wir sollten ‹mehr machen›.»Für die Jugendanwälte und ihre Sozialarbeiter hiess das vor allem: Lösungen massschneidern. Über Jahrzehnte hatte es ein Standardprogramm gegeben: Einer stellte etwas an, musste zum Jugendanwalt, es gab Abklärungen, dann kam er in ein Lehrlingsheim, vier Jahre, Austritt, fertig. «Solche 08/15-Behandlungen sind selten geworden», sagt Delli Gatti. Heute gibt es mehr Zwischenlösungen, Betreuungen, Einsätze von Sozialpädagogen bei Familien.
Individuelle Programme bedeuten aber auch: mehr Abklärungen, mehr ausprobieren, mehr Geld ausgeben. Die Jugendanwaltschaften arbeiten mit rund 300 Institutionen zusammen, um die verschiedenen Bedürfnisse abzudecken. Das habe auch damit zu tun, dass die Anforderungen im «realen Leben» gestiegen seien, sagt Delli Gatti. «Man kann heute nicht mehr einfach bei Sulzer anfragen: ‹Du, ich hätte da einen. Er ist echli schwieriger. Hast du etwas, im Lager vielleicht?› Dann kommt die Antwort: ‹Du, das Lager ist vollautomatisch. Kann dein Junge einen Computer programmieren?›»
Es gibt weitere Kostentreiber. Der Bund subventioniert Jugendheime, macht ihnen aber auch Vorschriften, die strenger werden. Wohngruppen werden kleiner, die Betreuungsverhältnisse besser. 2007 führte der Bund ein neues Jugendstrafrecht ein – seither ist die Zahl der psychiatrischen Gutachten in die Höhe geschnellt. 2002 waren es 12, zehn Jahre später 66.
Früher blieben die Ausgaben der Jugendanwaltschaft ausserhalb des politischen Radars. Seit dem Fall Carlos stehen sie plötzlich im Zentrum einer hitzigen Debatte. Kantonsrat Jean-Philippe Pinto (CVP) sagt: «Bis jetzt war der Ansatz:
Man soll jeden Jugendlichen integrieren, koste es, was es wolle.» (Tages-Anzeiger)
KOMMENTAR: Die Publikation des Falles Carlos hat immerhin eine Erkenntnis gebracht: Es darf nicht sein, dass Inhaftierte beliebig viel kosten dürfen, nur weil die Intergration oberste Prioriät hat. Rund um die Betreuung Straffälliger nistete sich ein Heer von Therapeuten ein, die sich am Geldsegen partizipiere .
Medien sei Dank, dass dieser Missstand an die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Die Diskussion weckt die Hoffnung: Sie könnte zu einer Korrektur führen.
Die Bevölkerung hat Mühe, wenn ein Straffälliger pro Monat 50 000 Fr kosten kann und die Opfer gleichsam leer ausgehen und wenn es gut kommt, nur eine kleine Entschädigung erhalten.
Ich zitiere Tagi:
Zürich gibt pro Jahr 44 Millionen für junge Straftäter aus
Der Fall Carlos und die Folgen: Die Ausgaben der Zürcher Jugendanwaltschaften haben sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Woran liegt das?
Mit Faxen meint Sam* (16), Flaumbart über der Oberlippe, was ihn in die Durchgangsstation Winterthur gebracht hat. Andere ausnehmen. Einbrüche, Schlägereien, «Stress halt». Sam, geboren und aufgewachsen im Grossraum Zürich, zählt auf: viermal Gefängnis Limmattal, achtmal Polizeigefängnis Zürich, zwei Heime. Nun ist er einer der acht Jungen in der einzigen geschlossenen Institution für 13- bis 18-Jährige im Kanton. Hier landen jene, «bei denen schon vieles versucht worden ist», sagt Geschäftsleiter Wolfgang Schmidt. Die aus anderen Jugendheimen rausgeflogen sind. Die ein halbes Jahr kiffend zu Hause gehockt sind, statt zur Schule zu gehen. Hier klären Sozialpädagogen, Psychologen, Familientherapeuten und Lehrer ab, wie es weitergehen soll – Schul-, Lehrlings- oder Jugendheim? Betreutes Wohnen? Oder zurück nach Hause?
Bei allen geht es um familiäre Probleme. Manche hat die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde eingewiesen. Bei anderen, wie Sam, ist die Jugendanwaltschaft mit im Spiel. Und oft kommt ein externer Gutachter hinzu, der den psychischen Zustand des Jungen abklärt. Auch Sam sprach mit einem forensischen Psychologen, «Tests und so». Er sagt, im letzten Heim sei er ausgerastet. «Aber das ist jetzt vorbei.»
