Dienstag, 19. August 2014

Es geht um die Glaubwürdigkeit

 

Kommunikations-Profi Marcus Knill über Geri Müllers Auftritt

 «Vieles tönt nach faulen Ausreden»

ZÜRICH (Blick-online) - Geri Müller trat heute vor die Medien und gab eine Erklärung zur Nackt-Selfie-Affäre ab. Blick.ch hat mit Kommunikationsexperte Marcus Knill gesprochen, der den öffentlichen Auftritt analysiert.

Herr Knill, wie hat Geri Müller bei seiner Beichte heute Vormittag auf Sie gewirkt?

Marcus Knill: Geri Müller hat versucht einsichtig zu wirken, hat seinen Blick immer wieder gesenkt. Doch er hat weitgehend abgelesen. Seine Erklärung wirkte, als ob ihm jemand den Text vorgegeben hätte. Das, was er sagte, kam aus meiner Sicht nicht von Herzen. Man merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Der Auftritt als Ganzes hat mich nicht überzeugt. Es war mehr eine Pflichtübung.


War der Schritt vor die Medien richtig?

Ja, es war richtig, aber zu spät. Müller hätte sofort offen und proaktiv handeln sollen. Seit Sonntag ist so viel passiert. Es gibt neue Fakten, die ganze Schweiz lacht über Geri Müller. Er gab sich der Lächerlichkeit preis. Die anfängliche Reaktion ging in die Hose. Hätte er schneller reagiert, würden die Leute ihm wohl eher vertrauen. Und es gibt trotz Pressekonferenz noch viele offene Fragen. Sein Statement war ein Monolog. Dass die Presse nach der Erklärung keine Fragen stellen konnte, ist eine Zumutung für jeden Journalisten. Es fehlte ihm der Mut zu einem Dialog mit den Journalisten.


Wie glaubwürdig waren Geri Müllers Aussagen?

Geri Müller hat viele widersprüchliche oder paradoxe Aussagen gemacht. Man kann nicht von seinen «dunklen Seiten» sprechen und dann die Schuld von sich weisen (Geri Müller sagte, die SMS hätten «keine erregende Funktion gehabt, Anm.d.Red). Ich bezweifle, dass das stimmt. Viele Beispiele riechen nach faulen Ausreden. Das macht die Aussage unglaubwürdig und das stösst den Leuten sauer auf.


Welche Konsequenzen hat die Nackt-Selfie-Affäre für Müller?

Das hängt jetzt davon ab, ob die Leute ihm glauben. Aber seine Aussage, dass er auch weiterhin auf das Vertrauen seine Wähler hofft, ist Politiker-Gefasel. Das ist nicht echt. Geri Müller ist als Stadtammann nicht tragbar. Und einen Nationalrat, der sagt, er sei dumm und naiv, und der in einer Krisensituation die Nerven verliert, muss man sich fragen, ob er in seinem Amt noch tragbar ist.


Ist sein Ruf langfristig geschädigt oder kann er das Vertrauen seiner Wähler zurückerlangen?

Auch in schlimmen Situationen kann der Ruf verbessert werden, aber es wird immer schwieriger und heikler. Das geht nur mit Offenheit und Klarheit. Geri Müller hätte heute echt wirken, Bescheidenheit zeigen und die Konsequenzen tragen müssen. Ich sehe schwarz für ihn für die Zukunft.


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Verschiedenen Journalisten wollten von mir erfahren. ob der grünen Nationalrat Geri Müller mit seinem Auftritt der Befreiungsschlag gelungen sei.  FAZIT: Ich bin skeptisch

Zum heutigen Auftritt:
 Sich zu entschuldigen war richtig. Doch müsste die Schuld voll und ganz auf sich genommen werden.
Eine Entschuldigung - ein Mea Culpa darf nicht abgelesen werden. Der Augenkontakt ist die Nabelschnur der Kommunikation. Der Auftritt Müllers überzeugte nicht, weil die Hörer spürten, dass das Schuldeingeständnis nicht von Herzen kam. Ich hatte das Gefühl, ein Berater habe Geri Müller einen Text verfasst, den er ablesen musste.



Dennoch konnte Geri Müller bei vielen Journalisten Mitleid erzeugen.
Es gilt  zu berücksichtigen, dass es letztlich um den Ruf, um das Image eines bekannten Politikers geht.
Durch das zu lange Warten mit dem Eingeständnis wurde der Badener Stapi zu stark der Lächerlichkeit preisgegeben. Auch die Summe der Kommunikationspannen am Anfang hatten einen zu grossen Schaden hinterlassen.
Hinsichtlich Glaubwürdigkeit war der heutige Medienauftritt kein grosser Gewinn. Ein Politiker der eingestehen muss, dass er in Krisensituationen nicht mehr Herr seiner Gefühle ist, hat ein Problem.
Weshalb hatte er nicht den Mut, sich den Fragen der Journalisten zu stellen? Seine Dialogverweigerung kam nicht gut an. Lieber eine überzeugender Auftritt und dann Schluss - als viele Medienauftritte. Heute ist im CLUB ist schon wieder Müller Time.
Der angeschlagene Politiker hat sich zu oft entschuldigt. Andererseits aber hat er seine Handlungen relativiert, indem er gesagt hat, dass dies jedem passieren könne und andere einfach mehr Glück gehabt hätten. Wenn er schon ein Schuldeingeständnis macht, dann ein richtiges.


Wenn ein Nationalrat so tief im Sumpf drin ist, ist es schwierig wieder ein Saubermann zu werden. Geri Müller ist angeschlagen, er ist nicht mehr das Gleiche. Das hat man ihm angesehen. Wir werden weiter mitverfolgen können, ob es ihm gelingen wird wieder etwas vom Vertrauen von Partei und Bürger zurück zu gewinnen. Die Geschichte bleibt spannend wie ein Krimi. Selbstverständlich könnte der Angeschossene sein Amt aussitzen. Niemand kann ihn entlassen. Ich kenne keinen Politiker, der  sich um sein Image keinen Deut schert. Bekanntlich schlägt Image Fakten. Ein Aussitzen ist somit keine taugliche Lösung.

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