Knall bei der NZZ:
Chefredaktor Markus Spillmann überraschend abgesetzt
Ein Blick zurück:
Zum fragwürdigen Auftritt von Markus Spillmann bei Anne Will war ich mit meiner Kritik nicht allein.
Markus Spillmann hatte damals nicht nur sich selbst mit seinem Auftritt geschadet, sondern auch dem Image der NZZ und der Schweiz.
Mich hat es gewundert, dass sich ein Chefredaktor der renommierten NZZ für seinen Auftritt nicht richtig vorbereitet hatte, obwohl er genau wusste, dass er vor einem Millionenpublikum die Chance hat, seine Botschaft kund zu tun.
Dass der erste Eindruck prägend ist, sollte einem Profi - Medienmann bekannt sein. Dass ein TV Auftritt keine Schreibe ist, müsste eigentlich ein Printjournalist ebenfalls wissen.
Das Publikum darf von einem Gesprächsteilnehmer Aufmerksamkeit und Präsenz erwarten.
Spillmann Verhalten widerspiegelte Desinteresse, Langweile und Missmut.
Ich zitiere aus PERSOENLICH.COM:
Köppel und Mörgeli kritisieren Spillmanns ARD-Auftritt
"Ich war froh, dass er sich keinen Joint anzündete", schreibt Mörgeli.
Obwohl der Auftritt von SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli und NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann im deutschen Fernsehen schon einige Tage zurück liegt, wird der ARD-Talk mit Anne Will in der aktuellen "Weltwoche" gleich zweimal ausführlich thematisiert.
NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann kommt dabei nicht gut weg: Im Artikel "Wir sind Europa" bezeichnet "Weltwoche"-Chefredaktor Roger Köppel Spillmanns Auftritt als "erschütternd". Er habe seinen Augen nicht getraut, als der "dandyhafte" Spillmann nicht neben dem zweiten Schweizer Platz genommen habe. Willy Bertscher, von 1933 bis 1967 NZZ-Chefredaktor, wäre bestimmt neben Mörgeli gesessen, schreibt Köppel weiter. Spillmann hingegen habe auf einer Linie mit der "linken europäischen Angriffsachse" argumentiert.
Auch Christoph Mörgeli, welcher selber in der Talk-Sendung sass und in den Medien vor allem wegen seines "einbetonierten Lächelns" veräppelt wurde, lässt kein gutes Haar an Spillmann. In seiner "Weltwoche"-Kolumne kritisiert er den 3-Tage-Bart des NZZ-Chrefredaktors, welcher "zeitweilig zu entschlummern drohte". Er sei schon froh gewesen, dass sich Spillman während der Sendung keinen Joint angezündet habe, so Mörgelis Fazit. (set)
Der Kommentar aus meinem Blog:
Nach den zahlreichen negativen Kommentaren zum fragwürdigen Verhalten Spiellmanns, schaute ich mir die Sendung nochmals an und hatte geschrieben:
Die Echos über den Auftritt der Schweizer Akteure Spillmann und Mörgeli entsprachen der Gesinnung der Kritiker. Die Gegner der Masseneinwanderungsinitiative liessen Mörgeli klein aussehen. Die Befürworter loben zwar Mörgelis Standfestigkeit.
Das Konzept der Sendung war eindeutig so konzipiert, dass Titel, Auswahl des Publikums und die Moderatorin Anne Will die Schweiz als Abschottungsland, als Rosinenpicker hinstellen wollte.
Mörgeli betonte nach meinem Dafürhalten immerhin das Selbstbestimmungsrecht der Schweiz. Doch spielte er nach gewohnter Manier zu sehr den Wadenbeisser.
Spillmann (NZZ) wirkte eindeutig fade, farblos und überzeugte mit seiner gepielten lässigen, desinteressierte Haltung das Publikum nicht. Seine Mimik signalisierte vielfach mürrisches "Nicht - Einverständnis". Inhaltlich differenzierte er hingegen die Problematik sehr geschickt, so dass er wie ein Ueberflieger die Diskussion aus einer Expertenwarte aus ins neutrale Licht zu rücken verstand. Dass er am deutschen Fernsehen Blocher als Brandstifter bezeichnete, war deplaziert und ist für einen Chefredaktor einer angesehenen Zeitung bedenklich.
Ende Zitat.
Ich gehe davon aus, dass der NZZ Chefredaktor aich auch interne Kritik gefallen lassen musste.