Die Tagessätze in der Durchgangsstation betragen 600 Franken für strafrechtlich eingewiesene Jungen aus dem Kanton Zürich, 867.65 Franken für alle anderen. Sam ist seit zwei Monaten da. Macht 36 000 Franken.
Der Effekt des Balkankonflikts
Sam beschäftigt die Jugendanwälte seit mehreren Jahren. Auch wegen Fällen wie ihm sind die Kosten der Jugendstrafrechtspflege stetig gestiegen. Eine Auswertung des TA zeigt: In den letzten Jahren haben sie sich fast verdoppelt, von 26 (2001) auf 44 (2012) Millionen Franken. Die Regierung fuhr die Stellen der Jugendanwaltschaften von 64 (2001) auf 81 (2014) hoch. Lange Zeit nahm auch die Jugendkriminalität stark zu. Doch 2009 kehrte der Trend um: Von 12 361 Fällen ging es runter auf 8129 (2012). 2013 bearbeiteten die Jugendanwaltschaften 609 Gewaltdelikte, was beinahe einer Halbierung in vier Jahren entspricht. 2001 lagen auf dem Tisch eines Jugendanwalts im Schnitt 111 pendente Dossiers. 2012 waren es noch 52.
Jene Behörden, die mit Jugendgewalt zu tun haben, wurden stark ausgebaut: die Polizeien mit ihren Jugenddiensten, die Schulen mit Frühförderung und Sozialarbeitern, der jugendpsychiatrische Dienst. Der Druck dazu sei von innen, aber auch von aussen gekommen, so Delli Gatti. Fälle wie die Vergewaltigung von Seebach oder die Schlägerei in München bewirkten einen öffentlichen Aufschrei. Jugendgewalt war plötzlich in aller Munde, auch in den Medien. «Der Druck auf unsere Leute ist dadurch enorm gestiegen. Wir sollten ‹mehr machen›.»Für die Jugendanwälte und ihre Sozialarbeiter hiess das vor allem: Lösungen massschneidern. Über Jahrzehnte hatte es ein Standardprogramm gegeben: Einer stellte etwas an, musste zum Jugendanwalt, es gab Abklärungen, dann kam er in ein Lehrlingsheim, vier Jahre, Austritt, fertig. «Solche 08/15-Behandlungen sind selten geworden», sagt Delli Gatti. Heute gibt es mehr Zwischenlösungen, Betreuungen, Einsätze von Sozialpädagogen bei Familien.
Individuelle Programme bedeuten aber auch: mehr Abklärungen, mehr ausprobieren, mehr Geld ausgeben. Die Jugendanwaltschaften arbeiten mit rund 300 Institutionen zusammen, um die verschiedenen Bedürfnisse abzudecken. Das habe auch damit zu tun, dass die Anforderungen im «realen Leben» gestiegen seien, sagt Delli Gatti. «Man kann heute nicht mehr einfach bei Sulzer anfragen: ‹Du, ich hätte da einen. Er ist echli schwieriger. Hast du etwas, im Lager vielleicht?› Dann kommt die Antwort: ‹Du, das Lager ist vollautomatisch. Kann dein Junge einen Computer programmieren?›»
Es gibt weitere Kostentreiber. Der Bund subventioniert Jugendheime, macht ihnen aber auch Vorschriften, die strenger werden. Wohngruppen werden kleiner, die Betreuungsverhältnisse besser. 2007 führte der Bund ein neues Jugendstrafrecht ein – seither ist die Zahl der psychiatrischen Gutachten in die Höhe geschnellt. 2002 waren es 12, zehn Jahre später 66.
Früher blieben die Ausgaben der Jugendanwaltschaft ausserhalb des politischen Radars. Seit dem Fall Carlos stehen sie plötzlich im Zentrum einer hitzigen Debatte. Kantonsrat Jean-Philippe Pinto (CVP) sagt: «Bis jetzt war der Ansatz:
Man soll jeden Jugendlichen integrieren, koste es, was es wolle.» (Tages-Anzeiger)
KOMMENTAR: Die Publikation des Falles Carlos hat immerhin eine Erkenntnis gebracht: Es darf nicht sein, dass Inhaftierte beliebig viel kosten dürfen, nur weil die Intergration oberste Prioriät hat. Rund um die Betreuung Straffälliger nistete sich ein Heer von Therapeuten ein, die sich am Geldsegen partizipiere .
Medien sei Dank, dass dieser Missstand an die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Die Diskussion weckt die Hoffnung: Sie könnte zu einer Korrektur führen.