Klaus Heer, Paartherapeut, findet in seinem Interview im Tagi:
Das SMS als erotischer Verstärker?
Erst wenn einer der beiden fremdgeht, entdeckt er die erotische Potenz
der Kurznachrichten – mit jemand anderem. Sogar sprachhölzerne Männer
werden plötzlich richtig poetisch, zur Verblüffung ihrer angestammten
Partnerin.
Was macht die Kurznachricht so potent?
Im Moment, wo ich sie losschicke, kommt sie schon an. Diese erotische
Unmittelbarkeit lässt die Schmetterlinge tanzen. Auch wenn man schon
zehn, zwanzig Jahre zusammen ist. Vorausgesetzt natürlich, man ist
beherzt und etwas sprachbegabt.
Ist Sprache denn erotischer als ein Bild?
Ja, sicher! Viel, viel wirkmächtiger. Das Wort fährt direkt in das Lustzentrum.
Geben Sie ein Beispiel.
Okay, ich probiers mal: «Wie lange haben wir nicht mehr zart gefüsselt
unter dem Tisch! Fünf Jahre oder zehn? Ich stell grad fest: Es fehlt
mir, jetzt wos so warm ist, draussen und zwischen dir und mir.»
KOMMENTAR: Ich vertrete nach wie vor die Meinung, dass das BILD mehr beeinflusst als das abstrakte Wort. Wenn Klaus Heer behauptet, das Wort fahre direkt in Lustzentrum, so teile ich diese Meinung nur mit der Zusatzbemerkung: Das WORT muss beim Adressaten ein BILD auslösen. Die Aussage der Familientherpeutin Virginia Satir finde ich treffend:
Worte haben keine Energie, solange sie nicht ein Bild auslösen.
Das Wort an sich bedeutet nichts, rein gar nichts. Etwas was ich immer im
Auge behalte ist:
Welches sind die Worte, die bei den Menschen Bilder auslösen? Denn: Die
Menschen folgen dem Gefühl des Bildes.
Dieser Gedanke von Virginia Satir müsste bei Kommunikationsprozessen vermehrt Beachtung finden,
der uns im Zusammenhang mit der Bildungslandschaft der Zukunft weiterbringen
könnte: Ohne Bild keine Bildung. Ohne Bilder keine
Leistungsverbesserungen. Nicht nur die Werbung, die Suggestopädie, das
autogene Training, die Hypnose beeinflussen unser Verhalten mit Bildern.
Die These von Virginia Satir gilt auch beim Beispiel in obigem Interview. Der Satz "zart gefüsselt unter dem Tisch" löst ein konkretes Bild aus und bestätigt, dass Virginia Satirs These zutrifft.
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