Die Absetzung wird damit begründet, dass Spillmann und der Verwaltungsrat «unterschiedliche Vorstellungen» bei der Umsetzung einer Neuorganisation im Bereich Print hatten. «Der Verwaltungsrat möchte immerhin - laut BLICK - Markus Spillmann weiter im Unternehmen halten und will mit ihm diesbezügliche Optionen prüfen.»
Spillmanns Absetzung per Ende Jahr erfolgt aber recht überraschend. In den letzten Jahren konnte Spillmann viele hochkarätige Journalisten anwerben und hatte den digitalen Wandel nachvollzogen.
Ein weiterer kritischer Rückblick:
Anderseits ist bekannt, dass sich Spillmann für einen anderen gravierenden Patzer entschuldigen musste:
Es ging um einen schwulenfeindlichen Kommentar "Von Missionen, Macht und deren Missbrauch" (erschienen in der NZZ-Freitagsausgabe sowie online) über das Coming-out von Apple-Chef Tim Cook. Journalistin Christiane Hanna Henkel stösst auf Unverständnis: Sie schreibt in ihrem Kommentar, dass Cook Machtmissbrauch begehe, wenn er sich zum Schwulsein bekennt. Weiter heisst es etwa: "Dieser Schritt mag aus Cooks persönlicher Perspektive nachvollziehbar sein. Aus einer professionellen Perspektive hingegen ist er ein Fehltritt." Oder: "Sind Heterosexuelle oder generell Minderheiten weniger 'beschenkt'?"
Nach diesen Beitrag musste sich Chefredaktor Markus Spillmann auf nzz.ch und via soziale Medien öffentlich für den Fauxpas entschuldigen.
Ferner habe ich Markus Spillmann auch in der Arena wie auch als Moderator im NZZ Standpunkte negativ erlebt.
Ich konnte Markus Spillmann anlässlich eines Besuches bei einer Arena hautnah beobachten und stellte damals fest, dass Zuhören nicht seine Stärke ist. Wenn sein Konrahent gegen ihn argumentierte, unterhielt er sich mit seinem Nachbarn.
Dem sicherlich hoch - intelligente Printjournalist fehlt es leider an Empathie, an Ausstrahlung.
Bei NZZ Standpunkte mangelte ihm zudem beim Moderieren auch handwerkliches Können. Im Gegensatz zu Marco Färber fehlten Spillmann wichtige Bausteine, die ein Journalist bei elektronischen Medien kennen und beherrschen müsste. Er stellte zu viele Frageketten, wirkte zu oft abwesend und erkannte nicht , wie oft er die männliche Form wiederholte: "Liebe Zuschauer und Zuschauer". Die fehlende Ausstrahlung eines Menschen lässt sich leider nicht aufpropfen. Aber hinsichtlich Lockerheit konnte man bei Markus Spillmann immerhin im Laufe der Zeit wesentliche Fortschritte feststellen.
Der eigenwillige Journalist Spillmann, der Erfolge vorweisen kann, wirkte für mich generell zu selbstgefällig. Seine Neulancierung von NZZ.ch konnte er als Erfolg buchen. Auch der Einbau seiner erste Paywall in der Schweiz. Mit dem Paywall bei der NZZ wurde aber verkannt, dass die heutigen jungen Internetnutzer von bezahlbaren Seiten Abstand nehmen und mit dem Paywall der Oeffentlichkeit eine lästige Hürde eingebaut wird, die letztlich weniger bringt, als das rege benutzte Gratisangebot, das über die Werbung bezahlt wird. Fachleute sind sich heute bei diesen Fragen nicht einig.
Ich vertrete die Meinung: Das Netz INTERNET sollte ein frei verfügbares Netz bleiben.
Als NACHTRAG aus dem Kommentar im Tagi:
Es gibt bei der «Neuen Zürcher Zeitung» keine Tabus mehr. Erst verkündete das Traditionsblatt die Schliessung der Druckerei. Nun trennt sich der Verwaltungsrat abrupt von Chefredaktor Markus Spillmann. Das ist eine Premiere in der 234-jährigen Geschichte der Zeitung. Bis dato bestimmte ein NZZ-Chef selbst, wann er in Rente geht. Dass Spillmann gehen muss, überrascht nicht. In den letzten zwölf Monaten bekundete er Mühe mit der Führung der Zeitung, traf ungeschickte Personalentscheide und fiel in der Öffentlichkeit mit überheblichen Auftritten auf. Es gab Uneinigkeiten im Umgang mit den digitalen Herausforderungen, und die schlechte Stimmung auf der Redaktion brachte Spillmann in die Kritik. Auch publizistisch fiel der NZZ-Chef kaum durch inspirierende Analysen auf.
Aus MEEDIA:
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