Das Sicherheitsbedürfnis hat erste Priorität
Wenn Bundesrätin Widmer-Schlumpf die Bedenken der Tessiner nicht ernst nimmt, macht sie einen gravierenden Fehler, der sich später rächen könnte.
Ich zitiere Blick-online:
Lässt Widmer-Schlumpf die Südschweiz hängen?Einbrecher plündern das Tessin
Im Tessin häufen sich die Einbrüche. Der Gemeindepräsident von
Mendrisio bittet deshalb Bundesrätin Widmer-Schlumpf um Hilfe. Doch
diese bleibt vorerst aus.
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Die Angst geht um in Mendrisio TI.
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Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.
Keystone
Sie sind gewaltbereit, gut organisiert und haben keine Skrupel.
Sie kommen aus Italien, nutzen verwaiste Grenzübergänge als
Schlupflöcher und brechen zu jeder Tages- und Nachtzeit in die Häuser
ein. Egal, ob die Bewohner anwesend sind oder nicht. Eine neue Art von
Räubern sorgt seit letztem Herbst für Unsicherheit im Südtessin.
«Einbrecher
haben wir schon seit einigen Jahren. Doch ihre Vorgehensweise hat sich
in den letzten Monaten geändert. Die Täter scheuen den Kontakt zu den
Opfern nicht mehr», sagt Carlo Croci (51), Gemeindepräsident von
Mendrisio TI. «Die Bevölkerung hat Angst. Wir müssen etwas machen.» Er
schreibt im März einen Eilbrief an Bern.
Weitere
17 Bürgermeister der Region Mendrisiotto unterzeichnen. Sie fordern:
«Schliesst die kleinen unbewachten Grenzübergänge! Unterstützt unsere
Kapo und Gemeindepolizei! Wir schaffen es nicht mehr allein! Unsere
Bevölkerung ist am Limit!»
Die Gemeindepräsidenten schlagen vor,
die unbewachten Grenzübergänge nachts zu schliessen, um
Kriminaltouristen an der Einreise zu hindern. Von den 21 Übergängen der
Region sind 15 unbewacht.
Der Hilfeschrei verhallt. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf
(58, BDP) antwortet zwar – aber nicht wie von den Tessinern erhofft.
«Unser Zollgesetz erlaubt die Schliessung öffentlicher Fahrstrassen
nicht. Zudem würde dies gegen das Abkommen von Schengen verstossen.»
«Wir sind enttäuscht»
Eine
kalte Dusche, findet Croci. «Wir sind enttäuscht. Der Brief ist zwar
korrekt. Aber was nützt es uns? Eine Ausnahmesituation braucht eine
Ausnahmeregelung. Wir hatten so grosse Hoffnung in Bern gesetzt.»
Auch
finanzielle Unterstützung hatte man sich erhofft. «Wir brauchen mehr
Finanzmittel, um die Grenzwacht und unsere Polizeien auszubauen»,
schreibt Croci im Namen seiner Kollegen. Die Eidgenossenschaft, deren
Aufgabe es sei, die Sicherheit im Mendrisiotto zu garantieren, und die
über die finanziellen Möglichkeiten verfüge, müsse die Forderung ernst
nehmen.
Finanzministerin Widmer-Schlumpf verteidigt die Berner
Prioritäten. «Zurzeit werden 20 italienischsprachige Grenzwächter
ausgebildet und 2015 im Tessin eingesetzt», schreibt sie. Mehr sei nicht
drin, schliesslich müsse der Bundesrat 300 Millionen Franken an
Personalausgaben einsparen.
Die Politikerin nimmt die Südtessiner
in die Verantwortung: «Nutzt die Ressourcen vor Ort halt optimal und
das, was zur Verfügung steht, um die Sicherheit im Grenzgebiet zu
stärken.»
KOMMENTAR: Wer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung nicht ernst nimmt, muss sich nicht verwundern, wenn dies ein politisches Nachspiel hat.
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